Ein ganz besonderes Theaterfest
Ein ganz besonderes Theaterfest
von Claudia Mohrherr
Was hat das Märchen „Des Kaisers schöne Kleider“ von H. C. Andersen und „Astutuli“ von Carl Orff gemeinsam? Dies galt es herauszufinden und die „Moral von der Geschicht“ auf die Bühne zu bringen. Eine Herausforderung, der sich drei Schultheatergruppen stellten und ihre Inszenierung am 3. Juli in Andechs dem Publikum gezeigt haben.
Julia Siemons, Mitarbeiterin des künstlerischen Betriebsbüros ORFF in Andechs und Leiterin des Projektes, hat zu diesem außergewöhnlichen Theaterfest eingeladen. Schon im Herbst letzten Jahres hatten alle bayerischen Schulen eine Einladung samt Flyer mit Aufgabenbeschreibung und Programm erhalten. Die Resonanz war ernüchternd. „Gerade mal acht Schulen hatten sich bis Januar angemeldet und davon sind fünf wieder abgesprungen, leider“ erklärt Frau Siemons.
Bei dem Theaterfest, das eigentlich ein Workshop ist und über den ganzen Tag dauert, geht es nicht in erster Linie ums Zeigen oder Vorführen von Gelerntem, sondern auch und vor allem um das Hinführen und das Vermitteln von Kreativität. Ganz im Orffschen Sinne also, bereiten sich die Schüler und Schülerinnen der Realschule Herrsching und des Gymnasium Unterschleißheim und Augsburg auf ihren Auftritt vor. Nach einer kurzen Begrüßung trennen sich schon wieder die Wege der einzelnen Klassen und sie verabschieden sich in ihre Proberäume.
Der künstlerische Leiter der Carl Orff Festspiele in Andechs, Marcus Everding, zeigt und erklärt den „jungen Kollegen“, wie er sie respektvoll nennt, die Prinzipien einer Theateraufführung. Eine Alltagsszene, ein Konflikt – Vater, Mutter und Kind. Wie ein Maler, der in zwei, drei Strichen eine Illusion zu vermitteln vermag, gelingt es Everding, die Schüler mit nur wenig akzentuierten Dialogen in Szene zu setzen. Er führt Regie ohne sie einzuengen, und so entsteht eine Leichtigkeit, die es den Jungen und Mädchen ermöglicht sich und ihre Rolle zu entwickeln und zu finden.
Als Probenraum der Theatergruppe aus Herrsching dient der alte renovierte Kuhstall des Florian Stadls. Hier bereiten sich die 13–14-Jährigen auf die Vorstellung vor. Stimme, Mimik und Gestik verleiht einem Stück die gewünschte Wirkung, die müssen daher sitzen. Beispielsweise sollen die Schüler auf Anweisung „kauen wie die Kühe“. Und schon bewegen und mahlen sie den Mund in großen Kreisen um ihre Kieferknochen. Im Probenraum ist es laut und lebendig, es wird geübt, gelacht und gescherzt.
Nach einer kurzen Mittagspause, wird es für die Schauspieler ernst. Die Vorstellung beginnt um 15 Uhr im Florian Stadl. Dort, wo früher das Heu gelagert wurde und die Tiere untergebracht waren, ist ein großer Theaterraum entstanden. Von der großen Bühne, die von schweren und hohen Dachbalken flankiert ist, sieht man hinunter in den großen Raum, wo das Publikum langsam Platz nimmt. Obwohl sie sich wochenlang auf die Aufführung und auf die gestellte Aufgabe vorbereitet haben, kommt nun Lampenfieber auf. Doch für Nervosität bleibt nicht viel Zeit, schon wird die erste Gruppe angekündigt.
Alle drei Schüler- Inszenierungen haben den Gedanken von „Des Kaisers neue Kleider“ und Astutuli aufgenommen und dem Publikum dabei drei völlig verschiedene Interpretationen gezeigt. Mit fast pantomimischer Kunst kommt das Stück „Bak Geliyor“ der Klasse aus Augsburg daher und zeigt dem erstaunten Publikum einen unsichtbaren Kaiser. In „Der Glotzenmonarch“, gespielt von der Theatergruppe der Realschule Herrsching, versucht der ungeliebte Kaiser, sich mit Hilfe von Heidi und Bruce zu neuem Ruhm und Ansehen zu verhelfen und steht am Ende als gekrönter Fußballfan auf der Bühne. Ein Schauspiel, mit witzigen Dialogen und viel scharfsinnigen Pointen. Auch die Theatergruppe des Gymnasiums Unterschleißheim überzeugt mit dem Stück „Das Ko-Komische Kopfkleid“ sein Publikum und die Jury. Eine herrliche Darstellung die mit klugen Dialogen und dazu perfekter musikalischer Untermalung Phantasie und Wirklichkeit darzustellen versteht.
Am Schluss stehen alle drei Gruppen nochmals auf der Bühne und Marcus Everding applaudiert und kührt den Sieger. Gewonnen hat den Wettbewerb die Theatergruppe des Gymnasium Unterschleißheim. Sie werden zu einer Probe für das Stück „Ein Sommernachtstraum“ nach Andechs eingeladen und dürfen den Profis bei der Arbeit zusehen.
Veranstaltungsort
Für die Inhalte der Veranstaltungen tragen die jeweiligen Veranstalter die Verantwortung.
