Das Magazin für das Bayerische Oberland
So190
19. May 2024
Mo200
20. May 2024
Di210
21. May 2024
Mi220
22. May 2024
Fr240
24. May 2024
Sa250
25. May 2024
28.03.2011
20:30Uhr

Richard Siegal / The Bakery ©oPirates

Wo liegen die Grenzen zwischen Austausch und Diebstahl? Wo beginnt das Phänomen der „Piraterie"? ©oPirates bindet das Publikum in die Performances von Tänzern, Künstlern und Gruppen wie Parkour, Attac-Chor und Piratenpartei ein. In diesem energiegeladenen Umfeld treibt eine Sopranistin das Geschehen voran, unterstützt vom Münchner Performancekünstler Alexeij Sagerer. Jede Aufführung von ©oPirates ist ein spontanes Ereignis. ©oPirates erforscht das Phänomen Gemeinschaft und ihr Potenzial, als Setting für Ideen und Überraschungen, als tänzerisches Rendezvous und völlig schräge Party!

Wenn sich Menschen zusammentun, kann daraus alles Mögliche entstehen: Ein Festival und ein Krieg, eine Party und eine Schlacht, gemeinsam erlebte Freude, und auch ein Tanz, in dem jeder seine Singularität in einer Spirale von Wörtern und Gesten zum Ausdruck bringt.

Richard Siegals neueste Arbeit ©oPirates führt das Publikum mit zahlreichen Performancegruppen zusammen, die alle ihre eigene Sprache sprechen. Gemeinsam, nebeneinander, nacheinander agieren sie die diffizile Frage von Gemeinsamkeiten in der zeitgenössischen Gesellschaft aus.



richard siegal©oPirates setzt eine Vielzahl von Performern nicht nur in Szene, sondern auch in Relation zueinander, darunter Münchner Gruppen wie Parkour, Attac-Chor, d‘Schwuhplattler, eine ungarische Tänzergruppe sowie Mitglieder der Piratenpartei. Hinzu kommen „Pop“-Tänzer von der Elfenbeinküste.

Das Stück hält die kollektiven Identitäten innerhalb dieser eklektischen Versammlung aufrecht, indem es die Distanzen und Näheverhältnisse zwischen den unterschiedlichen Gemeinschaften verhandelt. Der Gedanke der Piraterie dient als Leitmotiv, weil es sich dabei nicht nur um eine Vorgehensweise jenseits akzeptierter Konventionen handelt, sondern auch um ein wirksames pädagogisches Instrument: Indem sich die Gemeinschaften gegenseitig bestehlen, lernen sie unvermeidlich voneinander und verwischen dadurch die Grenzen ihrer kollektiven Identität.

richard siegalAngenommen, es gibt eine Grenze dessen, was du und ich teilen können. Angenommen, es ist unmöglich, einander ganz und gar zu verstehen und dass die Anerkennung dieser Tatsache einen positiven Wert darstellt. Es bleibt die Frage: Was kann ich von dir lernen? Was können wir gemeinsam erreichen? Sobald ich an die Grenze dessen stoße, was wir teilen können, beginne ich zu verstehen, wer du bist.

Wenn unterschiedliche Performer zusammenarbeiten ohne ineinander aufzugehen, wenn Disco auf ungarische Volksmusik trifft, ohne die eigene Identität zu verlieren, dann kann daraus etwas Gemeinsames entstehen. Die Musik kann zum Vehikel für eine unaussprechliche Empfindung werden, die dennoch jeder begreifen kann.

Mit ihrer Stimme kreiert die Sopranistin Yvonne Madrid eine ätherische Atmosphäre, während Performance-Künstler Alexeij Sagerer seine spezifische Art der Gesellschaftskritik artikuliert. Die Performer arbeiten sowohl quer zueinander als auch miteinander, um ihr Wissen zu teilen und gleichzeitig ihre Einzigartigkeit zu behaupten. Sie bewegen sich auf dem schmalen Grat zwischen Identität und Differenz. Sie hebeln die etablierte Strukturierung kollektiver Identitäten aus, indem sie deren Trennlinien nachspüren. Der Status Quo wird durch die Besetzung seiner Grenzen neu definiert: Legitimität wird durch unzählige Akte der Sabotage geschaffen – dies ist das Kernprinzip von Piraterie.

richard siegalInspiriert von Giorgio Agambens Idee einer „kommenden Gemeinschaft“, ist ©oPirates ein Spektakel, das unsere Fragen und Bestrebungen, unsere Träume und Sehnsüchte, unseren Großmut und unsere Ängste inszeniert. Die Zuschauer werden zu Komplizen – ©oPiraten –, indem sie die Bedeutungsebenen des Stücks aktiv für sich selbst erschließen. Weder simple Performance noch konventionelle Show, weder Tanz noch Party, zelebriert ©oPirates das Aufeinandertreffen einer Vielfalt von Bildern, Liedern, Klängen und Menschen in einem kollektiven Ereignis. ©oPirates ist eine aufrüttelnde Erfahrung im Hier und Jetzt. (Barbara Formis)

Choreographie

Richard Siegal (The Bakery)

Tänzer

Anelka Chanel, Caroline Geiger, Prince Kreol, Sebastien Mari, Camille Revol, Paula Sanchez, Franck Edmond Yao

Gesang

Yvonne Madrid

Performancekünstler proT Gast

Alexeij Sagerer

Komponist

Lorenzo Bianchi

Dramaturgie

Chantal Pontbriand, Barbara Formis

Licht-Design

Pipon

Interaktive Systeme

Jean-Philippe Lambert

©oPiraten/Tanzwerkstatt Europa

Aurelia Baumgartner, Csilla Durku, Bassem El-Tamimi, Suzanne Fischer, Katharina Gomboc, Ingrid Püttner, Carolin Theuring

Münchner Gruppen

Attac-Chor München, d‘Schwuhplattler, Green City, ParkourOne_Parkour München, Piratenpartei, Regös ungarisches Folklore-Ensemble

©oPirates ist eine Produktion von The Bakery in Koproduktion mit DANCE 2010 (München), dem Muffatwerk (München), Künstlerhaus Mousonturm, (Frankfurt a. Main), PACT Zollverein (Essen), gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Fonds Darstellende Künste, Goethe-Institut und Amerikanisches Generalkonsulat München.

Eintritt

VVK € 13; AK € 15; · erm. AK € 10

Tickets

An allen bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter 018 05-44 70
(0,14 Euro/Minute aus dem deutschen Festnetz) und auf www.muffatwerk.de

Veranstaltungsort

Zellstrasse 4
81667 München

Für die Inhalte der Veranstaltungen tragen die jeweiligen Veranstalter die Verantwortung.

NEWS