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Eurasburger Forst, Starnberger See

Naturvielfalt am See

Von Benjamin Engel

Sankt Heinrich, 5.1.2020 - Nur unweit des Badegeländes am Starnberger Sees bei Sankt Heinrich zeigt sich der Wald überraschend artenreich. Nördlich des Karniffelbachs wachsen Rosskastanien, Linden, Spitzahorn, Ulmen oder Haselnussbäume auf engstem Raum. Sogar eine Eibe spitzt ein paar Meter vom Weg entfernt zwischen den Laubbäumen hervor. Das Holz der Eibe war im Mittelalter begehrt, um Langbögen anzufertigen, weswegen sie selten wurde. „Ich will den Blick schärfen, welche Vielfalt hier unten am See herrscht“, erklärt Georg van Bebber einer Gruppe des Ostuferschutzverbandes. Dessen Mitglieder führt der Revierleiter des Eurasburger Forstes an einem Novembertag durch sein Zuständigkeitsgebiet. Dort arbeitet er für die Bayerischen Staatsforsten daran, den Wald möglichst nachhaltig und ökologisch zu bewirtschaften.

1350 Hektar groß ist das Revier von Georg van Bebber im Eurasburger Forst. Es erstreckt sich im Norden bei Weidenkam bis südlich von Sankt Heinrich. Im Westen wird es vom Starnberger Seeufer begrenzt und reicht nach Osten bis an Eurasburg heran. Dort arbeitet Georg van Bebber daran, einen artenreichen Mischwald aufzubauen. So reagieren die Bayerischen Staatsforsten auf den Klimawandel mit höheren Temperaturen und längeren Trockenperioden. Diese Witterungsbedingungen setzen vor allem der nur flachwurzelnden Fichte zu. Daher ist die Zeit der Monokulturen dieser Baumart abgelaufen.

Den Wald artenreicher machen

Tiefer im Eurasburger Forst haben Stürme Lücken in die Fichtenbestände gerissen. Dort hat Georg van Bebber Weißtannensetzlinge gepflanzt. Ihr Anteil soll langfristig auf 25 Prozent steigen. Sie sollen den Wald artenreicher machen. „Die Tanne ist heute vitaler als die Fichte“, sagt Georg van Bebber. Deswegen treiben die Bayerischen Staatsforsten auch ihre sogenannte Tannenoffensive voran. An deren Schluss soll der Fichtenbestand begrenzt werden und bei etwa 40 Prozent liegen. Aufgelockert werden sollen die Wälder beispielsweise durch Bergahorn, Erlen oder die seltene Elsbeere. Ein langfristiger Prozess, wie Georg van Bebber schildert. „Man muss viele Generationen nach vorne schauen.“

Aber gerade damit wollen die Bayerischen Staatsforsten die ökonomischen, ökologischen und auch sozialen Funktionen des Waldes als Erholungsgebiet sicherstellen. Die Bäume speichern etwa Kohlenstoffdioxid und sind für den Trinkwasserhaushalt wichtig. Knapp 810 000 Hektar Wald bewirtschaften die Bayerischen Staatsforsten in Bayern. Für den Betrieb arbeiten insgesamt knapp 3000 Personen. Ein Teil davon ist der Forstbetrieb Bad Tölz mit seinen zehn Revieren. Acht davon erstrecken sich laut Georg van Bebber auf das Hochgebirge. Im gesamten Freistaat wachsen jährlich etwa 6,1 Millionen Kubikmeter Holz nach, von denen aber derzeit nur 5,2 Millionen Kubikmeter genutzt werden. „Wir entnehmen nur aus den Zuwächsen“, erklärt Georg van Bebber die nachhaltige Strategie der Bayerischen Staatsforsten.

Totholzbäume bleiben stehen

Um Lebensräume für Insekten und Vögel zu erhalten, werden Totholzbäume heutzutage auch eher stehen gelassen als zu früheren Zeiten. In Starnberger Seenähe strecken sich aber auch viele mächtige Eichen oder Buchen in die Höhe. Am Waldrand daneben haben die Bayerischen Staatsforsten erst kürzlich sogar eine Blühwiese angelegt. Dort wachsen im Sommer beispielsweise Glockenblumen oder Klatschmohn. Insekten finden so artenreiche Lebensräume. Vor allem freut Georg van Bebber, dass er im Oberland mit seinen vielen Niederschlägen arbeiten darf. „Wir leben in einer glücklichen Ecke“, sagt er.

Foto: Benjamin Engel


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