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Wiedereröffnung des Capitol-Filmtheaters in Bad Tölz am 6. April 2017

Tölzer Lichtspielhaus im neuen Glanz

Von Claudia Koestler

Bad Tölz, 5.4.2017 – Als das „Capitol-Filmtheater“ 1952 am Tölzer Amortplatz eröffnete, galt das Kino als eines der modernsten in Deutschland, der Glamour-Faktor war hoch. Allerdings war insbesondere das Capitol, der größte der drei Kinosäle in dem denkmalgeschützten Gebäude, seither ordentlich in die Jahre gekommen: vergilbte Leinwand, zerschlissene Wandbespannung, von der Decke tropfte es. Doch seit einer umfassenden Renovierung Anfang 2017 bietet es wieder allen Luxus, den man sich in einem Kino vorstellen kann, gepaart mit dem Charme und dem Flair der 1950er Jahre, die nun in neuem Glanz erstrahlen: Neu eröffnet wird das frisch renovierte Lichtspielhaus am Donnerstag, 6. April 2017, mit der Aufführung des Oscar-prämierten Films Moonlight um 20 Uhr.

In der Region und in ganz Deutschland gibt es heute kaum noch Gebäude, die dem Tölzer Lichtspielhaus in Charakter und Größe ebenbürtig sind: Mit vielen authentischen Stilmerkmalen erhalten, wirkt es wie aus der Zeit gefallen. „Ein solch schönes, großes Kino findet man bis nach München nicht mehr“, sagt der Experte Michael Spiegel. Der gebürtige Mannheimer ist Filmtheaterkaufmann, Journalist für Film und Kino und hat bereits seit Jahren Erfahrung in der Entwicklung inhaltlicher kinematografischer Konzepte und Projekte. Dem 49-Jährigen oblag federführend die Renovierung des alten Tölzer Kinos. „So ein Original zu finden, das ist ein echtes Glück, das muss man wertschätzen und unbedingt erhalten“, sagt er.

Neuer Saal und neues Foyer

Rund  100 000 Euro investierte der Betreiber des Kinos, Roland Wolf, in die Renovierung des  Lichtspieltheaters. Im Mittelpunkt der Arbeiten standen die Sanierung der Toiletten und des großen Saals („Capitol“) mit seinen 300 Sitzplätzen. Auch das Kinofoyer wurde verbessert. Zum Beispiel wurde die Kasse mit einer neuen, großen Glasscheibe ausgestattet, so dass Besucher nicht länger nur über die Schalteraussparung mit dem Kassier in Kontakt kommen. „Offener, freundlicher“ werde sich der Kassenbereich nun anfühlen, verspricht Spiegel. Sowohl der typische, gelb-braune Steinboden wie auch die in der Wand eingelassenen Schaukästen aber sind geblieben. „Das sind typische Elemente der 1950er Jahre, daran rütteln wir nicht“, sagt Spiegel. Die große, ursprünglich hölzerne Treppe hinauf ins Capitolkino erhielt einen eleganten, dunkelroten Teppich. Die Glasvitrine im Treppenaufgang wird Raum bieten für eine kleine Ausstellung über die Geschichte des Hauses. Im  Capitol blieben zwar die Sitze und der Teppich, doch die Wände wurden neu mit Stoff bespannt. Eine neue Leinwand wird von nun an zeitgemäße Bildqualität bieten. Um den Charakter des Hauses zu unterstreichen, ließ Spiegel zudem neue, aber stilechte Lampen installieren.

Große Bühne für Kammerkonzerte

Ursprünglich diente das Gebäude einmal der Herstellung von Bier, das „Tölzer Bruckbräu“ war dort untergebracht. Anfang der 1950er Jahre wurde ein Saal des ehemaligen Tölzer Bräus in ein Filmtheater umgebaut. Die Bühne sei „groß genug, um gelegentlich auch Gastspiele von Theaterunternehmen und Kammermusikgemeinschaften zu erlauben“, schrieb die Zeitschrift „Der neue Film“ 1952 über das Tölzer Kino. Und das Magazin lobte dessen Modernität: „Schallschluckplatten an der Rückwand des in warmen Braun- und Beigetönen gehaltenen Zuschauerraumes bewirken einwandfreie akustische Verhältnisse, eine Klimaanlage lässt jede gewünschte Temperatur erzielen.“ Der Architekt habe die Aufgabe vorbildlich gelöst und außerdem noch, neben dem eigentlichen Kinosaal, für die Erstellung eines geschmackvoll ausgestatteten Kassenvorraums, eines hübschen Aufgangs, neuer Toilettenanlagen und eines absolut feuersicheren Vorführraums gesorgt“, begeisterten sich die Autoren.

Im Vorführraum  sind die 35mm-Filmprojektoren natürlich längst modernen Projektoren mit Laptop-Verbindung und Internet-Anschluss gewichen. Doch verloren sind die alten, ratternden Apparate nicht: Ein 35mm-Projektor steht im Vorführraum noch immer einsatzbereit neben den modernen Geräten, hinter ihm im Eck der erste Ernemann-Projektor. „Die Bildqualität, die mit ihnen zu erzielen ist, ist heute noch hervorragend“, sagt Spiegel. Auch alte, dazu passende Filmrollen finden sich im Vorführraum, eine Kopie des „Trio Infernale“ zum Beispiel, säuberlich aufgerollt und in einer schwarzen Pappkartonage verpackt. Denn bei den Änderungen und Verbesserungen des Saals soll es nicht bleiben. Das Haus soll zukünftig als Programmkino und als Filmkunsthaus geführt werden, das auch ein ausliegendes Monatsprogramm ab Mai dieses Jahres umfassen wird. Für deutsche Filme und gehobene Unterhaltung solle weiterhin viel Platz sein, sagt Spiegel. Er will das Film- und Begleitprogramm sukzessive in den kommenden Wochen entwickeln. Von Juni 2017 an geht eine eigene Webseite für das Alte Tölzer Kino online unter www.capitol-kino.de . Und von Herbst 2017 an sind häufiger Originalfassungen und Sonderveranstaltungen geplant. Da wird dann höchstwahrscheinlich auch wieder ein 35mm-Projektor zum Einsatz kommen. 

Fotos: Claudia Koestler


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