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Wolfratshausen-Waldram

Biografisches Kartenspiel über die Nachkriegszeit in Waldram

Von Andrea Weber

Ammerland, 23.1.2025 – Die Ammerlander Künstlerin Christiana Biron entwickelt ein Frage- und Aufgabenspiel für Kinder, das die Erfahrungen jüdischer Menschen in der Nachkriegszeit aufzeigt - kindgerecht aufbereitet. "Esters Welt" handelt von den Erlebnissen der Jüdin Ester Müncz, die im Lager Föhrenwald, im heutigen Wolfratshausen-Waldram als Kind aufwuchs. Im 80zigsten Jahr nach Kriegsende möchte Biron das Lernspiel für den Unterricht an Grundschulen anbieten.

Ein Besuch im Erinnerungsort Badehaus hat die Ammerlander Künstlerin Christiana Biron sehr bewegt. Sie wollte mehr über die Menschen erfahren, die nach dem Krieg als Überlebende des Holocaust im damaligen Lager Föhrenwald eine sichere Herberge fanden. Sie wollte mit Zeitzeugen sprechen. Biron lernte über die Organisation „Teach the Shoa“ die Jüdin Ester Müncz aus Israel kennen, die als Kind in Föhrenwald aufwuchs. Die beiden verabredeten sich online. Die ersten beiden Gespräche hätten sieben Stunden gedauert, erinnert sich Biron. Es ist eine Freundschaft und Zusammenarbeit entstanden. Aus den Erzählungen der 75-Jährigen entwickelte die Ammerlander Künstlerin ein Lernspiel für Grundschulkinder ab acht Jahren. Es heißt „Esters Welt“, ein kindgerecht aufbereitetes Frage- und Aufgabenspiel, das das Leben von Ester in der Nachkriegszeit in Deutschland aufzeigt.

„Man sah noch überall die Spuren des Krieges“

Christiana Biron, heute 47 Jahre alt, Mutter einer 14-jährigen Tochter, hat ihre Kreativität in der Kunst auch stets den Kindern gewidmet. Sie hat Mut bewiesen und reiste kurz nach dem Ende des Jugoslawienkriegs nach Sarajevo, um dort sowohl eine Künstlergruppe mit Künstlern aus der Kunstakademie, als auch eine Kinderkunstgruppe in einem Kinderheim unter herausfordernden Bedingungen zu gründen. „Man sah noch überall die Spuren des Krieges“, erinnert sie sich. Seit der Rückkehr 2010 nach Ammerland arbeitete Christiana Biron als Künstlerin und Kunstvermittlerin an verschiedenen Institutionen (Kloster Beuerberg, Inselhaus, Buchheimmuseum, Jagd- & Fischereimuseum).

Fragekarten „die Synagoge“, „die Sirenen“ „die Großmutter“

Zu Ester Müncz habe sie sofort einen sehr guten Draht gefunden, sagt Biron. „Durch meine Erfahrungen in der Nachkriegszeit in Bosnien fanden wir Parallelen in unseren Lebensgeschichten.“ Ester hat Jahre lang als Kindergärtnerin gearbeitet. „Wir teilen einen ähnlichen Blick auf die Kinder.“ Müncz lebte bis 1956 im Lager Föhrenwald. „Jetzt verstehe ich erst, dass dieser Ort für die geretteten jüdischen Familien ein Drehkreuz in die Welt war“, sagt Biron. Ester emigrierte 1960 in die Schweiz und später nach Israel. „Sie erzählte mir ihre Geschichte so bildhaft, dass mir die Idee dieses biographischen Kartenspiels kam.“  „Esters Welt“ besteht aus 40 von Biron illustrierten Spielkarten. Es geht um Themen, wie „die Synagoge“, „die Sirenen“ „die Großmutter“, „das erste deutsche Buch“.
 
Christiana Biron möchte mit diesem Projekt Kindern die Nachkriegszeit und das jüdische Leben und seine Bräuche näherbringen. Nun geht Biron auf Grundschulen zu. Das biographische Kartenspiel könnte, ihrer Meinung nach, als Lernstoff in den Unterricht integriert werden oder zum diesjährigen Anlass zu 80 Jahren Kriegsende einen kindgerechten Beitrag leisten. „Esters Welt“ streift ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. „Man sollte Kindern ihr Kindsein nicht nehmen. Man darf sie aber auch nicht naiv behandeln.“  

Bei Interesse Kontakt über christiana@remove-this.tiana-alexis.de

Fotos: Andrea Weber


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