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Burgverein Wolfratshausen

Burgmodell nach Dornröschenschlaf restauriert

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 6.12.2015  – Viele Jahre hortete die Wolfratshauser Familie Diessl einen verloren geglaubten Schatz in ihrem Keller, den nun Max Prestel und Thomas Schmidt vom Bühnenbau-Team der Loisachtaler Bauernbühne in neuem Glanz erstrahlen ließen. Am Samstagnachmittag präsentierte der Burgverein das 1952 entstandene und nun restaurierte Modell der Wolfratshauser Burg erstmals der Öffentlichkeit.

1734 explodierte das Original
Der Vorfall liegt fast drei Jahrhunderte zurück: Bei einem starken Unwetter am 7. April 1734 schlug ein Blitz in den höchsten Wolfratshauser Schlossturm ein. Da dort 350 Zentner Pulver gelagert wurde, kam es zu einer gewaltigen Explosion, die die ganze Burg sowie die innere und äußere Kirche zerstörte. 278 Jahre später gründete sich der Burgverein Wolfratshausen, um an das Bauwerk und das Leben der Grafen von Wolfratshausen zu erinnern. Da passte es gut, dass ein altes Burgmodell aus dem Jahre 1952 entdeckt und restauriert wurde.

Burgvereinsvorsitzender Torsten Sjöberg erinnerte bei der Präsentation in einem Ladenlokal der Loisachpassage an die Entstehungsgeschichte des verkleinerten Nachbaus. Demnach ließ der damalige Wolfratshauser Bürgermeister Johann Winibald das Modell anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Landkreises Wolfratshausen errichten. Nachdem  Gregor Steigenberger und Bartolomäus Graf die Holzarbeiten ausgeführt haben, sorgte der Maler Alois Heigl für die Farbtöne. Aufgestellt wurde das Modell in den folgenden Jahren zunächst im Speicher der Schule am Hammerschmiedweg. Dort wurde es regelmäßig den Schülern gezeigt. In den 1970er Jahren fiel das Schlossmodell einem Wassereinbruch zum Opfer. Allerdings wurde es dann nicht – wie bisher angenommen entsorgt –, sondern von Siegfried Diessl, dem Betreiber des Märchenwaldes Wolfratshausen abgebaut und in seinem Keller eingelagert.

Als Attraktion im Wolfratshauser Märchenwald sollten die abmontierten Gebäudeteile später ausgestellt werden. Daraus wurde aber nichts, und so lag das Modell fast vierzig Jahre lang unbemerkt im Keller. „Durch einen Zufall bin ich dann mit Siegried Diessl jun. ins Gespräch gekommen. Er meinte, er hätte seit Jahren ein Holzmodell von der alten Burg im Keller liegen“, erinnert sich Sjöberg.

Aufwändige Restauration
Im April 2013 hat die Familie Diessl das Modell schließlich dem Burgverein Wolfratshausen überlassen. Daraufhin fertigten Torsten Sjöberg und Manfred Raß ein Eisengestell an. Die weitere Restaurierung überließen sie den erfahrenen Bühnenbauern Max Prestel und Thomas Schmidt. In 175 ehrenamtlich geleisteten Stunden fertigten sie aus 20 Metern Holzlatten ein Drahtgeflecht. Zudem verarbeiteten sie acht Quadratmeter Hasenstallgitter, fünf Kilogramm Gips, etwa zwei Quadratmeter gedruckte Dachziegel und eine zwei Quadratmeter große Grasmatte.

Grund genug für den Burgverein, sich mit zwei eingerahmten Urkunden bei den Erbauern des Burgmodells zu bedanken. Unter die rund 50 Schaulustigen mischten sich bei der Präsentation auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner und sein Stellvertreter Fritz Schnaller. Die Zahl der Unterstützer des Burgvereins dürfte nach dieser gelungenen Veranschaulichung weiter steigen. 

Fotos: Peter Herrmann

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