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Im Porträt Malerin Isabelle Roth aus Geretsried-Gelting

Die anonyme Schöne

Von Andrea Weber

Geretsried-Gelting, 15.3.2022 – In Isabelle Roths Malerei dominieren Transparenz und sanfte Farbtöne. Immer ist die gleiche Dame im Bild zu sehen. Die Künstlerin ist es jedoch nicht. Wer ist die schöne Anonyme?

Im Geltinger Industriegebiet arbeitet die Künstlerin Isabelle Roth Tür an Tür mit ihrem Mann, dem Holzschneider und Druck-Grafiker Georg Schwellensattl. Die beiden Ateliers verbindet eine große nach Süden ausgerichtete Terrasse mit freiem Blick ins Alpenvorland. Wein wächst im Sommer, um Schatten zu spenden. „Es kann hier sehr heiß werden“, sagt Roth, während sie in ihr großes Atelier bittet. Zwischen Lagerhallen und Industriebauten würde man so ein mediterranes Feeling nie vermuten. Diese Leichtigkeit arbeitet Isabelle Roth in ihre Bilder ein.

Transparenz mit sanften Farbtönen dominieren auf metergroßen Leinwänden in Öl. Immer ist die gleiche Dame zu sehen. „Ich bin es nicht“, sagt die Künstlerin schnell, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Diese Frau mit schwarzem wildem Haarschopf trägt luftige Sommerkleider. Sie ist eine zarte Schönheit, die, wie es scheint, den Müßiggang liebt. „Nein“, widerspricht die Künstlerin, „sie hat immer etwas zu tun“. Auch Isabelle Roth ist nie untätig. Roth arbeitet diszipliniert an drei Wochentagen, wie ein Arbeitnehmer, der ins Büro geht. Sie beginnt um acht Uhr früh und malt bis zum Feierabend. Braucht es da nicht die nötige Muse? Die Künstlerin bestätigt: „Ja, deshalb kämpfe ich auch oft mit der Komposition, wenn gerade die Inspiration fehlt.“ Nur so aber bekomme die Kunst die nötige Substanz, findet Roth.

„Man darf die Entstehung des Motivs sehen.“

Diese anonyme Schöne, die sich wie ein roter Faden durch Roths Bilderwelt zieht, ist stets lebensgroß dargestellt und scheint sich unbeschwert nur mit den schönen Dingen des Lebens zu befassen. Sie steckt Blumen in die Vase. Sie dekoriert den Frühstückstisch, sie rudert im Boot über den See. Sie macht Musik. Sie ist frech und zugleich fragil. Isabelle Roth malt stets auf Leinwänden direkt an der Wand. Sie konstruiert das Motiv und die Komposition zuerst mit Kohle. Sie wischt den Strich weg, setzt ihn wieder neu, sie malt und übermalt, solange, bis das Ergebnis für die Künstlerin stimmt. „Man darf auf meinen Bildern die Entstehung des Motivs sehen.“

Die heute 53-jährige Isabelle Roth wurde in Zürich geboren. Sie machte zuerst eine Tanzausbildung. „Auch Bewegung im Bild bedeutet mir sehr viel.“ Roth ging 1989 nach München und besuchte schließlich ab 1995 die Akademie der Bildenden Künste in München, um Bildhauerei zu studieren. Seit 2015 lebt und arbeitet die zweifache Mutter von inzwischen erwachsenen Töchtern mit ihrem Mann zusammen in Gelting. Isabelle Roth hat einen unvergleichbaren Stil gefunden. Sie gibt den pastosen Ölfarben eine gläserne Transparenz. Isabelle Roth verkauft ihre großformatigen Bilder erfolgreich über Galerien. Ihre nächste Ausstellung findet im Januar 2023 in der Galerie Kunststücke in München statt.   

Homepage Isabelle Roth: www.isabelleroth.de

Fotos: Andrea Weber


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