Das Magazin für das Bayerische Oberland

Ausstellung im Bürgerzentrum Münsing - Ruth Kohler

Die Grand Dame der Colouration

Von Andrea Weber

Münsing, 14.3.2025 – Viele Besucher kamen kürzlich zur Ausstellungseröffnung "Feier der Farbe" ins neue Pallauf-Bürgerzentrum in Münsing. Künstler, Kulturschaffende, Musikverleger, Freunde und Nachbarn gaben Ruth Kohler die Ehre. Sie gilt als eine der bedeutendsten oder besser noch, die bedeutendste abstrakte Künstlerin der Region. Ruth Kohler ist international hoch anerkannt. Sie lebte und arbeitete auf der ganzen Welt. Stellte in Südafrika, USA, China, der ehemaligen Sowjetunion und Australien aus. Sie ist die „Grand Dame der Colouration“, so ehrte sie der erste Bürgermeister Michael Grasl von Münsing. Ruth Kohler feiert am 2. Mai ihren 96sten Geburtstag.

Ihre Bilder seien ein „Ansporn zur Lebensfreude und Vitalität“, sagte Grasl in seiner Rede. „Die lassen wir uns in diesen düsteren Zeiten nicht nehmen“. Es sind riesige Formate mit Farbkompositionen, die den Blick unweigerlich auf sich ziehen. Kraftvolle Farben mit einer besonderen Magie. Ruth Kohler beherrscht den breiten Pinselstrich mit denen sie die Farben so setzt, dass sie eine hohe Dynamik entwickeln, einen Kontrastreichtum und eine Seelenharmonie erzeugen. Es sind nicht einfach nur Pinselstriche. Ruth Kohler sagte dazu, während sie ihren Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Münsing schrieb: „Malerei ist Farbe. Farbe ist gegenstandslos, aber Farbe kann Bilder erzeugen.“

Kapstadt, New York, Paris ... und Münsing

Ruth Kohler wurde 2014 mit dem Kulturehrenbrief der Gemeinde Münsing geehrt. Seit 1973 lebt sie in Münsing. Bei allen Reisen durch die ganze Welt, sei Münsing stets „ein Ruhepol“ für sie gewesen. „Hier kann ich arbeiten“, sagte sie den Gästen. Ruth Kohler wurde in Fürth geboren. 1948 besuchte sie die Kunstschule in Nürnberg und studierte anschließend monumentale Sakralmalerei an der Münchner Kunstakademie, als Meisterschülerin bei Professor Franz Nagel. Sie arbeitete als seine Assistentin bei der Ausgestaltung großer Kirchen. Ab 1960 lebte die Künstlerin in Südafrika und lernte dort ihren Mann, den Filmemacher Werner Prym, kennen. Mit ihm bereiste sie die ganze Welt und stellte in den großen Galerien in Kapstadt, Johannisburg, New York, London und Paris aus. Diese Reisen prägten ihre künstlerische Arbeit. Ruth Kohler habe sich immer wieder neu erfunden, sagte Kunsthistoriker Wolfgang Jean Stock in seiner Laudatio. „Sie ist kein Kopfmensch, kein Bauchmensch. Sie ist ein Augenmensch.“ „Ach was?“, tat Kohler überrascht, die auf einem Stuhl sitzend im Kreis ihrer vielen Gäste amüsiert über die Ausführungen ihrer Person zuhörte.

Ruth Kohler – an diesem Abend zur Feier der Farbe mit knallbuntem Tuch gekleidet – ist ein stets positiver Mensch – offen, herzlich, nahbar. Sie ist jung geblieben bis heute. Am Ende bedankte sich Kohler bei den vielen Gästen, bei ihrem Künstlerfreund Michael Eckle, der ihr bei der Ausstellung half, und vor allem bei ihren Nachbarn und Freunden: „Ich fühle mich hier in Münsing sauwohl.“ 

Fotos: Andrea Weber


NEWS