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Im Gespräch mit Maria und Matthias Well

Die neue Generation Well

Von Assunta Tammelleo

Ascholding, 15.2.2018 - Maria und Matthias Well sind in Ascholding aufgewachsen, in Geretsried zur Schule gegangen. Die Kinder des Ex-Biermösl-Musikers Michael Well sind in die Fußstapfen ihrer großen Musikerfamilie getreten und heute selbst erfolgreiche Profimusiker. Oberland.de wollte wissen, warum für sie Musik so wichtig ist in ihrem Leben.  Am 19. Febraur 2018 sind Maria und Matthias Well als „Klassik Two Well“  im Herkulessaal in München zu Gast, in Begleitung der gesamten Well-Familie. Zu hören gibt es Werke von Johan Halvorsen, Reinhold Moritzewitsch Glière,  Johannes Brahms, Astor Piazzolla und Friedrich Gulda. Unter Leitung des preisgekrönten Dirigenten Gregor Mayerhofer aus Wolfratshausen.

Ihr seid zwei außergewöhnlich erfolgreiche, studierte junge Musiker. Und Ihr kommt aus einer der berühmtesten Musikerfamilien Süddeutschlands (Anm.: Maria und Matthias sind die Kinder des Ex-Biermösl-Musikers Michael Well aus Ascholding). War bzw. ist diese Herkunft in Bezug auf die Berufswahl vielleicht auch eine Bürde, eine besondere Verpflichtung?

Maria Well: also, da sind sich mein Bruder Matthias und ich seit Jahren einig. Die Tatsache, dass insbesondere väterlicherseits, aber auch mütterlicherseits (Anm.: u.a. ist der Bruder von Mutter Catherine Well klassischer Gitarrist) so viele Musiker in unserer großen Familie sind, war für uns im Hinblick auf unsere eigene Entwicklung und dann beruflichen Wege immer eher förderlich als belastend. Schon als kleine Kinder waren wir in der ganzen Familie von Musik umgeben, und wir haben ohne Druck der Eltern mit drei oder vier Jahren mit der Blockflöte (Maria) bzw. mit fünf Jahren mit der Geige (Matthias) zu lernen und zu spielen begonnen.

Ihr seid in Ascholding aufgewachsen, in Geretsried bzw. Bad Tölz in die Schule gegangen und habt zunächst im Landkreis Bad Tölz/Wolfratshausen auch weiteren Musikunterricht bei hervorragenden Musikern erhalten. Wie gerne habt Ihr denn als kleine Kinder auf Euren Instrumenten geübt?

Matthias Well: Na ja, zunächst hat es zum Üben anfangs schon die Unterstützung der Eltern, also insbesondere die meines Musiker-Vaters, gebraucht. Der ist ja vom eigentlich gelernten Beruf Sozialpädagoge und auf diesem Gebiet wirklich gut. Zum Beispiel, wenn am 5. Dezember immer der Krampus und seine Gesellen bei uns in Ascholding angeklopft haben, dann hat der Papa immer gesagt: „Jetzt spielt‘s eine schöne Musik, dann werden sie Euch nicht verhauen!“ Und wir haben als Kinder natürlich nicht gewusst, dass das alles abgesprochen war. Wir waren in solchen Momenten von der Kraft unserer Musik überzeugt, eine wegweisende Erfahrung. Und ich selber wollte dann doch schon recht bald alleine üben und meinen Eltern zeigen, dass das geht.

Ihr seid beide unabhängig voneinander mehrfach preisgekrönt bei den diversen Wettbewerben „Jugend musiziert“ auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene. Die Tatsache, von einem Lehrer angespornt, für solche Wettbewerbe zu üben und sich auf einer Bühne zu beweisen gegen viele andere, gute Musiker;  habt Ihr dies als Herausforderung oder eher als Belastung empfunden?

Maria Well: der Wettbewerb in der Musik ist aus unserer Sicht sehr lehrreich, auch wenn man vielleicht nicht jedes Mal erste oder zweite Plätze gewinnt. Da spielen lauter hervorragende junge Leute mit; alleine die Tatsache, dass man zugelassen ist in dieser Art Oberliga, ist für eine weitere Karriere als Berufsmusiker sehr förderlich und gibt allen Teilnehmern einen Motivationsschub, sich intensiv weiter mit der Musik und dem eigenen Instrument zu beschäftigen. Uns beide haben alleine schon die Teilnahme am Wettbewerb,  noch mehr natürlich die Auszeichnungen, wirklich richtig angespornt, uns hauptsächlich mit Musik zu beschäftigen und die Musik auch zum Beruf zu machen. Und unsere Eltern haben uns darin immer bestärkt.

Wie sieht denn der Alltag bei Jung-Musikern so aus? Als Laie hat man da eher so eine Vorstellung von gewissem Schlendrian. Spät aufstehen, am Mittag viel im Café-Haus mit Freunden sitzen während der Zeit, in der andere am Bankschalter oder in der Schlosserei arbeiten und am Abend bisschen spielen und danach im Wirtshaus sitzen. Ist das so?

Matthias Well (lacht): Also, was stimmt, das ist das mit dem späten Aufstehen. Aber das war es dann auch. Aus dem einfachen Grund: die Maria und ich spielen sehr viele Konzerte, und die sind halt am Abend. Die sind selten vor 22h30 zu Ende. Und dann ist man als Musiker in der Regel so aufgeladen mit positiver Energie, dass man halt nicht gleich im Anschluss ins Bett fallen kann. Man tauscht sich aus mit den Musiker-Kollegen, knüpft Kontakte mit den Veranstaltern etc.  Natürlich schlafen wir dann länger als ein Bankangestellter am nächsten Morgen. Allerdings ist der Tag immer auch eingeteilt in Üben mit anderen Musikern für ausgewählte Projekte, dann studieren sowohl Maria als auch ich an der Hochschule für Musik. Und ich selber habe noch drei Geigenschüler, die bei mir regelmäßig Unterricht nehmen. Na, und dann habe ich ja unlängst durch den Gewinn des Fanny-Mendelssohn-Förderpreises ein CD-Projekt verwirklichen können, die Beerdigungs- und Trauerlieder „Funeralissimo“.

Wie schauen Eure nächsten Pläne beruflich aus? Werden wir Euch in einem der renommierten deutschen Orchester als Musiker wiedersehen oder geht Ihr Euren Weg wie  der eigene Vater und die Onkels bzw. Tanten – legendär und erfolgreich als „Biermösl Blosn“, „Well-Brüder“ und „Wellküren“?

Maria Well: Wir studieren gerade noch Kammermusik und haben voraussichtlich im April unsere Abchlussprüfung und werden danach als Duo und auch in verschiedenen Formationen, wie die „nouWell cousines“ auftreten. Und auch solistisch, auch wenn natürlich die freiberufliche Musikertätigkeit mehr Risiken birgt als eine feste Anstellung in einem anerkannten Orchester. Aber wir haben glücklicherweise eine Familie, die davon überzeugt ist, dass das der richtige Weg ist und deren Unterstützung uns auch Mut macht für unsere musikalische Zukunft.

Am 19. Febraur 2018 spielt Ihr beide, Maria und Mattias, als „Klassik Two Well“  im Herkulessaal in München ein Konzert, begleitet von der ganzen Well-Familie. Zu hören bekommen die ca. 1.400 Zuhörer Werke von Johan Halvorsen, Reinhold Moritzewitsch Glière,  Johannes Brahms, Astor Piazzolla und Friedrich Gulda. Dirigieren wird der junge, ausgezeichnete Dirigent Gregor Mayerhofer aus Wolfratshausen. Gibt es noch Karten?

Matthias Well: ja, ein paar gibt es noch. Die können die Leser von Oberland.de am besten kaufen über München Ticket. Auf zahlreichen Besuch aus unserem Heimat-Landkreis Bad Tölz/Wolfratshausen freuen wir uns sehr!

Pressefoto: Well

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