Kulturpreisträgerin Ingeborg Heinrichsen aus Geretsried im Porträt
Dirndl, tanz mit mir
Von Andrea Weber
Geretsried/München, 4.4.2018 –Seit 36 Jahren engagiert sich die Geretsriederin Ingeborg Heinrichsen für den Erhalt des bayerischen und alpenländischen Volkstanzes. Sie hat inzwischen 43 eigene Choreografien entworfen und eine Symbolsprache entwickelt, die die Tanzfolgen exakt beschreibt. Für ihr großes Engagement erhielt Heinrichsen 2015 den Kulturpreis der Stadt Geretsried. Nun will der Münchner Verein für Volkslied und Volkstanz Ingeborg Heinrichsens "Tanzschatz" in einem trimedialen Werk veröffentlichen.
Es war der 7. November 1982. Ein Tag, der Ingeborg Heinrichsens Leben entscheidend beeinflussen sollte. „Dirndl, tanz‘ mit mir“ lautete der Titel einer Veranstaltung mit Musik aus der Biedermeierzeit im Festsaal des Kloster Benediktbeuern. Ingeborg Heinrichsen hatte damals den Auftrag für das Ensemble „Musica Classica Populris“ aus Tegernsee, auf deren Musik mit ihrem Tanzkreis passende Tanzformen zu präsentieren. „Das war für mich der Auslöser für eigene Choreografien“, sagt sie heute. 36 Jahre sind vergangen. Das Veranstaltungsplakat, das Heinrichsen all die Jahre aufgehoben hat, ist längst vergilbt. Inzwischen hat sie 43 Choreografien entworfen, die sie mit einer eigenen Symbolsprache zu Tanzfolge, Schritte und Drehungen beschreibt. Der Münchner Verein für Volkslied und Volksmusik, dem Heinrichsen seit vielen Jahre angehört, wird nun ihre Choreografien in einem trimedialen Werk aus Text, Ton und Film herausgeben.
Ingeborg Heinrichsen ist in Guben in der Niederlausitz geboren. Ihre Mutter stammte aus Nizza und war eine Violinistin. Ihr Vater war ein gebürtiger Berliner. Zuhause sprach man französisch. Nach der Flucht und Vertreibung kam Ingeborg Heinrichsen im Sommer 1945 als Neunjährige nach Münsing. Nach dem Abitur ließ sie sich an der Lehrerbildungsanstalt in Pasing als Volksschullehrerin ausbilden. Ein Studienfreund nahm sie mit auf die Wastl-Fanderl-Singwoche ins Sarntal. Dort lernte sie den Tanzmeister Georg von Kaufmann kennen. Durch ihn kam die Leidenschaft für den Volkstanz. Die Volksschullehrerin brachte zunächst ihren Schülern Volkstänze bei. 1970 übernahm sie den „Münchner Tanzkreis Thomas Morus“, den sie bis heute leitet.
Ingeborg Heinrichsen lebt heute in Geretsried. Zuhause beschäftigt sie sich mit alten und neuen Tänzen, forscht, recherchiert und dokumentiert. Eine riesige Sammlung ist entstanden, darunter ihre 43 eigenen Choreografien unter anderem auf die Melodien Herzog Max von Bayern und Franz Graf von Pocci.
Das Dirndl, tanzt immer noch
Unermüdlich leitet Ingeborg Heinrichsen bis heute Volkstänzer in ihren Tanzkreisen an. „Traurig stimmt mich, dass es an Nachwuchs mangelt“, sagt sie. Ingeborg Heinrichsen hat zahlreiche Preise erhalten, unter anderem 2004 die Isar-Loisach-Medaille des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen und 2015 den Kulturpreis der Stadt Geretsried.
In Geretsried findet alljährlich im Frühjahr und Herbst unter Regie von Ingeborg Heinrichen ein Volkstanzseminar statt, unter dem Titel „Vom Reigen zu Kontratanz, Landler, Polka und Walzer“. Nächster Termin ist am 17. März, von 14 bis 21.30 Uhr, Ratsstuben Geretsried. Ganzjährige Volkstanzabende: immer dienstags und donnerstags ab 20 Uhr. Info unter ingeborg.heinrichsen@
gmx.de
Verein für Volkslied und Volksmusik e.V.
Wastl Fanderl und Clara Huber, die Witwe von Prof. Kurt Huber, haben den Verein für Volkslied und Volksmusik e.V. in den 1960er-Jahren mitgegründet. Seither pflegt, fördert und erforscht der Verein Volkslied, Volksmusik und Volkstanz im bayerischen Kulturkreis. „Unser Ziel ist es, diesen Teil der bayerischen Identität lebendig zu erhalten und auch an junge Menschen weiterzugeben“, erklärt die erste Vorsitzende Carmen E. Kühnl. Sie ist die Nachfolgerin von Volksmusiker Franz Mayrhofer aus Waldram, der 15 Jahre den Verein leitete. Er wird auch an den Einspielungen für das trimediale Projekt „Tanzschatz von Ingeborg Heinrichsen“ mitwirken. Es besteht aus Buch, Musik-CD und Film-DVD. Einige dieser Tänze findet man bereits auf youtube. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Stadt Geretsried, dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sowie der Sparkassen Kulturstiftung. Weitere Infos über den Verein finden Sie hier: www.volkslied-volksmusik.de
Foto: Andrea Weber