Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
Ehrenamt im Dienst an der Gesellschaft
Von Benjamin Engel
Bad Tölz-Wolfratshausen, 22.12.2024 - Die heurige Isar-Loisach-Medaille ging an fünf Persönlichkeiten aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Ihr Einsatz mache das Leben wertvoller und besser, so Laudator Thomas Holz.
Wie vielfältig sich Menschen im Landkreis Bad Tölz für das gesellschaftliche Miteinander engagieren, zeigt die jährliche Verleihung der Isar-Loisach-Medaille exemplarisch. Es handelt sich um die höchste Auszeichnung, die der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gestiftet hat, um Ehrenamtliche zu würdigen. Der Barocksaal im Kloster Benediktbeuern stellte den festlichen Rahmen der heurigen Feierstunde für fünf Persönlichkeiten sicher. Musikalisch begleitete das Ensemble Freispiel mit Andreas Winkler und Leonhard Schwarz die Abendveranstaltung. Als Laudator trat der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrat Thomas Holz (CSU) auf.
Der Politiker aus Kochel vertrat den erkrankten Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), begrüßte die Gäste und stellte die Preisträger vor.
Als Fest der Liebe öffne Weihnachten die Augen dafür, was das Leben wertvoller mache, so Holz. Das passe zur Feierstunde, bei der Menschen gewürdigt werden, die Dienst für die Gesellschaft leisteten. Die fünf Preisträger auszuzeichnen, sei ihm eine besondere Ehre und Freude, betonte Holz. „Sie machen das Zusammenleben besser.“ Zusätzlich fand Pfarrer Florian Gruber, Dekan des evangelisch-lutherischen Pfarramts Isar-Loisachtal, als Festredner auch mahnende Worte zu gesellschaftlichen Tendenzen, die glauben machen wollten, dass sich jeder selbst der Nächste sei. Dass die Gesellschaft nur nach dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung funktioniere, und jeder Mensch nach seinem Geldwert beurteilt werde. Wie es anders geht, zeigten die fünf Preisträger des Jahres 2024.
Wie sich Franz Blecha für den Rehabilitationssport einsetzt
Als erster bekam Franz Blecha die Isar-Loisach-Medaille. Seit 2003 ist der Geretsrieder Vorsitzender der Reha-Sport-Freunde. Zudem war er im Verein Kassenprüfer und Pressewart. Mehr als zehn Jahre lang organisierte Blecha das jährliche Turnier im Hallenstockschießen, das als Bosseln bekannt ist. Darin zählte er zum Herrenteam, das 2005 Deutscher Vizemeister und 2007 Deutscher Meister wurde. Auch war er Mannschaftsführer des Damenteams bei der bayerischen Meisterschaft 2017. Blecha vertritt seinen Verein im Bayerischen Landes-Sportverband und ist Landesschiedsrichter beim Behinderten- und Rehasportverband Bayern. Laut Laudator Holz stärke Blecha die Selbständigkeit und Eigeninitiative, indem er Menschen mit Behinderung und Senioren durch den Sport in die Gesellschaft zu integrieren helfe.
Wie Ingeborg Mair Geflüchteten zur Integration hilft
Ingeborg Mair nutzte die Chance, sich vor einem größeren Personenkreis stellvertretend bei allen Unterstützern zu bedanken, die außerhalb des Rampenlicht stünden, ohne die ihre Arbeit aber niemals zu stemmen sei. Die Lehrerin und Konrektorin an der Grundschule Reichersbeuern im Ruhestand setzt sich seit 2012 für Geflüchtete im Landkreis ein. Als in den Berufsschulen noch Vorbereitungsklassen fehlten, unterrichtete Mair junge Geflüchtete in Deutsch und Mathematik. Im Tölzer Mehrgenerationenhaus des Bayerischen Roten Kreuzes bereitet sie mit Unterstützerinnen die Kurse im Sprachcafé vor und kümmert sich um Unterrichtsmaterialien. Im Haus üben so jeweils am Dienstagvormittag fünf Gruppen mit verschiedenen Lernniveaus und bekommen so eine wichtige Basis, um in Deutschland Fuß zu fassen. Mit einer „unvergleichlichen Herzlichkeit und Kraft, die ihresgleichen suche“ setze sih Mair ein, so der stellvertretende Landrat Holz in seiner Laudatio.
Wie Josef Saller für den Sport in Gelting lebt
Josef Saller engagiert sich seit 57 Jahren ehrenamtlich. Im Geltinger Sportverein ist Saller seit 1967 Mitglied. Er spielte dort Fußball, wurde 1969 Mannschaftskapitän, leitete die Fußballabteilung in den 1970er- und 1980er-Jahren. 1979 gründete Saller die Altherren-Fußballmannschaft. Zudem zählte Saller zu den Fackelläufern im Vorfeld der Olympischen Spiele in München von 1972. Seit 1989 ist Saller Vorsitzender des Vereins. Unter seiner Leitung entstanden eine Tennisabteilung und das neue Vereinsheim. Für das gesellschaftliche Miteinander wichtige Aktivitäten wie den Rosenmontagsball oder das Kinderspielfest organisierte Saller zusätzlich.
Warum Musik für Bernd Schreder einfach zum Leben gehört
„Was wäre das ganze Leben ohne Musik, egal welcher Richtung“, sagte Preisträger Bernd Schreder, der 2023 nach 33 Jahren als Dirigent der Musikkapelle Benediktbeuern aufgehört hatte. Seitdem, so bekannte er, gehe ihm etwas ab. Ihm fehle vor allem, an junge Leute das musikalische Handwerk weitergeben zu dürfen. Im Bezirk Isar-Mangfall des Musikbunds für Ober- und Niederbayern war Schreder viele Jahre stellvertretender Bezirksmusikjugendleiter und zudem als Kursleiter für das Leistungsabzeichen Bronze und Silber tätig. In den 1980er-Jahren engagierte sich der staatlich anerkannte Dirigent mit dem goldenen Leistungsabzeichen als Schriftführer und Kassier in der Musikkapelle. Mit der Kochler Blasmusik bildete Schreder viele junge Musiker aus. Daraus entwickelte sich die Jugendblaskapelle Kochel-Benediktbeuern, aus der die Kesselfleischmusi entstand. An besondere Momente während Schreders Dirigentenzeit erinnerte Laudator Holz: So habe die Kapelle etwa beim Patronatstag 2008 auf dem Münchner Marienplatz die „Dörfler Messe“ gespielt, die laut Holz nur die Benediktbeurer Kapelle spielen dürfe. An der Parade für den damaligen Papst Benedikt XVI. in Rom nahm die Musikkapelle ebenso teil.
Wie Peter Wagner die Kultur der Siebenbürger Sachsen hochleben lässt
Seit seinem 14. Lebensjahr ist Peter Wagner aus Geretsried in der Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen aktiv. Er trat in die Jugendtanzgruppe ein, war Jugendreferent der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen sowie Landesleiter der Siebenbürger Jugend Deutschland im Bundesland Bayern. Wagner koordiniert und organisiert das Geretsrieder Kronenfest, eine Erntebittfest. 2015 gründete er die Blaskapelle Isartaler Adjuvanten. Seit 2016 ist Wagner obendrein Zunftmeister der Geretsrieder Urzeln und bemüht sich in all seinen Funktionen, das Erbe der Siebenbürger Sachsen zu pflegen. Das wolle er weiterhin tun, so Wagner. „Ihr müsst mich noch ein bisschen aushalten.“
Festredner Florian Gruber rief auf, sich gesellschaftlich zu engagieren
Wer sich für andere einsetze und Zeit im sozialen Miteinander investiere, lebe länger und gesünder, betonte Pfarrer Florian Gruber als Festredner. „Unsere Gesellschaft braucht das Engagement und die Zivilcourage von Menschen, die sich für Benachteiligte und das Miteinander einsetzen“, betonte Pfarrer Gruber in seiner Festrede. Das reiche von der Feuerwehr oder dem Roten Kreuz bis zu den Vereinen, in denen Jung und Alt Zusammenhalt erfahre. Gruber wandte sich gegen eine Art Sozialdarwinismus, der die Menschen nur zu Konkurrenten erkläre.
Fotos: Benjamin Engel

