Skulptur von Hannes Neumann zum 90-jährigen Jubiläum des Ostuferschutzverbandes OSV
Ein Nilpferd am Badestrand
Von Benjamin Engel
Ammerland, 9.8.2019 - Bis zwei Buben auf Paul herumzukraxeln beginnen, vergeht kaum eine Minute. Dem schweren Koloss steigen sie auf den breiten Rücken und greifen ihm an die Zähne. Die mächtigen Hauer blitzen im weit geöffneten Maul der 800 Kilogramm schweren Figur aus Eichenholz hervor. Deren Schöpfer Hannes Neumann freut sich über die Spiellust der Kinder. „Genau das wollte ich erreichen“, sagt er. Zum 90-jährigen Bestehen des Ostuferschutzverbandes (OSV) hat der Münsinger Bildhauer das knapp drei Meter lange Nilpferd am Badeplatz bei Ammerland gefertigt. Die OSV-Mitglieder haben die Holzskulptur am vergangenen Samstag auf den Namen Paul, das Würmpferd getauft. Damit spielen sie auf den ehemaligen Vorsitzenden Paul Dinkelacker und den Starnberger See an, der früher auch Würmsee genannt wurde.
„Alles was rund und platt ist, ist auch beliebt“, erklärte Neumann. Insofern passe das Nilpferd zum OSV. Außerdem sei das Tier „dickhäutig“ und „angriffslustig“ und ähnle damit ebenfalls dem Verband insofern. Ausdrücklich bedankte sich der Bildhauer auch bei der Kommune und den Mitarbeitern des Münsinger Bauhofs, die seine Skulptur transportiert und aufgestellt haben.
Körpersprache, Bewegung und Ausdruck
Für alle seine Figuren fertigt Neumann zunächst ein Miniaturmodell aus Ton. Anschließend greift er zur Kettensäge, je diffiziler es wird, desto kleiner ist das Modell, zu dem er greift. Zum Abschluß verwendet der Bildhauer Schleifpapier, um eine möglichst glatte, weiche Oberfläche zu gestalten. Wie die OSV-Vorsitzende Ursula Scriba sagte, inspirierten Neumann Menschen, Tiere und Fabelwesen. „Körpersprache, Bewegung und Ausdruck, das sind die drei Dinge, die Neumann wichtig sind.“ Zum 90-jährigen Bestehen des OSV hatte sich Scriba eine Großfigur gewünscht. Gemeinsam mit dem Künstler war sie auf die Idee für ein Nilpferd gekommen.
Im Landkreis stehen bereits einige der Skulpturen des gebürtigen Benediktbeurers und jetzt in Münsing lebenden Bildhauers. Zu den bekanntesten zählt das liegende Pferd am Kunstwanderweg am Blomberg. Kinder haben den Rücken des Tieres bereits ganz plattgewalzt. Dass es den Kleinen gefällt, ist Neumann wichtig.
Gegründet hat sich der Ostuferschutzverband 1929 im Streit um den Autoverkehr auf der Seestraße zwischen Ammerland und Ambach. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war die Durchfahrt nicht für den allgemeinen Verkehr erlaubt. Als das Bezirksamt 1926 die Straße ausbauen wollten, protestierten die Anwohner gegen das Vorhaben. Sie schafften es die Pläne zu verhindern. Am 5. August 1929 gründeten Anwohner den OSV. Bald schaffte es der Vorsitzende Paul Dinkelacker den Verband auf 400 Mitglieder anwachsen zu lassen. Nach ihm ist die neue Nilpferdfigur benannt. Bis heute ist die Seestraße nur mit Sondergenehmigung befahrbar.
Landschafts-, Umweltschutz und Kultur zu fördern
Das Aufgabenspektrum des OSV beschrieb die heutige Vorsitzende Scriba weit umfangreicher. Der Verband setze sich dafür ein, den Landschafts- und Umweltschutz sowie die Kultur zu fördern, sagte sie. Der OSV habe erreicht, dass der ortsprägende Brosi-Hof in Ambach immerhin in seiner alten Form neu wiederaufgebaut werden konnte. Mit Unterstützung der Kommune sei es am Starnberger Seeufer gelungen zu verhindern, dass in zweiter und dritter Reihe gebaut werde. Für den Erhalt des Ammerlander Dampferstegs hat der OSV im Jahr 2006 insgesamt 2000 Unterschriften gesammelt. Als Unterstützer gewann der Verband auch den Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot.
Zu den größten Erfolgen des OSV zählte ebenso die Ausstellung zu den Malern und Brüdern Colombo und Corneille Max. Elisabeth von Biron hatte die Schau mit fast 3600 Besuchern kuratiert. „Das war ein richtiges Dorfereignis“, sagte OSV-Vorsitzende Scriba. Sie leitet den Verband seit 2005 und hat auch den Garbriel-von-Max-Denkmalpreis initiiert. Damit werden Menschen geehrt, die ihre Baudenkmäler erhalten. Erster Preisträger war Münsings Zweiter Bürgermeister Josef Strobl. Er hat den Gorithoma-Hof in Weipertshausen vorbildlich saniert und erhalten. Strobl war am Samstag ebenso zur Nilpferd-Taufe ans Seeufer gekommen wie der Dritte Bürgermeister Ernst Grünwald. Der Bildhauer hat die Figur für den Denkmalpreis aus Bronze geschaffen.
Ebenso hat sich der OSV darum bemüht, die Pocci-Kapelle in Ammerland für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für den Tag des Offenen Denkmals am 8. September kündigte Scirba an, von 17 Uhr an in der Kapelle über die weiteren Pläne informieren zu wollen. Erst einmal freuen sich aber alle über die neue Nilpferd-Skulptur am Münsinger Badeplatz. Zur Feier des Tages hatten die Mitglieder Bierbänke aufgestellt, aßen und tranken, während ein Musiker auf dem Akkordeon aufspielte.
Fotos: Benjamin Engel



