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Heye’s Society Jazzband im Foyer der Loisachhalle, Wolfratshausen

Finest Old New Orleans Jazz

Von Andrea Weber

Wolfratshausen, 22.11.2016 – Auf vielfachen Wunsch war die Heye’s Society Jazzband kürzlich zum zweiten Mal zu Gast im Foyer der Loisachhalle, um im Rahmen der Reihe LoisachJazz vor vollbesetzen Publikumsreihen „Finest Old New Orleans Jazz“ zu präsentieren. Ein Abend voller Gefühl, voller schwarzer Musik mit diesem typischen Swing im Blut. Aber nicht nur die Musik spiegelte die Zeit wider. Jedes Stück wurde von Tom Ketterle (Kornett und Trompete) mit einer kleinen geschichtlichen Anekdote eingeleitet und mit historischem Bildmaterial unterfüttert. So gaben diese hervorragenden Musiker den Legenden von einst ein Gesicht.

Etwa dem afroamerikanischen Jazzmusiker mit dem weißen Taschentuch. Louis Armstrong, den man „Satchmo“ nannte, bleibt unvergesslich. Nur noch wenige Zeitzeugen können davon berichten, wie der Mann mit der dunklen Reibeisenstimme bei seinen Auftritten sich die Schweißperlen von der Stirn wischte. Umso schöner, dass es heute Jazz-Bands gibt, die die Musik seinerzeit am Leben erhalten. Nach gut einem Jahr sind sie wiedergekommen. Bandleader und Schlagzeuger Heye Villechner: „Der Auftrittsort bei Ihnen in Wolfratshausen gehört zu unseren Lieblingsplätzen innerhalb der Republik.“

Der New Orleansjazz hat um 1917 die Musikszene revolutioniert. Die Einflüsse aus dem archaischen Jazz, dem Streetjazz und dem Ragtime verschmolzen in einen neuartigen Stil. Das Kornett und die Trompete führten maßgeblich die Melodie, die Klarinette sorgte für die improvisatorischen Gegenmelodien und die Tuba trug alles auf seiner dunklen Basslinie. So entsteht eine enorme Dynamik und dieser typische Swing, der so tief hinein groovt. Die Improvisation ging reih um. Jedes Instrument ist Teil des Ganzen, steht aber auch für sich alleine. So präsentierten diesen Stil auch die sechs hervorragenden Musiker um Bandleader Heye Villechner am Schlagzeug und Toni Ketterle (Kornett und Trompete). Zur Stammbesetzung gehören Achim Bohlender an der Klarinette, Christoph Wackerbarth an der Posaune, Leo Gmelch am Tuba und Tino Roßmann spielte das Klavier und gab mit seiner Jazzstimme den letzten Schliff. 

Armstrongs persönliche Hymne

Das Programm war das Gleiche wie im Vorjahr, doch es gehören nun mal die wichtigsten Musiker dieser Zeit dazu, die den New Orleansjazz ausfeilten und schließlich in seine Form gossen. So spielte die Heye’s Society einen berühmten Titel nach dem anderen. Dazu gehört beispielsweise der "Dippermouth Blues“ von der King Oliver's Creole Jazz Band um 1923 und natürlich auch der „wichtigste aller Blues“, wie Tom Ketterle dem Publikum erklärte, der St. Louise Blues von 1912, Armstrongs persönliche Hymne. In Zeiten des Stummfilms gab es sogar eine berühmte Filmmusik. „The Sheik“ von Rudolph Valentino. Und Bix Beiderbeckes einzigartige Spielweise am Kornett präsentierte Ketterle in „I’m Coming Verginia“ originalgetreu. 
Vor zwei Jahren gründete Heye Villechner seine Band. Das war im 100. Jubiläumsjahr der Schellack-Platte. „Die Deutsche Jazz-Union bat mich diese Musik wieder aufleben zu lassen“, erklärte er im Gespräch in der Pause. Heye Villechner hat sich Könner aus der Swingszene ins Boot geholt.

Könner mit im Boot

Achim Bohlender (Klarinette) ist Nachfolger des schon zu Lebzeiten legendären Klarinettisten Charles Höllering in der Stuttgarter Band "The Chicagoans". Obwohl ganz der Swingmusik verschrieben, kehrt Achim Bohlender immer wieder gerne zu den Wurzeln des “ alten “ Jazz zurück.

Christoph Wackerbarth (Posaune) ist seit 50 Jahren als Posaunist und mit dem Sousaphon in der deutschen Jazzszene aktiv. Sein Repertoire spannt sich vom traditionellem New- Orleans-Jazz über modernen Big Band-Sound bis hin zu klassischer Bläsermusik.

Tino Rossmann (Klavier, Gesang) ist ein Münchner Urgestein. Als langjähriges Mitglied der “Melon Men“ bereicherte er den Fasching der bajuwarischen Landeshauptstadt im Haus der Kunst und im Bayerischen Rundfunk. Spielt in verschiedenen bekannten Jazz-Bands.

Leo Gmelch (Tuba) begann als 15- Jähriger mit der Ventilposaune und spielte vor allem alte Musik. Später kam die Tuba hinzu. Gmelch arbeitet musikalisch viel im Sprechtheater-Bereich und ist z.T. noch musikalischer Produktionsleiter am Residenztheater in München. Er spielte unter anderem mit Udo Lindenberg, Konstantin Wecker, Hans Söllner.

Toni Ketterle (Kornett, Trompete) studierte neben Tontechnik in Nürnberg gleichzeitig Trompete bei Prof. Lorenz Gmelch am dortigen Konservatorium. Als langjähriger Chef der Tonstudios bei Bavaria Film in München betreute er Produktionen wie „Das Boot“, „Die Unendliche Geschichte“, „Homo Faber“, „Der Name der Rose" uvm.

Bandchef Heye Villechner, ehemaliger Leistungs-Sportler im Fußball und der Leichtathletik, lernte als 22-Jähriger im Hamburger Kaiserkeller die Beatles persönlich kennen und durfte später im Star Club mit den Liverpooler Weltstars sogar gemeinsam auf der Bühne „Aint’t She Sweet“ singen.

Fotos: Andrea Weber

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