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Flussfestival Wolfratshausen

Ausverkauftes Heimspiel der Brustmänner

von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 11.7.2013 – Eine Welturaufführung durften über 500 Zuschauer am Mittwochabend erleben. Erstmals traten der Musikkabarettist Josef Brustmann zusammen mit der Waldramer Tanzlmusi und der Band Balloon Pilot auf. Der fast vierstündige Abend geriet zu einer eindrucksvollen Talentschau der musikalischen Familie aus Waldram.

„Die Idee, einmal gemeinsam aufzutreten, entstand während eines Familienfestes. Allerdings wären wir dann 74 gewesen – ein ganzer Stamm“, erklärte Josef Brustmann im Rahmen einer kurzen Begrüßung. Da so viele Leute nicht auf die kleine Flussbühne in der Loisach passen, einigte man sich kurzerhand auf das Sammel-Pack „Brustmann Hoch 3“.

Volksmusikalische Eröffnung der Waldramer Tanzlmusi

Gemeinsam mit Benedikt (2. Klarinette), Tobias (Kontrabass) und Sebastian Brustmann (Trompete, Flügelhorn) musizierten Hansi Bolzmacher (1. Klarinette), Ruppert Gantner (Akkordeon) und Heini Zapf (2. Gitarre). Nach einigen ruhigeren Instrumentalstücken sangen die Waldramer Tanzlmusi eine umgetextete Version des Comedian-Harmonists-Klassikers „Veronika, der Lenz ist da“ und nahmen darin auch politischen Bezug, wie zur bevorstehenden S-Bahn-Verlängerung in die Nachbarstadt Geretsried.

Kindheitserinnerungen von Josef Brustmann

Wolfratshausen sollte indes auch nicht von liebevollen Sticheleien verschont bleiben. Musikkabarettist Josef Brustmann sprach von einem „schwierigen Pflaster“, zumal der Wolfratshauser nicht so leicht aus seinem Haus herauszulocken sei. Nach der Prophezeiung des baldigen Weltuntergangs, sei ein Freund von ihm schnell in die Loisachstadt gezogen, weil er gehört habe, dass dort alles mit 20 Jahren Verzögerung stattfinde. Am meisten Applaus erhält Brustmann für seine mit der Zither oder der Gitarre vorgetragenen Lieder, die Kindheitserinnerungen oder Naturerlebnisse thematisieren. So empfand der mit sechs Geschwistern aufgewachsene Künstler die Isarauen bei Waldram als „Kinderreservat von vollkommener Freiheit“. Die erste große Liebe zur „Summer-Kati“ – die so hieß, weil sie beim Küssen immer so seltsam summte – hat ihn zu einem witzigen Lied über Katis Goldfisch Hemingway inspiriert. Dabei fühlte sich Brustmann immer von dem leuchtenden Fisch beobachtet, sodass er das Tier einmal sogar im Altwasser der Isar ausgesetzt hat. Der Song „Bei uns dahoam“ gerät zur Liebeserklärung an die alles andere als perfekten Menschen in seiner oberbayerischen Heimat. So war nach einer rauschenden Aufstiegsfeier in die Fußball-B-Klasse der ganz Ort betrunken: „Als ich zwei Tage später zum Frisör ging, roch seine Schere immer noch nach Alkohol“, berichtete Brustmann.

Popballaden von Balloon Pilot

Leise Töne schlugen Matze Brustmann (Gitarre und Gesang), Andi Haberl (Drums, Gesang), Tobi Haberl (Keyboards und Gesang, Benny Schäfer (E-Bass, Kontrabass und Gesang) und Christian Radojewski (Gitarre) an. Einige Zuschauer saßen mittlerweile in Decken gehüllt. Dazu passten die balladesken Pop-Nummern, die eine Stimmung wie am Lagerfeuer schufen. Diejenigen, die drei Tage zuvor das schweißtreibende Konzert von Django3000 erlebt hatten, genossen das musikalische Kontrastprogramm. Das Flussfestival bleibt abwechslungsreich.



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