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Ausstellung Hollerhaus Irschenhausen

Frei wie Gabriele Münter, frech wie Wilhelm Busch

Von Andrea Weber

Irschenhausen, 10.12.2022 – Jutta Gelius ist eine vielseitige Künstlerin. Sie malt naiv und zeichnet hintersinnige und liebenswerte Cartoons und Karikaturen, und sie näht Bilder. Seit über 50 Jahren ist die gebürtige Münchnerin dem Hollerhaus verbunden. Sie stellte bei er damaligen Besitzerin Ingrid Lepsius erstmals aus und zeichnete die humoristischen Plakate der berühmt berüchtigten Faschingsfeiern im Hollerhaus in den Mitte 1970ger Jahren. Nun zeigt die Künstlerin aus Icking ihre Landschaftscollagen aus bunten Stoffresten vom Isartal bis Südtirol.

Jeder Stoff hat seine Geschichte

„Sehen Sie die Tiefe, die in den Bildern entsteht“, fragte Hollerhaus-Gastgeberin Lia Schneider-Stöckl in ihrer Begrüßungsrede. Und so ist es auch, dass die Stoffcollagen besonders gut auf Abstand wirken. Geht man jedoch näher hin, sieht man die akribische handwerkliche Arbeit mit Nadel und Faden, die darin steckt. Nichts ist maschinell genäht, jeder Stich verbindet das nächste Detail, wie ein Patchwork-Bild. „Ich setze mich hin, nehme einen Rupfen als Basis und lasse das Bildmotiv entstehen“, erklärt die Künstlerin. Jeder Stoff habe seine Geschichte, sagt sie. So ist ein Restposten darunter, der zur Eröffnungsausstattung des Schlosses Elmau bei Garmisch-Partenkirchen gehörte. Dort wo im vergangenen Sommer die wichtigen Entscheidungen des G7-Gipfels fielen. Die Bildcollagen zeigen schroffes Hochgebirge aber auch die liebliche Natur um Icking und Irschenhausen. Die bergbegeisterte Künstlerfreundin Micaela Händel fand einleitend die passenden Worte aus dem Buch „Land vor den Bergen“ von Benno Hubensteiner.

Jutta Gelius wurde 1941 im Krieg geboren. Ihre Mutter, Hildegard Gelius-Everding war ebenfalls eine begnadete Künstlerin und lebte während der Kriegsjahre in einer Blockhütte im Allgäu. „Dort hing ein Bild aus Stoff, das mir als Kind besonders gefiel“, erinnert sich Jutta Gelius. So vielseitig wie sie als Künstlerin tätig ist, so facettenreich war ihr berufliches Leben. Sie machte in Icking das Abitur. Saß in der letzten Reihe und zeichnete die Lehrer und Mitschüler. Sie studierte in München Sprachen und wurde später, wie man früher so schön sagte, „das Fräulein vom Amt“ im Münchner Fernmeldeamt. Ihr Spezialgebiet: Sie vermittelte die Telefonverbindungen nach Italien. Heute vermittelt sie die Liebe zur Natur und den Alpen auf ihren Bildern. Während die Stoffcollagen an den Expressionismus von Gabriele Münter erinnern, ähneln die Karikaturen der Künstlerin Jutta Gelius an die satirisch frechen Zeichnungen von Wilhelm Busch.

Die Ausstellung "Stoffcollagen und Karikaturen" von Jutta Gelius läuft noch bis 18. Dezember. Geöffnet Samstag und Sonntag von 14–18 Uhr. www.hollerhaus-Irschenhausen.de 

Fotos: Andrea Weber


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