Buchheim-Museum in Bernried
Geheimnisvolle Schläfer
Von Susanne Hauck
Bernried, 21.3.2019 - Neue Projekte, neue Perspektiven. Das Buchheim-Museum ist in ein spannendes Jahr gestartet. Einen ungewöhnlichen Schritt geht das Buchheim-Museum mit der Sonderausstellung über den Künstler Erwin Pfrang. Zum ersten Mal nämlich öffnet sich die um den Expressionismus kreisende Sammlung der zeitgenössischen Kunst.
„Dass dies endlich passiert, ist gut so, denn Buchheim selbst war mitnichten an einer starren Präsentation des Kunstschatzes interessiert, sondern an einem lebendigen Museum“, so Leiter Daniel Schreiber über die Entscheidung, erstmals Gegenwarts-Kunst zu präsentieren. Der Münchner Wahlberliner Pfrang ist mit seinen Zeichnungen zum „Ulysses“ des Schriftstellers James Joyce berühmt geworden. Wie dieser sammelt er Assoziationen und gibt sie scheinbar ungefiltert wieder. Die so gewonnenen Motive verwebt er mit Erinnerungen und Vorstellungen zu malerischen Kompositionen. Oft spielen seine Frau, sein Sohn, seine Eltern eine wichtige Rolle – und immer wieder kehren die geheimnisvollen „Schläfer“ wieder – Obdachlose, denen er in seiner Wahlheimat Italien die Türen öffnete. Erwin Pfrang ist jemand, der in der Kunstwelt viel gilt: seine Werke wurden auch in der Pinakothek der Moderne und im Newe YorkerMuseum of Modern Art angekauft. Die große Sonderausstellung „Gedacht durch meine Augen“ ist soeben eröffnet worden und läuft noch bis zum 23. Juni.
Künstliche Intelligenz und Kunst
Selbst Experten wissen oft nicht, ob das jetzt ein Picasso ist. Die Besucher können sich im Museum mit dem Computer in der Künstlererkennung messen. Der Algorithmus kann unbekannte Bilder mit einer Genauigkeit von 90 Prozent dem jeweils richtigen Maler zuordnen. An einer weiteren Station kann man eigene Handyfotos in Bilder im Stile berühmter Künstler verwandeln (6. April bis 7. Juli).
Kinder und Kunst
Eine sehr familienfreundliche Ausstellung beginnt im Sommer mit dem Titel „Janosch und seine glücklichen Kinder“. In der Schau wird das Lebenswerk des beliebten deutschen Kinderbuchautors und Illustrators erlebbar gemacht, das weit mehr umfasst als die Tigerente und Papa Löwe. Es gibt ein großes Mitmachprogramm und Janosch-Filme (13. Juli bis 3. November).
Neuzugänge und Disco-Nacht
Seit November ist das spektakuläre Südsee-Monumentalgemälde „Drei Palauerinnen nach dem Bade“ von Max Pechstein zu sehen. Neue Bilder gibt es auch von anderen „Brücke“-Malern. Und auch Disco findet im Museum statt: DJ Rupen lädt am 30. April zum „Tanz in den Mai“ ein.
Wunderwelt im Garten
Bisher bestehen kaum Verbindungen zwischen dem Ort Bernried und dem Museum. Wegen seiner Randlage wird das Haus von der Bevölkerung wenig wahrgenommen, umgekehrt finden kaum Besucher den Weg ins Dorf. Das soll sich ändern, indem beide zu einer „Wunderwelt“ zusammenwachsen. Ziel ist es, in den nächsten Jahren eine Umgebung zu kreieren, die mit interaktiven Elementen und Garten-Kunst voller Überraschungen steckt, zum Spielen und Staunen einlädt, und an ein breites Familienpublikum gerichtet ist.
Die nächste ist Paula Modersohn-Becker
Neben verschiedenen kleineren Themen im Jahr startet die nächste große Sonderausstellung im Herbst mit Paula Modersohn-Becker. Für Buchheim war sie einer der bedeutendsten Erscheinungen des Expressionismus, nun wird ihr Werk im Museum umfassend gewürdigt (ab 16. November).
Foto: Susanne Hauck
