Das Magazin für das Bayerische Oberland

Geretsrieder Kulturtage PiPaPo 2020

„Die Bühne ist meine Lebenstherapie“ 

Von Andrea Weber

Geretsried-Gelting, 10.12.2020 - Erstmals zu Gast bei den 9. Geretsrieder Kulturtagen PiPaPo: Die bayerische Kabarettistin Lizzy Aumeier kommt am Samstag, den 12. Dezember in die Kulturbühne Hinterhalt. Es wird ein sächsischer, oberpfälzischer, fränkischer Adventabend mit Musik, Geschichten und Gedichte und viel Humor, kurz SOFA genannt. Wir haben mit Lizzy Aumeier über das Leben an sich und über das „Kabarett ohne Publikum“ gesprochen.

Frau Aumeier, Figur, Schlankheitswahn. Wer sie kennt, weiß, wie unverhohlen Sie darüber Scherze machen. Wer Sie aber in den Lebenslinien vom BR gesehen hat, kennt Lizzy Aumeier als tiefgründige Frau. Bühne und Leben, sind das zwei Paar Stiefel?

Die Bühne ist mein Spielplatz, das ist für mich ein angstbefreiter Ort. Das Leben und die Bühne vermischen sich natürlich. Die Bühne ist meine Lebenstherapie, da ich mich dort traue, auszusprechen, was viele denken. Vor Allem Frauen messen ihren Wert in der Gesellschaft leider immer noch an ihrem Äußeren.

Sie haben 1989 als erste Frau ein Kontrabass-Examen am Nürnberger Meistersinger Konservatorium abgeschlossen. Sie spielten in großen Orchestern. Wie kommt man von der Klassik zur Komik?

Das klassische Orchester war nicht der Olymp, den ich mir erträumte. Ich gründete lieber mein Damen-Orchester „Die weißen Lilien“. Ich fing mit Erzählkonzerten an, um mein Instrument, die Komponisten und die Werke vorzustellen. Die Erzählpassagen wurden immer länger. Das Publikum hat immer mehr gelacht. Ich hatte das Glück, mit Gerhard Polt und Michael Well aufzutreten. Gerhard Polt stärkte mein Selbstvertrauen, eigene Musik-Kabarettprogramme zu schreiben. Es folgten Kultur- und Kabarettpreise, die mir viele Türen öffneten.

Kabarettisten brauchen ihr Publikum als Spiegel. Wie werden Sie sich alleine vor der Kamera fühlen?

Ich hatte mehrere TV-Aufnahmen ohne Publikum. "Ladies Night", "Kabarett aus Franken". Normalerweise schicke ich unglaublich viel Energie ins Publikum, und wir uns dann gegenseitig hochschießen. Das fehlt jetzt leider. Aber meiner Spielfreude tut das keinen Abbruch. Im Hinterhalt sind meine Musikerin Svetlana Klimova und mein Mann Andreas Stock dabei. Da ergibt sich viel Situationskomik, die ich sonst mit dem Publikum hätte. Es gibt Musik, Weihnachtsgeschichten, Satire und viel zu lachen.

Ihr Mann Andreas ist immer dabei. Wie wichtig ist seine Unterstützung?

Mein Mann ist Regisseur, Sänger, Schauspieler, Rezitator und ein Überlebenskünstler. Er war 25 Monate als politischer Gefangener im Zuchthaus in der ehemaligen DDR und verspürt keine Verbitterung. Von seiner Gelassenheit profitiere ich. Seit 13 Jahren ist er mein Manager. Er ist mein Seelenverwandter, mein bester Freund, mein Liebhaber und mein größter Kritiker.

Was bedeutet ihnen die Kleinkunstszene auf dem Land?

Diese Bühnen sind die Geburtsstätte der Kleinkunst. Ich bin da eine treue Seele und trete immer noch gern in den Bühnen auf, die mir am Anfang eine Chance gegeben haben.

Frau Aumeier, was glauben Sie, wie wird sich die Zeit nach Corona für die Kultur verändern? Werden wir so weitermachen wie zuvor?

Ich glaube, dass Kultur nach der Krise erst recht eine große Rolle spielen wird. Denn der Mensch braucht Seelenfutter, Inspiration und Motivation. Leider werden bis dahin sicherlich noch viele Bühnen "sterben" und Solokünstler aufgegeben haben. Meine Branche wird seit Monaten hingehalten und im Unklaren gelassen. Es geht nicht nur ums finanzielle Überleben, sondern um Respekt und Anerkennung.

Live-Stream am Samstag, 12.12. aus dem Hinterhalt, Beginn 20 Uhr. Info unter www.hinterhalt.de Hier geht es direkt zum Live-Stream: www.youtube.com/watch?v=RyPq7wo8yWI&feature=youtu.be  

Foto: Lizzy Aumeier


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