Geretsrieder Kulturtage PiPaPo 2023
Eccos Hommage an Dieter Hildebrandt
Von Peter Herrmann
Geretsried-Gelting, 24.11.2023 - Er galt als einer der scharfzüngigsten Kabarettisten Deutschlands und erreichte dank der TV-Sendung „Scheibenwischer“ ein Millionenpublikum. Grund genug für den Kulturverein Isar-Loisach, am zehnten Todestag von Dieter Hildebrandt zu einer musikalischen Lesung in die Kulturbühne Hinterhalt einzuladen. Der Münchener Sänger und Kabarettist Ecco Meineke meisterte diese Herausforderung mit Bravour.
Persönliche Erinnerungen eines Wegbegleiters
Ecco Meineke schloss sich 2004 der Münchner Lach- und Schießgesellschaft an, die Dieter Hildebrandt bereits 1956 mit Sammy Drechsel gegründet hatte. „Ich besuchte ihn 2010 in seiner Wohnung in Waldperlach“, erinnerte sich Meineke. Dabei fiel ihm vor allem die Akribie Hildebrandts auf. So hatte der gebürtige Schlesier unzählige Zitate von Politikern in vielen Ordnern abgeheftet, um sie in seinen Kabarettprogrammen satirisch aufzuarbeiten. So zum Beispiel in einer Parodie auf den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, die Ecco Meineke im authentischen Pfälzer Dialekt zum Besten gab. Es folgten Auszüge aus dem Buch „Nie wieder achtzig“, in dem Hildebrandt politische Skandale wie beispielsweise die Spenden des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber an die CDU und die folgenden Erinnerungslücken des damaligen Parteivorsitzenden Wolfgang Schäuble angeprangert hatte.
Pastinaken-Polka und Dreigroschenoper
Zwischendurch griff Ecco Meineke zur Gitarre und trug Eigenkompositionen wie die „Pastinaken-Polka“ vor. Das Lied entstand bei einer Aktion von Künstlern, die ironisch vor der Einwanderung von der Pastinaken warnten und sogar Unterschriftenlisten gegen Überfremdung auslegen ließen. Dabei wussten die Unterzeichner nicht, dass es sich bei Pastinaken um eine Gemüseart handelt. Noch berührender geriet Meinekes Lied über den nigerianischen Asylbewerber Marcus Omofuma, der 1999 während seines Abschiebe-Rückflugs von drei österreichischen Polizisten misshandelt und umgebracht wurde. Zum Abschluss des Abends sang Meineke im Stile eines Entertainers die von Bertolt Brecht getextete und Kurt Weill vertonte „Moritat von Mackie Messer" sowie das Lied „Freiheit", das er Dieter Hildebrandt widmete. Für Assunta Tammelleo, Betreiberin der Kulturbühne Hinterhalt, war der Abend eine Herzensangelegenheit. „Meines Wissens gab es in ganz Deutschland nur zwei Gedenkveranstaltungen zum 10. Todestag von Dieter Hildebrandt", betonte sie.
Fotos: Peter Herrmann