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Geretsrieder Kulturtage PiPaPo 2020

Ludwig-Ganghofer-Lesung beendet außergewöhnliches Festival

Von Peter Herrmann

Geretsried-Gelting, 2.1.2021 – Fast sieben Wochen lang präsentierte der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) das längste PiPaPo-Festival seiner Geschichte. Zum Abschluss erinnerten Caro Hetényi und Claus Steigenberger an das Werk des etwas in Vergessenheit geratenen Heimatschriftstellers Ludwig Ganghofer.

Positive Resonanz auf Livestream-Übertragungen 

„Diese Kulturtage waren außergewöhnlich, doch unser Publikum ist den Weg mit uns wohlwollend und unterstützend mitgegangen“, bilanzierte Assunta Tammelleo zufrieden. Die KIL-Vorsitzende dankte den Technikern Thorsten Thane, Hendrik Noeller, Marius Hammerschmied und Daniel Schüßler, ohne deren Unterstützung die coronabdingten Livestream-Aufzeichnungen nicht realisierbar gewesen wäre. Zudem gewährte die Stadt Geretsried einen großzügigen finanziellen Zuschuss. „Ohne Kultur nichts los, aber so ist es nicht in Geretsried“, stellt Gerhard Meinl klar. Der Dritte Bürgermeister eröffnete am Mittwochabend in der Kulturbühne Hinterhalt die zehnte und letzte Veranstaltung der Kulturtage PiPaPo (Pinsel, Pauke und Poesie). Assunta Tammelleo, Vorsitzende des Kulturvereins Isar-Loisach (KIL), hatte dazu gemeinsam mit dem Autor und Schauspieler Claus Steigenberger Texte aus dem umfangreichen Werk des vor 100 Jahren gestorbenen Schriftstellers Ludwig Ganghofer ausgesucht. 

Meistverfilmter deutschsprachiger Autor

„Es verwundert etwas, dass anlässlich seines 100. Todestages in der Medienlandschaft kaum von ihm Notiz genommen wurde“, bemerkte Steigenberger. Er erinnerte daran, dass bis heute etwa 35 Millionen Bücher von Ludwig Ganghofer verkauft wurden und der gebürtige Kaufbeurer als meistverfilmter deutschsprachiger Autor gilt. Denn „Der Jäger von Fall“, „Das Schweigen im Walde“ oder „Schloss Hubertus“ zeichneten ein stark idealisiertes Heimat- und Bayernbild, das bis heute nachwirkt. Düster erscheinen dagegen die von Caro Hetényi vorgetragenen Schilderungen aus dem 1. Weltkrieg. Ganghofer reiste damals freiwillig als Berichterstatter an die französische Front und beschrieb das Grauen in schwülstigen Worten. 

„Überall Tod, Vernichtung und Zerstörung“, heißt es in einer Reportage. Dass ihn diese Eindrücke nicht zu einer Ächtung des Krieges veranlasst haben, mag schockieren. Als Freund und Lieblingsautor von Kaiser Wilhelm II. geriet er deshalb schnell ins Kreuzfeuer der Kritik von naturalistischen Schriftstellern, die Missstände in der bürgerlichen Gesellschaft anprangerten. „Er war ein Unmoderner“, befand Steigenberger. Dennoch pflegte der 1855 geborene Ganghofer Kontakt zu andersdenkenden Autoren und förderte junge Künstler wie Karl Valentin. 

In den vorgelesenen Textauszügen erfuhren die Zuseher der erneut als Livestream aufgezeichneten Veranstaltung dann viel Wissenswertes über Leben und Werk von Ganghofer. Dabei profitierten Hetényi und Steigenberger von ihrer schauspielerischen Ausbildung. So ließ sich beispielsweise die Beschreibung eines Großbrands im „Jäger von Fall“ noch gestenreicher und mit zahlreichen Tonartwechseln gestalten.  

Info: Alle Livestream-Aufzeichnungen der PiPaPo-Kulturtage sind auf dem Youtube-Kanal der Kulturbühne Hinterhalt unter www.hinterhalt.de  abrufbar. 

Fotos: Peter Herrmann, Andrea Weber


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