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Geretsrieder Kulturtage PiPaPo 2020

Mystische Rauhnächte

Von Peter Herrmann

Geretsried-Gelting, 29.12.2020 – Zu den zwölf Nächten zwischen dem 25. Dezember und des 6. Januar gibt es viele Geschichten und Bräuche, die vielerorts in Vergessenheit geraten sind. An ihre Bedeutung erinnerten Mitglieder des Vereins Flößerstraße im Rahmen einer szenischen Lesung, die der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) als Livestream in der Kulturbühne Hinterhalt aufzeichnete.

Rendezvous mit dem Teufel

Mit Querflöte und Geige begleitete Sabine Beyer, pädagogische Leiterin der Geretsrieder Musikschule, die Vorträge von Sabrina Schwenger, Gabriele Rüth, Peter Fischer und Hermann Paetzmann. „In der dunklen, kalten Winterszeit war es früher üblich, sich reihum in den warmen Stuben zu treffen, um dort zu musizieren und Geschichten zu hören“, erklärte Schwenger. Dazu gehörten beispielsweise Erzählungen, in denen der oft auch als Sparifankerl bezeichnete Teufel im Mittelpunkt stand. So soll der Fürst der Dunkelheit einmal einen Münchner Ball besucht haben und sich in stark angetrunkenem Zustand auf Bitte einer attraktiven Frau in eine Weißwurst verwandelt haben. Die Dame zögerte nicht lange und verspeiste ihn. „Seit dieser Zeit haben die Mädchen in München den Teufel im Leib“, berichtete Schwenger mit einem Augenzwinkern.

Imponierende Perchtenläufe

Damit die Geister und Dämonen sie nicht das gesamte nächste Jahr über heimsuchten, hielten sich die Menschen an Bräuche und Regeln. So durfte beispielsweise während der Rauhnächte nicht aufgeräumt werden, Haus und Stall wurden ausgiebig ausgeräuchert und mit Weihwasser gesegnet. Zum Essen gab es „Neunerlei“: Dazu gehörte Braten, Linsen, Bratapfel und Knödel. An die Dämonen von damals erinnern junge Burschen noch heute im Rahmen der sogenannten Perchtenläufe. „Das hat auch viel mit dem Imponiergehabe von Männern zu tun, die während der Winterzeit arbeitsmäßig nicht voll ausgelastet sind“, glaubt Rüth. 

Nach der knapp einstündigen Lesung zeigten sich die Darsteller dankbar, dass ihre Lesung zum richtigen Zeitpunkt stattfinden konnte. „Wir wollten das Ganze ursprünglich in der Gaststätte Flößerei vor Publikum aufführen“, erklärte Paetzmann. Dank der Livestreamaufzeichnung erreichte der Verein Flößerstraße nun deutlich mehr Interessierte.

Info: Alle Livestream-Aufzeichnungen der PiPaPo-Kulturtage sind auf dem Youtube-Kanal der Kulturbühne Hinterhalt unter www.hinterhalt.de  abrufbar. 

Fotos: Peter Herrmann


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