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Verein Nagel und Faden e.V. Geretsried

Spinnen entspannt - neues Projekt Spinnstube

Von Andrea Weber

Geretsried, 11.4.2024 – Sechs Spinnräder klapperten kürzlich in der Halle des Geretsrieder Vereins Nagel und Faden am Bunsenweg 11, als Anett Sporer, zweite Vorsitzende des Vereins, erstmals zur neuen „Spinnstube“ einlud. Besteht Interesse, soll das Projekt als offener Treff für Liebhaber von Walk und Wolle eingeführt werden. Wir waren dabei. Ein Selbstversuch.

Es hat sich eine illustre Runde an den Spinnrädern gebildet. Während bei den Damen schon das Spinnrad läuft, kämpft der einzige Herr in der Runde noch mit dem Wollstrang. Das Rohmaterial besteht aus grober Schafswolle oder der weichen Merinowolle, die einfacher zu bearbeiten seien, erklärt Anett Sporer. Schwieriger sei es mit Naturfasern zu spinnen, zum Beispiel Wolle aus Zellulose- oder Soja-Fasern. Nur für Fortgeschrittene ist die Tussah-Seide geeignet. Bei Anfängern klappert das Fußpedal beim Antrieb des Spinnrads. Mit zunehmendem Können laufe das Rad dann leise und rund, weiß die Organisatorin, die seit gut zwanzig Jahren das historische Handwerk beherrscht. Ein paar Gesetzmäßigkeiten gibt es zu beachten: Rechts herum wird gesponnen, links herum gezwirnt. Denn jedes Garn besteht aus zwei gegenlaufenden Fäden, sonst „zwirbelt es sich auf“, erklärt Sporer. Je schneller das Spinnrad läuft, desto dünner das Garn. Man spinnt barfuß oder in Socken. „Wenn Du die Handgriffe und die Pedalbewegung erst einmal raus hast, dann kannst Du beim Spinnen sinnieren und abschalten.“ 

Es sieht einfach aus, ist es aber nicht

Drei Arbeitsschritte müssen koordiniert werden: Das Rad in gemäßigter Geschwindigkeit mit dem Fuß wippend am Laufen halten, die Fasern aus dem Wollstrang ziehen und über die Spinnflügel auf die Spule wickeln, und dabei die Wollfasern möglichst in gleicher Stärke führen. „Ich habe den Rhythmus noch nicht drauf“, gesteht Anja Kreser aus Dietramszell, während ihr Spinnrad nicht das tut, was sie will. Dagegen sieht es bei Anna Hummel schon versierter aus. Sie ist die Textilbeauftragte des Mittelaltervereins „Lupi-Albi“ aus Geretsried. „Ich interessiere mich für historische Textilverarbeitung“, sagt die junge Frau, die gerade mit der Handspindel ein feines Garn wickelt. Bis aus Lenggries kam Rita Revesz zur ersten Spinnstuben-Runde. Sie habe zuhause ein altes Spinnrad stehen, sagt sie, aber sei noch sehr unsicher in der Handhabe. Spinnen entspannt, darüber sind sich die Teilnehmer einig.

Wer diese historische Handarbeit selbst ausprobieren möchte, darf sich bei Anett Sporer gerne melden. Kontakt unter info@remove-this.nagel-faden.de  oder 08171-233-75-20 (während der Öffnungszeiten).
Weitere Infos unter www.nagel-faden.de

Fotos: Andrea Weber


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