Bayerischer Rundfunk
Leben in Denkmälern
von Andrea Weber
26.3.2013 - Anlässlich 40 Jahre Bayerisches Denkmalschutzgesetz bringt der Bayerische Rundfunk in Zusammenarbeit mit dem Kunstministerium und der Hypo-Kulturstiftung eine DVD-Edition mit acht Beiträgen aus der Sendereihe „Unter unserem Himmel“ heraus. Unter dem Titel „Leben mit einem Denkmal“ stellt die Filmemacherin und promovierte Historikerin Sybille Krafft Menschen aus Bayern vor, die sich um den Erhalt von Denkmälern bemühen.
Am 25. Juni 1973 wurde im Freistaat das Bayerische Denkmalschutzgesetz verabschiedet, das den Eigentümern von Denkmälern eine verantwortungsvolle Rolle beim Erhalt von historischer Bausubstanz überlässt. Aus diesem Anlass lud die Hypo-Kulturstiftung zu einer DVD-Präsentation mit Kunstminister Wolfgang Heubisch und Filmemacherin Sybille Krafft sowie den Protagonisten aus den Filmbeiträgen nach München ein. Wieviel Zeit, Mühe und Emotionen Menschen in den Wiederaufbau historischer Gebäude stecken, würdigte Heubisch: „Wir alle profitieren davon, denn diese Denkmäler prägen unsere Identität und begründen die touristische Attraktivität unseres Landes.“ Seit 2005 recherchierte Sybille Krafft in ganz Bayern nach besonderen Denkmalsgeschichten und Besitzer, die gerne über ihre „alten Schatzkästchen“ erzählen.
Das alte Haus darf weiterleben
Das alte Taglöhnerhaus von Waltraud Gschwendtner und Harald Staub ist eine sogenannte „halbe Behausung“, die frühere steuerrechtliche Bezeichnung für ein Kleinanwesen der ärmeren Bevölkerung. Es ist vermutlich das älteste Gebäude in der Berggasse der Wolfratshauser Altstadt, das 1795 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Bauingenieur und die gelernte Technische Zeichnerin erwarben es 1996 und richten es seitdem liebevoll her. „Es ist eine ewige Baustelle“, bestätigt das Paar, das in Eigenleistung das alte Gemäuer immer wieder erneuert, sichert und fehlende Details rekonstruiert. „Die Leute sagen es ist eine Bruchbuche, wir sagen, dieses altes Haus lebt“ – und damit das so bleibt, pflegen Waltraud Gschwendtner und Harald Staub ihr ehrwürdiges Taglöhnerhaus so authentisch und behutsam wie möglich.
Der Traum vom eigenen Schloss
Ein eigenes Schloss wollte Monika Maria Merl haben. Per Zufall entdeckten die heute 32-jährige Heilerzieherin und Mutter zweier Kinder und ihr Lebenspartner, der Schreiner Roland Frank, in der Nähe von Vilshofen in der Oberpfalz das leerstehende Hammerherrenschloss Vilswörth. Für 200.000 Euro kauften sie 2002 die baufällige Barock-Ruine aus dem Jahr 1730 auf drei Hektar Grund, mit Stallungen und Schmiede.
Doch dann geschah das Unfassbare: Zehn Tage nach dem Kauf brannte das Schloss durch einen Kabelschwelbrand bis auf die Grundmauern nieder. Merl und Frank ließen sich nicht entmutigen, lebten knapp ein Jahr im Bauwagen und rekonstruierten das historische Anwesen mit Putzbändern und schwarzen Eck-Quadern. Sie fingen mit der Dachsanierung an und arbeiteten sich über einen Zeitraum von drei Jahren Raum für Raum bis zum Erdgeschoss hinab. Bis auf die finanzielle Unterstützung aus dem Entschädigungsfond des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege investierten sie ihr eigenes Kapital und viele Stunden Freizeit. Warum sie sich diese Mühe auferlegen, darauf haben sie nur eine Antwort parat: „Wir lieben unser Schloss.“
Die Idee zu dieser Filmreihe entstand durch „eigene leidvolle Erfahrung“, erzählt Sybille Krafft. Als Vorsitzende des Historischen Vereins in Wolfratshausen gelang es ihr nicht, das ortsprägende „Vierjahreszeitenhaus“ vor dem Abriss zu retten. „Es stand leider nicht auf der Denkmalliste“, erinnert sich die Historikerin. Mit dieser Filmreihe will sie ihren Beitrag leisten, „um die Wertschätzung gegenüber Denkmälern und ihren Besitzern zu erhöhen“. Krafft sucht vorwiegend positive Beispiele, denn es geht darum, „Mut für die Denkmalpflege zu machen, trotz aller Hürden und notwendiger Ausdauer“. Entstanden sind acht Filme mit insgesamt vierzig Beispielen unter den Titeln: Häuser-, Mühlen-, Turm-, Schloss-, Bahnhofs-, Werkstatt- und Fabrikgeschichten. Für die Burggeschichten aus dieser Reihe wurde Sybille Krafft 2011 mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet.
Die DVD können Sie hier bestellen.

Fotos: Bayerischer Rundfunk, Andrea Weber