Holzhauser Musiktage 2020
Open Air auf dem Bauernhof
Von Andrea Weber
Münsing, 24.7.2020 – Die Holzhauser Musiktage gibt es heuer – der Ausnahmesituation geschuldet – leider nur in der „Lightversion“, sagt die preisgekrönte Violinistin und künstlerische Leiterin der Musiktage Anne Solveig Weber. Nur die Konzertwanderung und das Open-Air-Konzert im Münsinger Loth Hof am vergangenen Wochenende durften stattfinden, alle anderen Konzerttermine in der Tenne wurden abgesagt. Doch trotz aller Widrigkeiten, Weber und die langjährigen Organisatoren, das Ehepaar Klaus und Gerhild Reid, waren entschlossen: „Wir machen’s“.
Seit 47 Jahren gibt es das kleine aber feine Festival in Holzhausen und drum herum. Am Sonntag kamen geschätzte 80 Besucher, die im Halbkreis mit Abstandsregelung vor der Bühne an der Stallseite Platz nahmen. „Endlich dürfen wir mal wieder Musik hören“, freute sich die Münsinger Malerin Maria Neumann, die von sich sagt, sie habe schon „kulturelle Entzugserscheinungen bekommen“. Ihre Tochter, Christine Mair ist die Bäuerin am Loth Hof. Mit Familie hat sie den Innenhof liebevoll zum Kulturort umgestaltet.
Im Schwerpunkt Musik von Astor Piazzolla
Wie nicht anders zu erwarten entsprach der Auftritt des Duos TwoWell der hohen Messlatte dieser Musiktage. Maria (Violoncello) und Matthias Well (Violine) in Begleitung des Moldawiers Vladislav Cojacaru am Akkordeon nahmen ihr Publikum mit auf eine Weltreise musikalischer Stilfacetten. Es ging von Münsing (Bayerische Volksmusik und Andachtsjodler) weiter nach Irland mit seinem unverkennbaren Folk, dann über den Balkan mit den wildromantischen Gypsy-Rhythmen, über die Melancholie russischer Musik, hinüber über den großen Ozean zum berühmten Tango aus Argentinien – im Schwerpunkt die Stücke von Astor Piazzolla.
Kunstgenuss mit Tiefgang
Sogar indische Klangstrukturen präsentierten sie gefühlvoll versiert und nordamerikanischen Blues schön verjazzt, wie es sich gehört. Mit exzellentem Können und hoher Sympathie überzeugten sie ihr Publikum. Ein unterhaltendes Konzert auf höchstem Spielniveau. Matthias Wells Geigenspiel war vielschichtig und virtuos. Maria Wells Cello-Klang ein Kunstgenuss mit hörbarem Tiefgang und die Kombination mit Cojacarus Akkordeonspiel brachte einen Hauch von Balkanstyle mit ein.
Ob gezupft, sanft mit dem Bogen gestrichen oder im Hochgeschwindigkeits-Stakkato – es war ein Konzert mit eigener Note. Für den Laien ein Zauberwerk der Spielkunst, für den Könner eine Herausforderung. Am Ende gesellten sich die Schwestern Anne Solveig Weber (Violine) und Alice Marie Weber (Viola) mit dazu. Das war Weltmusik vorm Kuhstall von Weltmusikern gespielt.
Fotos: Andrea Weber





