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Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft

Pocci-Preis 2019 für Opernfestspiele auf Gut Immling

Von Benjamin Engel

Münsing, 29.7.2019 - Unter dem weiß-blauen Himmel Bayerns haben die Seen seit jeher die Künstler angezogen und inspiriert. Unweit der Eggstätter Seenplatte im Chiemgau haben Initiator und Intendant Ludwig Baumann und die musikalische Leiterin Cornelia von Kerssenbrock die Opernfestspiele auf Gut Immling zu einem der beliebtesten Musikfestivals Deutschlands gemacht. „Versuchungen“ lautet das diesjährige Motto der inzwischen 23. Ausgabe der Veranstaltung. Heuer zeichnet die Münsinger Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft das Paar mit dem Pocci-Preis aus. Gleichzeitig hat ihr Vorsitzender Michael Köhle die Ausstellung „Blauer Himmel, blaue Wogen“ über die Musikgeschichte am Starnberger See auf den Bergkramerhof oberhalb von Wolfratshausen geholt.

Zwischen Franz Graf von Pocci (1807-1876) und dem diesjährigen Preisträger sind für Michael Köhle die Parallelen offensichtlich. Der Graf und vielseitig begabte Künstler ist vor allem mit der Figur des Kasperl Larifari bekannt geworden. Für das Marionettentheater in München hat der Komponist, Satiriker und Karikaturist mehr als 40 Stücke geschrieben. Die populärste Figur Poccis habe in fernen Ländern unzählige Abenteuer bestanden und sei doch der bayerischen Heimat verbunden geblieben, sagt Köhle. „Pocci selbst widmete sich mit Leib und Seele dem Marionettentheater, malte Kulissen, entwarf Kostüme und zeichnete sogar Eintrittskarten - kurzum: Er lebte für seine Kunst.“ Das erinnert Köhle an die Arbeit von Ludwig Baumann. Der Initiator des Immling-Festivals bringe seit mehr als 20 Jahren die Abenteuer ferner Länder in traumhafter, zu Herzen gehender Musik im bayerischen Chiemgau auf die Bühne. Baumann, von Kerssenbrock und allen Mitarbeitern könne er nur dafür danken, dass die Besucher in die großen Emotionen des Musiktheaters eintauchen dürften, sagt Köhle.

Mozarts „Don Giovanni“

Mit dem Preis will die Pocci-Gesellschaft an ihren Namensgeber erinnern. Vor Beginn der Vorstellung von Mozarts „Don Giovanni“ am Samstag, 27. Juli, will er den diesjährigen Pocci-Preis überreichen. Und damit schließt sich für Köhle der Kreis. Denn in der Figur des Leporello aus der Oper erkennt er auch Charakterzüge des Kasperl Larifari von Pocci. Als einen Lebenskünstler beschreibt Köhle Leporello. Dieser müsse seinem Herrn aus der Patsche helfen, ohne selbst als Bauernopfer auf der Strecke zu bleiben. „Eine Figur, die sich ihre durchaus bissig-sarkastischen Kommentare zum Erlebten nicht verkneifen kann.“

Besonders freut Köhle, dass während der Opernfestspiele auf Gut Immling bis 18. August auch die Schau „Franz Graf von Pocci, Humor und Musi“ zu sehen ist. Gezeigt werden satirische Zeichnungen, welche die Probleme der damaligen Zeit widerspiegeln. Beispielsweise zieht Pocci als Interimsintendant das Münchner Nationaltheater aus dem Dreck. Die Ausstellung thematisiere zudem, wie Pocci zur Entwicklung des Humors und der Satire in der Landeshauptstadt beigetragen habe, schildert Köhle.

„Blauer Himmel, blaue Wogen“

Genauso hat der Starnberger See die Künstler inspiriert. Als der Hofkapellsänger Guiseppe Leoni (1770-1834) in Assenbuch am Ostufer des Starnberger Sees eine Gastwirtschaft eröffnete, prägte er damit den neuen Namen des kleinen Fischerorts bei Berg. Bereits im 19. Jahrhundert hatte sich die Bezeichnung Leoni für die Siedlung eingebürgert. König Ludwig II. soll gerne in dem Gasthaus eingekehrt sein. Der Märchenkönig lud auch den Komponisten Richard Wagner für den Sommer 1864 in die Villa Pellet nach Kempfenhausen ein. Als Johannes Brahms 1873 den Sommer in Tutzing verbrachte, ließ er sich von einem Gedicht mit den Anfangsworten „Blauer Himmel, blaue Wogen“ inspirieren und vertonte dies. Mit der Musikgeschichte am Starnberger See hat sich der Musikwissenschaftler und Sänger Christian Lehmann gemeinsam mit Studenten der Ludwigs-Maximilians-Universität in München beschäftigt. Mit ihnen konzipierte er die Ausstellung „Blauer Himmel, blaue Wogen“ in einem Praxisseminar. Im Frühjahr war die Schau im Haus Buchenried in Leoni zu sehen sowie später im Hauptgebäude Münchner der Ludwig-Maximilians-Universität. Jetzt zeigt die Pocci-Gesellschaft die Schau im Bergkramerhof. Zur Vernissage lädt Michael Köhle am Donnerstag, 25. Juli, um 19.30 Uhr. Bis Ende September ist dort die Ausstellung zu sehen.

Fotos: Veranstalter


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