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Hollerhaus Irschenhausen

Sandsilhouetten in Gold

Von Andrea Weber

Irschenhausen, 2.7.2024 – „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“, ein Zitat von Pablo Picasso, das für die eindrucksvolle Ausstellung „Goldstücke“ von Helga Kallweit im Hollerhaus steht. Aus Sand, Farbe und 24-karätigem Gold, in einer von der Künstlerin entwickelten Sand-Hybrid-Technik, entstehen großformatige und maßgeblich weiße Bilder mit schimmernden Akzenten. Es strahlt und funkelt im Hollerhaus.

Helga Kallweit zeigt zum dritten Mal ihre ganz eigene Hybrid-Technik im Hollerhaus. 2012 waren die Bilder noch in leuchtendem Orange. Nun sind die „Goldstücke“ weiß, zurückhaltend und elegant. Nur ein Hauch des Edelmetalls geben den Bildern ein konkretes Motiv. Sie ist eine exzellente Könnerin des Minimalismus. Im schwarzen langen Kleid stellte Helga Kallweit einen Kontrast zu ihren Bildern dar, als sie mit Lia Schneider-Stöckl gemeinsam ihre Vernissage-Gäste am vergangenen Samstag begrüßte.

Dann kommt Blattgold ins Spiel

Sand sammelt die gebürtige Rheinländerin aus der ganzen Welt, wie zum Beispiel aus Australien, Neuseeland, Hawaii. Mit diesem Sand – der mal feinkörnig ist, mal grob, schneeweiß oder rötlich im Farbton – und mit Öl oder Acrylfarbe vermischt, baut sie Schicht für Schicht den Malgrund ihrer großformatigen Bilder auf, solange, bis eine markante Struktur entsteht mit einer dreidimensionalen Haptik. Dann kommt das hochkarätige Blattgold ins Spiel. Hauchfein setzt sie Akzente. So entstehen schimmernde Silhouetten in der Sandstruktur, die sofort erkennen lassen, was sie darstellen. Ein Buddha vor der aufgehenden Sonne, so auch das Titelbild der aktuellen Ausstellung. Der Kopf eines Springbocks ist mit dem Blattgold nur so minimal angedeutet, wie der Abdruck einer urzeitlichen Versteinerung. Und der Kopf eines Elefanten mit seinem faltigen Rüssel scheint als hätte ihn ein Wüstenwind als Abdruck in den Sanddünen hinterlassen.

Kunst aus Wabenpappe

Helga Kallweit besitzt die Gabe, zu wissen, wann sie aufhören muss, um die höchstmögliche Reduktion des Motivs zu behalten. Doch jedes Bild benötige einen langwierigen Prozess des Aufbaus, erklärte die Künstlerin. Helga Kallweit experimentiert gerne. So auch neuestens mit sogenannter Wabenpappe, ein hochstabiles Papiermaterial für den Bau. Sie bearbeitet die Pappe mit dem grobschlächtigen Hammer bis die Bienenwabenstruktur aus dem Inneren erscheint, die dieser Pappe den Namen gibt. Schließlich bemalt sie die bewusste Zerstörung mit weißer Farbe und Gold. „Jedes meiner Bilder hat Höhen und Tiefen, so wie das Leben“, sagte die Künstlerin und lud ihre Gäste auf eine Reise durch ihre sandigen „Goldstücke“ ein.

Die Ausstellung „Goldstücke“ läuft noch bis 30. Juli, geöffnet am Sa. und So. von 14 bis 18 Uhr, Hollerhaus in Irschenhausen. Am 30. Juli findet zum Abschluss ein Flamenco-Abend statt, Beginn 18 Uhr.  

Fotos: Andrea Weber


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