1250 Jahre Schlehdorf am Kochelsee
Ein Dorf und sein Kloster feiert seine Geschichte
Von Andrea Weber
Schlehdorf, 10.1.2013 – Drei Jahre haben die Schlehdorfer und ihr Bürgermeister Stefan Jocher keine Zeit und Mühen gescheut, um das größte Fest, das ihre kleine Dorfgemeinde am Kochelsee jemals gefeiert hat, zu planen und rechtzeitig zu realisieren. Viel ehrenamtliche Arbeit steckt dahinter. Mit einer großen Silvesterfeier läuteten rund 300 Einheimische das Festjahr 2013 ein. Nun wollen sie feiern, mit einem Programm, dass das ganze Jahr über viel Musik, Kunst und Kultur bieten wird.
Die Schlehdorfer und die Klostergemeinschaft der Missions-Dominikanerinnen am Ort haben Grund genug zu feiern. Schwester Josefa Thusbaß (Missions-Dominikanerinnen Provinz- u. Missionsprokur), ehemalige Leiterin der Mädchenrealschule im Kloster, erklärt das so: „Wir sind eines der wenigen Klöster Südbayerns, das eine Originalgründungsurkunde aus dem Jahre 763 besitzt. Es ist ein Dokument in karolingischer Minuskelschrift verfasst und von unschätzbarem Wert. Das vierseitige Schriftstück liegt sicher verwahrt im Hauptstaatsarchiv in München.
Eckdaten der alten Geschichte Schlehdorfs
Natürlich hat Schlehdorf viel zu erzählen. Zum Festjahr wurde deshalb eigens ein Jubiläumsbuch unter dem Titel „Geschichten und G’schichtn“ herausgebracht. Am Sonntag, den 13.1. ab 14:30 Uhr, findet im Festsaal des Kloster Schlehdorf die Buchvorstellung statt.
Nicht in Schlehdorf wurde das Kloster, das einst von den Benediktinern geführt wurde, zuerst erwähnt, sondern der Sitz war ursprünglich in Scharnitz. Warum das Kloster nur wenige Jahre später an den Kochelsee verlegt wurde, ist bis heute unbekannt. Man vermutet aber, so erklärt Schwester Josefa, dass Klöster damals als Eckpfeiler gebaut wurden, um Besitztümer abzustecken. So nahm Bayernherzog Tassilo III die Region am Kochelsee als sein Reich in Besitz. Zu den Gütern des Klosters gehörten Sindelsdorf, Wallgau, Scharnitz (Gde. Krün), Hofheim (Gde. Spatzenhausen), die Münchener Stadtteile Pasing und Giesing, Gräfelfing sowie Flaurling, Polling und Imst in Tirol. Dann wurde es dokumentarisch still um das eher ärmliche Bistum, bis Otto von Freising im Jahre 1140 dem Kloster, das sich im desolaten Zustand befand, zu neuem Glanz verhalf. Nach einem Brand des alten Klosters, das unten im feuchten Anger stand, wurde das neue Gebäude von 1717 bis 1780 oben auf dem Hügel errichtet. Mit der Säkularisation 1803 enteignete man die Kirche.
1846 ist wieder ein tragisches Datum für Schlehdorf. Durch einen Föhnsturm brannte das Kloster und der gesamte Ort nieder. König Ludwig I lies Schlehdorf wieder erbauen und strukturierte den Ort ungewöhnlich um. Er ließ Straßen und Häuser anordnen, die in ihrer Geradlinigkeit und Parallelität an Manhattan erinnern. Seit 1904 haben die Dominikanerinnen aus Augsburg das Kloster übernommen. 1927 kam der Nordflügel hinzu und bot Platz für rund 900 Missionsschwestern, die nach Südafrika, Bolivien und Ecuador abgesandt wurden. Heute leben und arbeiten hier 45 Klosterschwestern.
Ein Jahr lang wird nun diese Geschichte gefeiert
Stolz sind die Hauptorganisatoren: Bürgermeister Stefan Jocher, Justina Eibl (Gemeinderätin) sowie Gabi Oehme (Tourismusbeauftragte). Viele im Dorf hätten sich an der Planung und Realisierung des Festprogramms beteiligt. „Es zieht immer größere Kreise. Jeder bringt sich ein, wo er kann“, erklärt Gabi Oehme. Ein Fest in solcher Dimension habe es in Schlehdorf noch nie gegeben. Die Festwoche vom 21. bis 30. Juni mit einem Festzelt an der Reuterbühlerstraße ist freilich der Höhepunkt der Feierlichkeiten. „Essen und Trinken hält bekanntlich ja Leib und Seele zusammen“, ergänzt Justina Eibl. Deshalb haben sie extra fürs Jubiläumsjahr einen Schlehenlikör angesetzt und ein „süffiges“ Jubiläumsbier von der Klosterbrauerei Reutberg brauen lassen. Diese kulinarischen Festtagsschmankerl gibt es freilich nur im ortseigenen Dorfladen und natürlich nur im 1250ste Jahr von Schlehdorf.
Alle Informationen zum Festprogramm finden Sie hier:Flyer









