Buchtipp: "Berg Wanderungen"
Spaziergänge durch die Berger Kultur- und Naturlandschaft
Von Benjamin Engel
Starnberg, 14.10.2024 - Im Ambacher Verlag hat die Autorin Angela Schuster 15 Touren durch ihre Heimatgemeinde als Buch veröffentlicht. Darin enthalten sind fundierten Informationen zu Bauten und Persönlichkeiten – eine Entdeckungsreise.
Wer durch die Kulturlandschaft am Ostufer des Starnberger Sees läuft, wird mit Ausblicken aufs Wasser und die Alpenkette am Horizont belohnt. Vorbei geht es währenddessen immer wieder an historischen Bauernhäusern und Villen. Für alle, die mehr darüber erfahren wollen, bietet nun das im Ambacher Verlag neu erschienene Buch „Berg Wanderungen".
Die Wege der Spaziergängerin aus dem Berger Gemeindemagazin "BergBlick“ eine spannende Lektüre. Darin hat die in Berg (Landkreis Starnberg) gebürtige und aufgewachsene Autorin Angela Schuster 15 Touren beschrieben, welche die Historie und Persönlichkeiten der Kommune lokal neu erlebbar machen. Die Gelegenheit fundiert zu recherchieren, hat Angela Schuster, weil sei ehrenamtlich im Berger Gemeindearchiv mitarbeitet.
Die Routen führen an bekannten Zielen wie dem Bismarckturm oder den 16 Stationen des Kreuzwegs von Leoni nach Aufkirchen vorbei. Doch Angela Schuster weiß viel Überraschendes zu bieten. Wer weiß etwa schon, dass in Kempfenhausen einst eine Flugzeughalle existierte. Gustav Otto – der Sohn des Erfinders des Vier-Takt-Motors – hatte diese im Jahr 1911 am Uferwegs gegenüber des Grundstücks der Drenhaus Villa bauen lassen. Der Flugzeug- und Motorenbauer war der erste bayerische Flugzeughersteller sowie einer der ersten deutschen Piloten und Flugausbilder. Er geriet allerdings in Konkurs. Seine Frau Ada Otto gewann das Ruselberg- und das Jochpassrennen mit dem Automobil, war eine begeisterte Auto-, Segel- und Flugzeugsportlerin.
Historische Hintergründe
Jede der 15 Touren in dem Buch befasst sich mit einem Gemeindeteil. Ursprünglich erschienen sind die Spaziergänge im „BergBlick“. Angela Schuster hat die Gemeindezeitschrift im September 2020 gemeinsam mit dem Ambacher Verlag aus Münsing gegründet. Bei ihren Wanderungen legte die Autorin ihren Fokus auf historische Hintergründe und Geschichten. Neu zu entdecken gibt es etwa Balthasar Augustin Albrecht. Der spätere Künstler und Münchner Hofmaler der Barockzeit wurde am 6. Januar 1687 im „Schmalzer“ in Bergs Dorfmitte geboren. Das Gebäude nahe das Maibaums in Oberberg ist inzwischen abgerissen, war jedoch für das Gasthaus „Tutzinger Hof“ oder „Berger Stuben“ bekannt. Zu seiner Zeit bedeutend war Balthasar Augustin Albrecht, weil er die Hochaltarbilder der Wieskirche bei Steingaden und in der Kirche des Klosters Schäftlarn schuf. Unter anderem fertigte er zudem die Altarbilder für Dießen, Polling und die Heilig-Geist-Kirche in München oder restaurierte die 28 Mirakelbilder an der Aufkirchner Wallfahrtskirche. Für sein intensives Künstlerleben – am 15. August 1765 starb der Maler – bietet das Buch von Angela Schuster spannende Einblicke.
Leichte Wanderungen und Spaziergänge
Die meisten der Touren sind zwischen vier und sechs Kilometern lang, daher also auch für Leute bequem machbar, die nicht stundenlang unterwegs sein wollen. Angela Schuster bringt darin den Lesern auch Gebäude näher, die längst verschwunden sind. Das gilt beispielsweise für die alte Höhenrainer Kirche. Der Sakralbau wurde erstmals im Jahr 806 urkundlich erwähnt und zählte damit zu den ältesten Kirchen Bayerns. Im Jahr 1315 wurde das Gebäude als Filialkirche von Münsing aufgeführt. 1952 wurde die Kirche abgebrochen, nachdem sich die Einwohnerzahl im Gefolge des Zweiten Weltkriegs stark erhöhte und mehr Platz erforderlich war. Verschwunden ist etwa auch die historische Drahtseilbahn, welche die Rottmannshöhe mit Leoni am Ostufer des Starnberger Sees verband. Auf Tour können Wanderer der Trasse folgen.
Wer von der Annakapelle bei Berg nach Martinsholzen und zurück läuft, kann dagegen einem Stück handwerklicher Industriegeschichte nachspüren. Einst waren nämlich am Lüßbach, an des untere anderem vorbeigeht, vier Mühlen in Betrieb. Als Industriedenkmal steht heute die frühere Hammerschmiede Manthal unter Denkmalschutz. Die Wasserkraft treibt Hammermühlen an. Mithilfe des Hammers können verschiedene Materialien zerkleinert werden. Zu entdecken gibt es auf dieser Tour aber auch versteckte Naturidyllen im Hinterland des Starnberger Sees wie den Weiher am Manthalhammerweg.
Kultur- und Naturlandschaft gehen eben am Ostufer des Starnberger Sees Hand in Hand. Und wer mehr über die Hintergründe weiß, kann sich mit der Gegend umso besser vertraut machen.
Das Buch ist hier erhältlich.
Fotos: Ambacher Verlag