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Buchvorstellung „Bayerischer Advent – 24 Bräuche zur staaden Zeit“ von Andreas M. Bräu

Vergessenes und Wiederentdecktes

Rezension von Andrea Weber

München/Oberland, 9.12.2022 – „Amal eine Stunde nur aufs Licht einer Kerzn schauen, einfach amal nichts machen, Gedanken fliegen lassen“, predigt der Partenkirchner Pfarrer Andreas Lackermeier während der vorweihnachtlichen Adventszeit, so schreibt Buchautor Andreas M. Bräu in seinem vom Allitera Verlag neu erschienenen Buch „Bayerischer Advent – 24 Bräuche zur staaden Zeit“.  Der Garmischer stellt darin vergessene und wiederbelebte bayerische Adventstraditionen vor - für daheim und anderswo.

Es ist die Zeit der roten Farbe. Die Zeit der heimeligen Stuben, aber auch die des ungewollten Stresses. Wie wahr ist doch Karl Valentins berühmter Spruch: „… und wenn die staade Zeit vorüber ist, dann wird’s auch wieder ruhiger!“ Autor Andreas M. Bräu ging auf die Suche nach bayerischen Adventsbräuchen von der Oberpfalz bis an den Alpenrand, vom Allgäu bis ins Berchtesgadener Land und hat „allerlei Segensreiches, Kulinarisches, Gruseliges und Lichterhellendes“ entdeckt, wie er im Vorwort schreibt. Jahrhundertalte Bräuche, teils vergessene, teils wiederentdeckte. Es ist ein unterhaltsamer Band geworden, reich bebildert und jeder Brauch als ausführliches Kapitel über Historie, Herkunft und Zeremonie beschrieben.

Vielerorts unbekannt

So kann man sich in diesem Buch durchschmökern, gerade jetzt in der heimeligen Zeit, wo es früh dunkel wird. Eine Kerze anzünden, Tee aufkochen und blättern. Ein Buch für das geliebte Bücherregal, das man gerne in der Adventzeit herausnimmt und wieder nachlesen kann. Weit kommt man nicht, denn schon der erste beschriebene Brauch ist vielerorts unbekannt, zumindest außerhalb der Region des Bayerischen Walds. Das Paradeisl ist ein gebasteltes Stückerl vom Wald, steht in der Überschrift. Bräu recherchierte, dass vermutlich um 1870 Wanderarbeiter aus Südtirol und Österreich diesen Brauch nach Bayern gebracht haben sollen. Um ein bisschen Glanz in die dunkle Zeit zu bekommen haben sie vier Äpfel mit Stecken und Kerzen zu einer Pyramide gebaut. Bräu erzählt die Bedeutung des Paradiesapfels und die Fortentwicklung dieses Brauchs, der ohne kommerziellen Kitsch eine wundervolle Stimmung zaubert.

Vom Kerbholz und der Weihnachtsuhr

Spannend ist auch woher der Spruch stammt „etwas auf dem Kerbholz zu haben“. Das erklärt Bräu im zweiten Kapitel der Adventsbräuche: „Einerseits vergeht die Zeit zu langsam, andererseits langen bei manchen Mädchen und Buben die 24 Tage des Advents gar nicht aus, um all die Untaten des vergangenen Jahres ungeschehen zu machen. Indem man brav Schnee räumt, das Moos fürs Kripperl sammelt und der Mama beim Platzerlbacken hilft …“  Im katholisch-deutschsprachigen Raum ritzten die Kinder seit dem Spätmittelalter auf ein bis zwei Zentimeter dicken Hölzern ihre guten Taten, Gebete und Besuche der Messe ein. Im Kapitel zwei kann der Leser über diesen Brauch noch so einiges Tiefgründiges erfahren und auch wie die Weihnachtsuhr die adventliche Zeitmessung bestimmt.

So gibt es in dem Buch 24 traditionelle bayerische Adventsbräuche nachzulesen. Bräu hat sich intensiv damit befasst, gut recherchiert und vor allem unterhaltsam und kurzweilig jeden Brauch beschrieben. Über mehr oder weniger bekannte Traditionen, etwa der Perchten, Klausen, Kramperl, Bärbelen und Nussmärtel. Vom „hohen Lied des Weihnachtsplatzerl“ – „Backrohr auf und Backrohr zu“ und vom Watschenkinderl bis zum Lebkuchenbäcker. Viele Bilder von heute und aus der Vergangenheit machen diese Geschichten der bayrischen Adventstraditionen noch lebendiger.


Autor Andreas M. Bräu, geboren in Garmisch-Partenkirchen, arbeitet als freischaffender Schriftsteller, Schauspieler und Moderator. Er gehörte viele Jahre als Ensemblemitglied zum Kurtheater Garmisch-Partenkirchen sowie als Gastdarsteller am Staatstheater am Gärtnerplatz. Bräu hat Germanistik- und Geschichte studiert und schreibt Texte und Blogs sowie Moderationen für Kabarett und Bühne. Seit 2016 unterrichtet er an einem Münchner Gymnasium Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Theater. Bräu lebt in München und Garmisch. 

Buch „Bayerischer Advent – 24 Bräuche zur staaden Zeit“ erhältlich beim Allitera Verlag unter www.allitera-verlag.de 

Fotos: Allitera-Verlag, Stoachperchten e.V.

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