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Buchheim Museum - Bernried - Gaymann-Ausstellung / Humor Festival in Bernried

Von Hühnern und Humor

Von Bettina Sewald

Bernried, 12.8.2021 – Eigentlich war alles ganz anders geplant. Der Cartoonist Peter Gaymann feierte im vergangenen Sommer seinen 70. Geburtstag... Stopp! Eben nicht. Geplant war eine große Feier sowie eine Ausstellung im Buchheim Museum der Phantasie „70 Jahre – 70 Hühner“. Doch mit der Corona-Pandemie kam alles anders. Erst mal kam nämlich nix. Feier und Ausstellung mussten, wie so vieles, verlegt beziehungsweise abgesagt werden. Statt einer bescheidenen Nachfeier, gibt es in diesem Jahr ein unglaubliches Upgrade! Die Ausstellung heißt jetzt „Von Hühnern und Menschen“ und gibt einen umfassenden Einblick in das Leben und Wirken des Künstlers. Peter Gaymann hat das Konzept gemeinsam mit Reinhard G. Wittmann, Vorsitzender des „Forum Humor und komische Kunst“ sowie ehemaliger Leiter des Münchner Literaturhauses, über- und ausgearbeitet und gleichmal das „Humor Festival Bernried“ drangehängt.

„Der Geburtstag ist ja vorbei und wir haben im Prinzip alles neu konzipiert“, erzählt der gebürtige Freiburger und berichtet weiter: „Wir haben im Buchheim Museum einen großen Raum gestalten können, um die vier Hauptphasen meiner persönlichen wie beruflichen Entwicklung zu zeigen: Freiburg, Rom, Köln und jetzt Bayern.“ Ausgestellt werden nicht nur Originale aus den verschiedenen Schaffensperioden, sondern auch „Zeitschnipsel“ der jeweiligen Epoche, wie Zeitungsartikel, Briefe (u.a. Robert Gernhardt und Papan), Filmausschnitte, Fotos und diverse Originale, die das entsprechende Lebensgefühl widerspiegeln. So gibt es zu „Rom“ beispielsweise einen echten Fiat Cinquecento, in den sich die Ausstellungsbesucher auch mal für ein Selfie reinsetzen dürfen. „Die Ausstellung soll ja auch ein bisschen lustig sein und zum Mitmachen inspirieren“, schmunzelt der begnadete Cartoonist, der über einen kleinen Umweg zu seinem Beruf kam.

Eigentlich studierte er Sozialpädagogik und gab seiner künstlerischen Leidenschaft erst nach dem Studium nach und machte sich 1976 als humoristischer Zeichner selbstständig. 2019 erschien sein 100. Buch. Viele seiner Publikationen wurden Bestseller. Die geplante Ausstellung zeigt viele persönliche Seiten. „Nicht immer nur die erfolgreichen Werke, sondern die Sachen, die mich geprägt und weitergebracht haben“, verrät er mit ewig jungenhaftem Charme. Neben den prägenden und prägnanten Wohnsitzen des Künstlers („Ich habe immer gemerkt, wenn ich mich räumlich verändern musste, um mich weiterzuentwickeln.“)  bekommt im Buchheim Museum auch seine Zeit als Cartoonist der Frauenzeitschrift Brigitte einen eigenen Bereich. „Das heißt dann „30 Jahre Brigitte – 30 Bilder“, erzählt der ambitionierte Familienmensch und weiter: „Das war eine ganz schöne Herausforderung aus jedem Brigitte-Jahr jeweils nur eine Zeichnung der “Paar-Probleme“ auszuwählen.“

Viel Zeit und Muße

Der inzwischen 71-jährige lebt seit drei Jahren mit seiner zweiten Ehefrau Viktoria Steinbiß-Gaymann in Schäftlarn und hat zwei große Kinder sowie drei kleine Enkel. Im langen Lockdown hatte er viel Zeit und Muße für eine aufwändige Recherchearbeit: „Ich habe zusammen mit Reinhard Wittmann seit Weihnachten bestimmt zehn große Umzugskartons bei mir vom Speicher geholt und durchgearbeitet.“ Dabei habe er Sachen entdeckt, die er 30 Jahre lang nicht mehr angeschaut habe. Gaymann gesteht: „Manches muss ich in meiner Vita tatsächlich angleichen, da hatte ich einiges auch ganz anders in Erinnerung, als das, was ich es dann beispielsweise in Zeitungsartikeln nachlesen konnte.“ Der ehemalige Literaturhaus-Chef könne inzwischen sicher leicht eine Biografie über ihn zu schreiben lobt der Cartoonist: „Die Zusammenarbeit war einfach großartig!“ Zu schreiben gäbe es sicher viel.

Botschafter des Humors

Der vielseitige Künstler setzt sich, ohne großes Aufheben darum zu machen, für ein Kinderhospiz, das Alzheimer-Projekt „Demensch“ sowie aktiv im Vorstand des Forums Humor und Komische Kunst e.V. ein: „Da war es einfach toll zu spüren, wie sich die Gemeinde Bernried mit dem aktuellen sowie dem Alt-Bürgermeister (Georg Malterer und Josef Steigenberger) sowie Daniel Schreiber (Direktor vom Buchheim Museum), um das Forum Humor bemühen und sich der Festival Gedanke herauskristallisiert hat.“ Durch die großartige Vernetzung von Reinhard G. Wittmann habe man binnen kürzester Zeit eine ganze Reihe von hochkarätigen Künstlern für das Projekt in diesem Sommer begeistern können. 23 Künstlerinnen und Künstler aller Sparten, von Zeichnern über Musiker, Kabarettisten, Kasperltheaterspieler bis zu Autoren sind laut Gaymann „alle Botschafter des Humors“.

Vom 18. Juli bis 26. September kann man sie im und vor dem Rathaus von Bernried bei einer Ausstellung am Info-Point schon einmal kennenlernen. Neben den am Humorparcours beteiligten Malern und Cartoonisten präsentieren Mia Böddecker, Sven Hartmann und Gerd Sendelbach ihre Skulpturen. Als Bühnenkünstler sind Quatro Nuevo (21. Juli), Gerhard Polt und die Well-Brüder (22. Juli), Martina Schwarzmann (23. Juli), Doctor Döblingers Kasperltheater (5. September), Roland Hefter (11. September) und Axel Hacke (24. September) mit dabei. Einzelheiten zu den Veranstaltung gibt’s unter www.buchheimmuseum.de , info@remove-this.forum-humor.de  oder gemeinde@remove-this.bernried.de  .

Bei der geballten Ansammlung von Humor hat Corona vermutlich im Bernrieder Festival Sommer nichts mehr zu Lachen. Und war im Nachhinein gesehen, vielleicht wenigstens für eine extrem fruchtbare Zusammenarbeit gut. Sollte es mit dem „Forum Humor“ in München nämlich weiterhin schwierig bleiben und das geplante Gebäude am Schlachthof sich doch nicht realisieren lassen (wir berichteten), in Bernried werden die Künstler mit offenen Armen empfangen.

Gaymann-Ausstellung „Von Hühnern und Menschen “ im Buchheim Museum (ab 26. Juni!!) plus „Humor Festival Bernried“ (18.Juli-26.September)

Fotos: Bettina Sewald


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