Das Magazin für das Bayerische Oberland

Brotzeit & Spiele

Wolfgang Ramadan sorgt für die „kulturelle Grundversorgung“ im Oberland

Icking, 2.10.2019 - Red. Manche Menschen muss man erleben, denn sie mit Wörtern zu beschreiben wäre stets unzureichend. Wolfgang Ramadan ist ein solcher Mensch: Künstler und Kunstorganisator, Fotograf, Theaterregisseur, Eventmanager, Konzeptdenker, Musiker, Lyriker, Impresario. Der umtriebige Ickinger vereint so viele Fähigkeiten und Facetten auf sich, dass ihm das Bayerische Fernsehen sogar schon eine Sendung in der Reihe „Lebenslinien“ widmete. Vor allem aber steht Wolfgang Ramadan in der Region für eines: für die „kulturelle Grundversorgung“ im Oberland.

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedem Interessierten Zugang zur Kultur zu ermöglichen. Mit seinen Abo-Reihen etwa, und mit namhaften Künstlern, die er dank seines Netzwerks und seines exzellenten Rufs als Veranstalter in die Region locken kann. Das Publikum seiner Abo-Reihe „Brotzeit & Spiele“ weiß das längst zu schätzen.

Neue Generationen für Kunst und Kultur begeistern

Doch Ramadan will nun auch neue Generationen für Kunst und Kultur begeistern – und bietet deshalb jungen Menschen einen besonders günstigen Zugang: Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen der Region und ihre Lehrkräfte können in der Saison 2019 erstmals zu allen Vorstellungen von „Brotzeit & Spiele“ Restkarten erhalten – und das ohne das eigene Konto oder die Klassenkasse zu schröpfen. Denn fällig werden keine Eintrittsgelder, sondern lediglich eine pro Vorstellung einmalige und symbolische Gebühr von einem Euro – egal wie viele Jugendliche der Klasse die Vorstellung besuchen. Somit können einzelne Interessierte oder aber der ganze Klassenverbund inklusive Lehrkraft quasi kostenlos ins Theater, Kabarett oder Konzert kommen, und das an allen Spielorten: Aying, Bad Aibling, Bad Tölz, Icking, Isen, Starnberg, Wasserburg und Weilheim. Das Angebot gilt, solange Karten zur Verfügung stehen.

Denn gerade in modernen Zeiten lernt man für das Leben am besten durch die Kunst, sagt Ramadan. Er muss es wissen, denn seine eigene Biografie ist höchst bewegt: Als Kind einer minderjährigen deutschstämmigen Brasilianerin wird er zwischen Pflegefamilien „wie ein Stück Brot herumgereicht“, wie Ramadan es selbst einmal beschrieben hat. Mit 15 Jahren stellt er sich schon auf eigene Beine, geht seine eigenen Wege. Er tingelt alsbald um die halbe Welt, hat viele Freunde, genießt sein Leben, bis das Ende einer Liebesbeziehung alte Wunden in ihm aufreißt. Fünf Jahre verbringt er danach in Indien, wird schließlich durch Meditation, Gesang, Literatur und Schreiben geheilt, wird ein anderer Mensch – „mir war plötzlich klar: Leben ist Lieben und Lieben ist Geben und Geben ist Leben“, sagt er über seine Erfahrungen auf dem Subkontinent. Unter dieser Prämisse beginnt das zweite Leben des Wolfgang Ramadan.

Impresario für die „kulturelle Grundversorgung“ im Oberland

Zurückgekehrt stürzt er sich in allerlei Kulturaktivitäten, wird Kulturreferent in Garching und kurzfristig in Unterföhring, fungiert als Kurator des Altstadtringfestes bei der 850-Jahr-Feier der Stadt München, engagiert sich für das Münchner Volkstheater sowie für die Naturbühne am Blomberg und übersetzt Shakespeare ins Bairische. Er organisiert Kabarettveranstaltungen, und seit 2004 sorgt er als Impresario für die „kulturelle Grundversorgung“ im Oberland und hat mit seinen Abo-Reihen die erfolgreichste Kulturveranstaltungsreihe in Oberbayern geschaffen.

Entgegen dem angeblichen bildungsbürgerlichen Überdruss

Seine Abende sind andernorts regelmäßig ausverkauft, Publikum und herausragende Künstler geben sich die Klinke in die Hand. Und das entgegen aller Krisen und entgegen dem angeblichen bildungsbürgerlichen Überdruss, der die Kultur an vielen anderen Orten brach liegen oder am Tropfe der öffentlichen Hand hängen lässt. Längst ist aus den Abo-Reihen eine Marke mit klarem Regionalbezug und lokaler Wiedererkennung gewachsen.

Doch nicht nur das Konzept alleine macht den Erfolg aus: Weil sich Ramadan zwar als Veranstalter und Kulturmanager versteht, genauso aber eben auch als Künstler, Poet, Querdenker, Musiker, Regisseur und Autor, kennt er die Szene seit über 30 Jahren und aus verschiedenen Blickwinkeln. Unterhaltung und Anspruch gehen somit Hand in Hand bei seinen Inszenierungen, und bei ihm gibt es das Können etablierter Künstler auf Augenhöhe mit Stars in spe zu entdecken. Eine solch erfolgreiche Reihe zu entwickeln, bedarf eines langjährigen, arbeitsintensiven Aufbaus und erfordert viel Ausdauer und gegenseitiges Vertrauen.

Dazu kommt ein simples, weil selbsttragendes Konzept: Die Reihen werden in keinster Weise subventioniert, seine Veranstaltungsreihen kosten den Städten und Gemeinden keinen Cent. Im Gegenteil: Nicht nur stemmt Ramadan die mannigfachen Kostenfaktoren wie Künstlergage, Saalmiete, Technik, Gema, Werbung und Druck selbst. Vom Gewinn zahlt er Steuern – und finanziert so Städte und Gemeinden indirekt mit. Das Publikum erwartet folglich keine versteckten Kosten: Der Zuschauer kauft eine Eintrittskarte und erhält den Gegenwert in Kultur. Das Publikum hat im Vergleich zu den Angeboten der Öffentlichen Hand die Veranstaltung nicht durch seine Steuern subventioniert. Kulturfreunde bezahlen also nur einmal an der Kasse - und kein zweites Mal mit ihren Steuergeldern. „Ehrlicher kann Kulturarbeit nicht sein“, sagt Ramadan. Nun aber will er einen entscheidenden weiteren Schritt gehen, nämlich ganz gezielt junge Menschen für die darstellenden Künste begeistern und ihnen einen Zugang zur kulturellen Auseinandersetzung ermöglichen - möglichst in einer partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrkräften. Und da sich Ramadan auf der Bühne ebenso wohlfühlt wie als Strippenzieher hinter den Kulissen, bietet er jungen Interessierten oder ganzen Klassen auch nach vorheriger Absprache an, hinter die Kulissen der „Brotzeit & Spiele“-Aufführungen zu blicken oder nach einem Theaterstück noch mit Verantwortlichen zu diskutieren. Schließlich gehe es ihm da wie Eltern oder Lehrern:

„Unsere Veranstaltungen fordern und fördern alle wesentlichen sozialen und kulturellen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Also alles, was man im modernen Welttheater besonders dringend braucht. Junge Menschen aber für Kulturveranstaltungen zu begeistern, gelingt nur, wenn sie den Weg erst einmal gefunden haben."


NEWS