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Münchner Metropoltheater bringt „Der Sammler der Augenblicke“ in die Loisachhalle

Bilder müssen ein Geheimnis haben

Von Sabine Näher

Wolfratshausen, 23.2.2018 –  1997 veröffentlichte der Maler, Illustrator und Autor Quint Buchholz ein Werk, das sogleich mit etlichen Preisen ausgezeichnet und zu einem wahren Erfolgsbuch wurde. Gut zehn Jahre später kam „Der Sammler der Augenblicke“ in Frankreich erstmals als Theaterstück auf die Bühne. Eine neue Fassung des Münchner Metropoltheaters (Regie: Jochen Schölch, künstlerische Mitarbeit: Quint Buchholz) war am Donnerstagabend in der Loisachhalle zu erleben. Den Erzähler und einzigen Akteur gab Gerd Lohmeyer.

In einem fast leeren, schwarzen Bühnenraum gelang es ihm, mit nur wenigen Requisiten dank seiner Präsenz und Ausstrahlung eine dichte Stimmung entstehen zu lassen, die die Zuschauer in ihren Bann zog. Dabei ist es eine merkwürdige Geschichte, die er da erzählt und die sich erst allmählich erschließt. Es geht um einen Max, der sich als Maler entpuppt und in dessen Leben und Arbeiten der Erzähler als Kind Einblicke tun durfte, die ihn faszinierten. Zwar erlaubte ihm der Maler nie, eines der Bilder anzuschauen, doch seine Geschichten über die Erlebnisse, die ihn zum Malen anregen, sind total phantastisch und lassen den Knaben alles um sich herum vergessen. Und am Abend musizieren sie gemeinsam: Max singt, der Junge spielt auf seiner Geige. Zu dieser greift auch der alte Mann immer wieder, während er in seinen Erinnerungen versinkt.

Irgendwann mischen sich Akkordeonklänge in die Geigentöne

Jolanta Szczelkun hat sich leise auf die Bühne geschlichen und wird den weiteren Abend einfühlsam musikalisch mitgestalten. Eines Tages verreist der Maler und erlaubt dem Jungen, sein Atelier zu besuchen, wann immer er möchte. Das lässt sich dieser nicht zweimal sagen. Und, wie eine Einladung zur Betrachtung, findet er alle zuvor der Wand zugekehrten Bilder umgedreht vor. Wie einst das Kind lässt sich der alte Mann vor der Leinwand auf den Boden nieder – und versinkt in den Bildern, die auf dieser erscheinen. Mit ihm der Zuschauer, denn diesen rätselhaft schönen Bildsequenzen kann sich niemand entziehen.

Die verrücktesten Dinge ereignen sich hier, so steht ein riesenhaftes Paket neben einem Haus am Meer, größer als dieses, und plötzlich wird der Erzähler wie ein Gefangener in seinem Innern sichtbar. Dann steht er an einer Hauswand mit vielen Türen, auf die Klaviertastaturen oder exotische Tiere aufgemalt sind. Als er an diesen vorüber und aus dem Bild hinaus geht, öffnen sich die Türen: Der Zuschauer fliegt gleichsam hinein –  und hindurch ins nächste Bild. Auch fliegende Zirkuswagen, Löwen im Boot oder Schnee-Elefanten beflügeln die Phantasie und schüren die Vorstellung, man erlebe all dies in einem sagenhaften Traum.

„Deine Musik ist immer in meinen Bildern“

Der Knabe weiß nun, warum er die Bilder erst jetzt sehen darf: Max wollte sie nicht erklären müssen; sein junger Freund sollte seine eigenen Deutungen finden. Denn „Bilder müssen ein Geheimnis haben“, lautet Max’ Überzeugung. Als er von seiner Reise zurückkehrt, endet die Zeit ihrer Freundschaft. Max hat alle Bilder gemalt, zu denen ihn dieser Ort inspiriert hat; er muss nun wieder weiterziehen. Traurig bleibt der Junge zurück. Doch bald kommt ein Paket. Darin ein Bild für ihn. Es zeigt einen roten Sessel auf einer Hafenmauer, in dem ein Geige spielender Junge steht. Dazu eine Notiz: „Deine Musik ist immer in meinen Bildern…“ Langer, herzlicher Beifall dankt Lohmeyer und der Akkordeonistin Jolanta Szczelkun – für einen wirklich traumhaften Theaterabend.

Pressefotos: Metropoltheater München


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