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Erstes genehmigtes Tiny-House auf Anhänger im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen 

Ein Leben in der Puppenstube

Von Andrea Weber

Wolfratshausen, 1.10.2020 – Barbara Lexa hat sich einen Traum erfüllt: Leben in einem Häuschen auf Rädern. „Ananda“ ist Sanskrit die Sprache der Brahmanen, und bedeutet „Glückseligkeit“. Diesen Namen hat die Musikerin und überregional bekannte Jodelexpertin Barbara Lexa ihrem Tiny-House gegeben. Doch der Weg der Realisierung war steinig und dauerte über drei Jahre. Heute steht das Holzhaus auf Rädern mit den runden Ecken im Garten der Eltern im Ortsteil Farchet. Die Philosophie dahinter, „völlig autark im Grünen zu leben“, hat sich nur als Kompromisslösung realisieren lassen. Barbara Lexa ist überzeugt: „In Deutschland ist man noch nicht bereit für diese alternative Lebensform.“ Immerhin, soweit sie weiß, ist ihre „Ananda“ „das erste genehmigte Tiny-House auf Anhänger mit Rädern in der Gebäudeklasse eins innerorts im Landkreis“.

Es war im Juni 2017. Barbara Lexa erinnert sich, als sie das Buch „Einfach Leben“ aufschlug und der Blick auf ein Foto eines solchen fahrbaren Häuschens fiel. „So will ich leben“. Ein Traum, irgendwo im Grünen zu leben, umwelttechnisch völlig autark, sollte wahr werden. 

Barbara Lexa suchte nach einem Stellplatz für Ihr fahrbares Häuschen und bekam eine Zusage auf einem geplanten Tiny-House-Dorf bei Neuburg an der Donau. Schließlich beauftragte sie 2019 den Bau des 14,5 Tonnen schweren „Wohnwagons“ des österreichischen Tiny-House-Herstellers. Er ist in modernster Technik ausgestattet. Vollholz-Lehm-Bauweise für ein besonderes Raumklima, Solaranlage für Strom und Heizung, Regenwasser-Recycling und Grünkläranlage.

"Platz ist in der kleinsten Hütte"

Nur 31 Quadratmeter Wohnfläche, doch wie sagt man so schön: „Platz ist in der kleinsten Hütte“. Nach der Fertigstellung hat ihn die 53-Jährige eingerichtet, wie ein Puppenhaus. Ein schönes Dusch-Bad, eine moderne Küche, eine gemütliche Wohn-Essecke und ein bequemes Bett in der runden Nische. 

Dann kam die Hiobsbotschaft aus Neuburg: Die Genehmigung für das Dorf würde sich unabsehbar in die Länge ziehen. Lexa gab nicht auf. Per Zeitungsanzeige suchte sie pachtbare Baugrundstücke im Oberland. Jedes Mal machte die Ortsgestaltungssatzung einen Strich durch die Rechnung. Lexa glaubt aber auch, dass die Gemeinden davor Angst hätten, wenn sie ein solches Projekt genehmigen könnten „ganze Wagenburgen folgen“. Inzwischen hat „Ananda“ einen Platz im heimischen Garten ihrer Eltern in Wolfratshausen gefunden, allerdings nur als ganz normales Bauvorhaben mit Architekten-Betreuung, Kanal- und Stromanschluss, und zwei vorgeschriebenen Parkplätzen auf dem Grundstück. Der Bau und die nicht geplanten Kosten für die aufwendigen Genehmigungen und Gutachten haben das Sparguthaben der Künstlerin aufgebraucht. Und ihre Idee eines autarken Lebens im Grünen ist in weite Ferne gerückt. 

Die Geschichte von Ananda hat sie in ein Buchprojekt verfasst. Band eins „Tinyhouse, Träume und Tatsachen“ erzählt von der Idee bis zur Realisierung. Band zwei ist gerade in Arbeit und beschreibt das Suchen und Finden eines legalen Lebensplatzes. Bestellbar unter www.barbara-und-ananda.de   

Fotos: Andrea Weber


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