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Kino Wolfratshausen

Ein Ort am Rande der Bedeutungslosigkeit

Von Andrea Weber

Wolfratshausen - Der Dokumentarfilmer Max Kronawitter präsentiert seinen Wüstenfilm „Stille, Sand und Weite“ am Sonntag 18. November, 11.30 Uhr im Kino Wolfratshausen. In dem beeindruckenden 90-minütigen Film begleitet Max Kronawitter mit der Kamera 14 Frauen und Männer in einer Karawane zu Fuß durch die Sahara, auf der Suche nach Sinn und Sein. Eine Reportage in gekürzter Fassung wurde bereits im ARD ausgestrahlt.

Der Eurasburger Theologe und Filmemacher stellt mit seiner Filmproduktion Ikarus vor allem den Menschen in den Vordergrund. Drei Jahre begleitete er den Eurasburger Hans Kastler und hat ihn als Künstler im Film porträtiert. Kronawitter versteht es Charakteren und Emotionen herauszuarbeiten. Bei seinem Wüstenfilm wird besonders deutlich, wie ausgeliefert der Mensch den Elementen ist, in einer überwältigenden Natur, die gleichzeitig so unbarmherzig ist: Sengende Hitze, kein Schatten, kein Wasser, bis zum Horizont nur seidenweicher, roter Sand. Eine unglaubliche Schönheit im ständigen Wandel der Gezeiten. Es ist die Sehnsucht, sagen die Teilnehmer im Film, nach „Stille, Weite und der Möglichkeit einmal ganz zu sich zu kommen.“ Keine Sicherheit, kein Zeitgefühl, kein Notruf, und kein Rückflugticket. Sich dem grenzenlosen Nichts auszusetzen hinterlässt ein Gefühl, sagen sie, „an den Rand der Bedeutungslosigkeit zu kommen.“

Nach vier Tagen sei die erste Filmausrüstung „Schrott gewesen“, erzählt Kronawitter den Zuschauern. In allen Ritzen war feiner Staub und Sand. Er habe sich zuvor gut überlegt, dieses Wagnis einzugehen. Diese Erfahrung aber nicht bereut. Denn bisher habe es nie Film oder Fotomaterial über diese Wüstentour gegeben. „Die Teilnehmer müssen zuvor alles abgeben. Kein Handy, keine Uhren, keine Kosmetik“, so Kronawitter.

„Hier könne man die Stille hören und die Elemente so nah fühlen“

Bereits zum 50sten Mal führte Agnes von Helmolt Menschen durch die Sahara, die eine Sehnsucht zur Stille und Weite haben und das Bedürfnis zur Selbsterfahrung. In Begleitung von ortskundigen Berbern und 19 vollbepackten Kamelen machte sich die Reisegruppe auf den Weg. Der tägliche Marsch durch die sengende Hitze forderte Kondition und Ausdauer. Eine Selbsterfahrung, die den Kreislauf von Werden und Vergehen deutlich macht, wie die 78-jährige Protagonistin Margarete vor der Kamera erklärt. „Hier könne man die Stille hören und die Elemente so nah fühlen“, sagt sie. Für Margarete ist der Marsch durch die Wüste eine Begegnung mit der Endlichkeit. Martine hingegen erlebte die Sahara als Ort der Geborgenheit. Max Kronawitter zeichnet in seinem Film in beeindruckenden Szenen die unglaubliche Schönheit dieser unwirtlichen Gegend nach. Der Begriff „Mutter Erde“ scheint hier an Bedeutung zu gewinnen.

Fotos: Max Kronawitter

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