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Erste Sonderausstellung im BADEHAUS Waldram-Föhrenwald

Einzug der Moderne

Von Andrea Weber

Wolfratshausen, 13.11.2018 – Ein weiterer Meilenstein sei geschafft, begrüßte Dr. Sybille Krafft die zahlreichen Besucher im BADEHAUS im Wolfratshauser Ortsteil Waldram zur ersten Sonderausstellung im neu eröffneten Erinnerungsort. Denn, so die Historikerin, jetzt stünde die Herausforderung an, diesen Ort mit Leben zu füllen. Ganz gezielt habe man das Thema „Jüdische Architekten der Moderne und ihr Wirken in der Welt“ ausgewählt, als „architekturgeschichtlichen Gegenpol zur Entstehungsgeschichte des Badehauses während der Nazizeit“.

Dr. Kaija Voss, Architekturhistorikerin und Autorin, erläuterte die Merkmale des Bauhaus-Stils sowie das Wirken der wichtigsten jüdischen Architekten der Bauhausschule und deren Schicksal während des Nazi-Regimes.

Walter Gropius gründete die Bauhausschule in Weimar mit dem Ziel, eine moderne, sachliche Architektur zu schaffen für ein besonderes soziales Lebenskonzept. Auf den Schwarz-Weiß-Fotografien von Jean Molitor, die derzeit im Badehaus zu sehen sind, sind bezeichnend für diese Philosophie die berühmtesten Gebäude abgebildet. Auf seinen Bildern steht die Architektur im Zentrum und deren arttypische Merkmale: Häuser wie kubische Würfel mit runden Ecken und Fensterfronten, die sich wie Bänder um die Fassaden ziehen. Seit 2009 ist der Fotograf auf Spurensuche nach der Architektur der Moderne weltweit unterwegs.

300 Schicksale jüdischer Baumeister sind bekannt

Rund 500 jüdische Architekten und Bauherren schufen vorbildliche Bauten in Deutschland. Nur 300 Schicksale der Baumeister während der Nazizeit sind bekannt. Sie erhielten arbeitsverbot, wurden enteignet und verfolgt und mussten nach England, Amerika und Israel emigrieren. Viele von ihnen überlebten die Flucht und den Neuanfang nicht. Namen wie Erich Mendelsohn, Fritz Landauer, Fred Forbát gehen in die Baugeschichte ein. Berühmt und beispielhaft für diesen Baustil wurden unter anderem die „Weiße Stadt“ in Berlin, die ikonische Tankstelle in Kopenhagen und das schiffsbug-spitze „Boat-House“ in Israel. Im Anschluss an den Vortrag von Kaija Voss präsentierte Sybille Krafft einen 10-minütige Film, der während eines Aufenthalts in Israel entstand. Krafft war eigentlich für Zeitzeugengespräche in Tel Aviv unterwegs, als sie zufällig den Bauhaus-Kenner Robby Waks traf. In Tel Aviv stehen viele Gebäude der Moderne. Waks beschreibt im Film das heutige Leben in diesen Baudenkmälern und weist anhand von Beispielen darauf hin, dass einige dieser wertvollen Zeitzeugnisse der Vergänglichkeit und dem nagenden Verfall ausgeliefert sind. Diese Ausstellung setzt im neueröffneten „Erinnerungsort BADEHAUS“, einen „Kontrapunkt in Bezug auf die Geschichte dieses Gebäudes in Waldram“, so Krafft abschließend. „Es ist ein anderer Geist, der hier heute einziehen darf.“

Die Ausstellung „Jüdische Architekten der Moderne und ihr Wirken in der Welt“ ist noch bis zum 28. Februar 2019, zu den Öffnungszeiten des BADEHAUSES, zu sehen. Parallel zur Ausstellung erschien im Bebra Verlag Berlin das Buch „Bauhaus – Eine fotografische Weltreise“ von Kaija Voss mit Fotografien von Jean Molitor.
Weitere Informationen unter www.badehauswaldram.de

Fotos: Jean Molitor, Andrea Weber

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