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Historischer Verein Wolfratshausen

Erinnerung an imposante „Weibsbilder"

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 5. 8. 2021 – Im April gründete der Historische Verein die Arbeitsgruppe „Wolfratshauser Weibsbilder“, um mit Kurzbiografien an verstorbene Frauen aus der über 1000-jährigen Wolfratshauser Geschichte zu erinnern. Die Recherchearbeiten zu 50 Porträts sind nun so weit vorangeschritten, dass am Jahresende ein Kalender erscheinen soll. Zudem sind Ausstellungen an öffentlichen Plätzen geplant.

Vom Marktgschlerf bis zu verstorbenen Stadträtinnen

Die Frauen und Männern der Arbeitsgruppe präsentierten sich vor einem geschichtsträchtigen Haus an der Bergwaldtreppe hinter der Kirche St. Andreas. „Hier verbrachte Lou Andreas-Salomé einst einen Liebessommer mit dem Dichter Rainer Maria Rilke“, erklärte Dr. Sybille Krafft. Die Vorsitzende des Historischen Vereins wies daraufhin, dass Wolfgang Schäl diesen Kurzbiografiebeitrag bereits abgeschlossen hat. Andere Mitglieder der Arbeitsgruppe stecken noch mitten in den Recherchen. „Der Quellen- und Fotobestand zu Frauen, die im 18. Jahrhundert in Wolfratshausen gelebt haben, ist überschaubar“, stellte Simon Kalleder fest. Der Stadtarchivar beschäftigt sich mit dem bisher unerforschten Alltag der Posthalterin Anna-Maria Doll. Mehr Informationen gibt es zur verstorbenen Grünen-Stadträtin Carola Lössl, die 2010 kurz vor ihrem 57. Geburtstag verstarb. „Ihre Angehörigen haben mir viel über sie erzählt“, berichtete Rathaus-Mitarbeiterin Alexandra von Alvensleben. Andere Arbeitsgruppenmitglieder wie der Musikkabarettist Josef Brustmann oder die Flößerei-Betreiberin Monika Heidl-Seitner schreiben über das Leben ihrer verstorbenen Mütter.

Hinzu kommen die Schicksale von jüdischen Holocaust-Überlebenden aus dem einstigen DP-Lager Föhrenwald oder Legendengestalten wie das von Ludwig Gollwitzer porträtierte Wolfratshauser Marktgschlerf. „Das ist eine bunt gemischte Truppe – quer durch die Jahrhunderte“, bilanzierte Krafft.

Immerwährender Kalender und Ausstellungen

Schon am Christkindlmarkt in Wolfratshausen, der voraussichtlich am 28. November stattfindet, soll ein „immerwährender Kalender“ mit den Biografien der Weibsbilder in Druckform erhältlich sein. Etwas mehr Zeit wird dann die Erstellung von 25 beidseitig bedruckten Figuren in Silhouettenform beanspruchen. Eva Wawatschek, Kunstlehrerin am Waldramer St.-Matthias-Kolleg, wird Schüler bei der grafischen Gestaltung anleiten. Läuft alles nach Plan, könnten die fertigen Exemplare am kommenden Weltfrauentag, dem 8. März 2022, an einem öffentlichen Platz wie beispielsweise im Rathausinnenhof ausgestellt werden.

Foto: Peter Herrmann


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