Das Magazin für das Bayerische Oberland

KIL e.V. Kulturverein Isar-Loisach

Kino-Matinee mit singenden Sirenen

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 29.4.2019 – Ob politisch, sozial, kulturell – die Stimmen des Sirenenchors sind im Oberland nicht zu überhören. Nun gibt es das Ensemble auch in einem kurzen Film zu sehen. Gedreht hat ihn der renommierte Regisseur Walter Steffen, der sein Werk jetzt im Rahmen einer musikalischen Matinee im Kino an der Bahnhofstraße präsentierte. 

Umfangsreiches Filmmaterial

Bevor sich der Saal verdunkelte, erinnerte Walter Steffen an den Entstehungsprozess seines dokumentarischen Kurzfilms über den Sirenenchor. „Assunta Tammelleo bat mich darum, einen Imagefilm fürs Internet zu drehen“, berichtete er. Gemeinsam mit seinem Filmteam begleitete er das Ensemble bei Proben und Auftritten. „Am Ende hatten wir über 20 Stunden Material“, erzählte Steffen. Daraus wurde schließlich ein knapp sechsminütiger Film, mit szenischen Bildern und Monologen der Chormitglieder, über ihre Beweggründe, in dem Chor mitzuwirken. Für die Chorleiterin und Profimusikerin Regina Hellmann ist das Singen „das Wichtigste in meinem Leben“. Für die Chormitglieder ist es der Ausgleich, der Spaß an der Musik und die gemeinsame Aktion. Der Sirenenchor ist ein Laien-Chor für alle, die gerne singen. Ein echter Spaß-Chor, der oftmals überhaupt keinen Spaß versteht, beispielsweise wenn die AfD, wie vor ein paar Jahren in Geretsried, aufmarschiert, die Geburtsstationen im Landkreis schließen oder die Bienen vom Aussterben bedroht sind.

Wenn Sirenen und Senioren singen

Der Sirenenchor in Begleitung seiner Musiker, am Keyboard Regina Hellmann, am Bass Nikolaus Sanktjohanser und an der Gitarre Klaus Burger, präsentierte einen Ausschnitt aus dem Programm zum Internationalen Frauentag. Dazu gehörte auch das Lied der Frauenbewegung „Brot und Rosen“. Es wurde 1912 bei dem Streik von 20.000 Textilarbeiterinnen in Lawrence, Massachusetts bekannt  und wird seitdem am Weltfrauentag gesungen. Ebenso wie Johanna von Koczians leicht ironischer Schlager „Das bisschen Haushalt ist doch nicht so schwer, sagt mein Mann“. Nicht alles darf man(n) im Programm der Sirenen ernst nehmen, auch nicht, wenn die überwiegende Mehrheit der Damen singt: „Der Mann, das ist ein Lustobjekt.“ Darüber konnten am Ende der Livepräsentation auch die Herren im Publikum herzlich lachen.

Berührt, beeindruckt und emotional sehr tiefgehend war im Anschluss der 2007 entstandene und mehrfach preisgekrönten US-Dokumentarfilm „Young@Heart“. Er handelt über ein Chorprojekt aus den USA, mit Senioren im Durchschnittsalter von 80 Jahren. Der Film, der weltweit für hohen Zuspruch sorgte, zeigt was die Musik bewegen kann. Sie singen keine Volkslieder und Schlager sondern Rock und Pop, wie „I feel good“ und „Forever Young“. Es ist ein berührender Film, der voller Humor und ebenso großer menschlicher Tiefe zeigt, was das Singen für die Menschen bedeutet und welche Kraft durch die Musik entstehen kann.

Begeistert vom Gesamtambiente des Wolfratshauser Lichtspieltheaters äußerte sich Walter Steffen. Er appellierte an die politischen Entscheidungsträger in der Stadt, dieses Kino als „Kulturgut“ lange zu erhalten.

Foto: Klaus Weber, Peter Herrmann


NEWS