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Flussfestival Wolfratshausen 2023

Loisachtaler Bauernbühne huldigt Wildschütz Jennerwein

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 25.7.2023 – Wechselnde Bühnenbilder auf der Flussfestivalbühne und gut aufgelegte Schauspieler machten den Dreiakter „Kurzer Prozess“ zu einem eindrucksvollen Theatererlebnis. Die dargestellten Szenen aus dem Leben des 1877 im Alter von nur 25 Jahren erschossenen Wilderers Georg Jennerwein fesselten die 500 Besucher am Samstagabend von Anfang an. Die Loisachtaler Bauernbühne überzeugte mit ihrem Bühnenstück vom Wildschütz Jennerwein zum Ende des diesjährigen Flussfestivals.

Volksheld oder Verbrecher?

Für die einen war Georg Jennerwein – auch „Girgl von Schliers“ genannt – ein Volksheld,  für andere ein Hallodri, Verbrecher und Frauenverführer. Die Loisachtaler Bauernbühne verarbeitete diese Sichtweisen in dem von Werner Schlierf verfassten Dreiakter „Kurzer Prozess“ zu einem kurzweiligen Theaterstück. Aufwendig waren vor allem die von Max Prestel, Konrad Huber und Michael Brauner gestalteten Bühnenbilder. So wurden nach Wirtshausszenen mehrere Bäume und einmal sogar ein Bett auf die Bühne geschafft. Das Techtelmechtel des Girgl von Schliers (Florian Roth) mit der Kellnerin Rosl (Christine Brauner) war zweifellos einer der Höhepunkte des Stücks.

„Dees woaßt’ scho, Girgl, dass in mei Kammer net a jeder derf!“, säuselte die Bedienung. Die Antwort des Wilderers ließ nicht lange auf sich warten. „Dees brauchst’ ma net sagn, Rosl, dees hat ma da Hofberger Markus aa scho gsagt ...“, entgegnete der Schlierseer. Dass er später bei einem Spaziergang mit der Bichler Sennerin Agerl ein uneheliches Kind zeugt, erzürnt seinen eifersüchtigen Widersacher Johann Josef Pföderl (Christian Foitzik). Nachdem ihn Jennerwein bei einem Wirtshausbesuch provoziert hatte, kam es am 6. November 1877 am Peißenberg zur tödlichen Begegnung der beiden Rivalen.

Grab wurde zur Kultstätte

84 Jahre später beriet der Schlierseer Bürgermeister (Franz Foitzik) mit dem Pfarrer (Ludwig Gollwitzer), dem Trachtenvereinsvorsitzenden (Kurt Züge), dem Kaffeehausbesitzer Sachs (Hermann Paetzmann) sowie einem Zitherspieler (Josef Brustmann) über die Pflege des zur „Kultstätte“ gewordenen Grab des Wilderers. „Da Jennerwein is für Bayern dees, was da Buffalo Bill für d’ Ami is“, plädierte Sachs für eine Fortsetzung der Heldenverehrung. Der Bürgermeister war da anderer Ansicht: „Mir Hinterwäldler scheißn wega an’m Grab von an’m Wuiderer umanand, den wo ’s vor 84 Jahr daschossn haben“, ärgerte er sich. Der Musikkabarettist Josef Brustmann sang dazu die Liedzeilen: „Jetzt is er tot und trotzdem lebt er weida“. Es folgten Rückblicke in die letzten Lebensjahre des Wilderers sowie dramatische Jagdszenen in den Wäldern. Am Ende gab’s tosenden Applaus für die Schauspieler und Regisseurin Melanie Tobian, die das Volksstück flott inszeniert hatte. 

Fotos: Peter Herrmann


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