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Erinnerungsort Badehaus - Wolfratshausen-Waldram

Mahnblumen und Trümmer gegen das Vergessen

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen-Waldram, 6. 7. 2021 – Bis zum 8. Mai waren rund um den Erinnerungsort am Kolpingplatz 170 Mahnblumen zu sehen. Geschaffen hat sie der Münchner Künstler Dr. Walter Kuhn, um an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern. Drei Mahnblumen zieren auch sein Kunstwerk „Neues Leben aus den Trümmern“, das nun dauerhaft vor der Eingangstür des Badehauses installiert wurde.

Symbole für Leid und Hoffnung

„Wir wollten kein Schild und keine Stele, sondern einen besonders sichtbaren und passenden Hinweis auf unser Badehaus“, erklärte Dr. Sybille Krafft. Die Vorsitzende des der Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald dankte den Vereinsmitgliedern Justine Bittner, Sarah Lex, Wolfgang Saal und André Mitschke, die fast ein halbes Jahr lang zum Erfolg der Mahnblumenaktion beigetragen haben. Geschaffen hat das rund 800 Kilogramm schwere Denkmal Dr. Walter Kuhn. Auf dem Betonsockel befinden sich 13 Edelstahlsegmente, in die die Jahre 1933 bis 1945 gelasert sind. „Sie symbolisieren die Zeit des Nationalsozialismus zwischen Hitlers Machtergreifung und dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als nicht nur Deutschland sondern auch viele andere Länder in Trümmern lagen“, erläuterte Kuhn. Wolfgang Saal verwies auf die unter den Mahnblumen aufgeschichteten Dachziegel, Mauersteine und die sogenannten Hitlerbetonbrocken. Sie stammen aus dem Jahr 1940, in dem das Badehaus für die Siedlung der in Föhrenwald beschäftigten Rüstungsarbeiter erbaut wurde.

Sogar Reste von damaligen Zaunpfosten und Stacheldraht sind auf dem komplexen Kunstwerk zu sehen. „Aus diesem Schutthaufen ragen drei meiner Mahnblumen hervor, die am Ende von Chaos und Tod quasi den Hoffnungsschimmer bilden und an die vielen Menschen erinnern, für die das Lager Föhrenwald ein Anfang für ein neues Leben war“, sagte Kuhn. Um sein Kunstwerk zu vollenden, legte der Künstler die Reste von drei wetterfest präparierten Büchern nieder. Darunter befand sich ironischerweise auch ein lateinisches Wörterbuch. „Dieses Fach habe ich in der Schule nie gemocht“, lachte Kuhn. Er dankte dem Badehausverein sowie den beteiligten Handwerkern für die Realisierung seiner Installation. So hatte beispielsweise die Bauleiterin der Firma Krämmel, Martina Noll, das Gießen des Betonsockels beaufsichtigt.

Neue Bundesfreiwillige

Die Pressevorstellung des Mahnblumen-Denkmals war der erste Arbeitstag von Felicitas Hörl, die ein Jahr ihren Bundesfreiwilligendienst am Erinnerungsort leistet. Die 17-jährige Wolfratshauserin vollendete vor wenigen Wochen ihr Abitur und engagiert sich nun auf vielfältige Weise am Erinnerungsort. Unterstützt wird sie von André Mitschke, der seinen Bundesfreiwilligendienst bis Oktober verlängert hat. „Er wird Felicitas einarbeiten und ihr alles Wichtige zeigen“, sagte Krafft.

Info: www.erinnerungsort-badehaus.de 

Fotos: Peter Herrmann


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