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Flussfestival Wolfratshausen 2023

Philharmonisches Orchester Isartal veredelt Stummfilm

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 18.7.2023 – Einen besonderen Abend erlebten die Besucher des Flussfestivals zum Abschluss der ersten Veranstaltungswoche. Die beeindruckenden Bilder des bereits 1920 entstandenen Stummfilms „Im Kampf mit dem Berge“ und die musikalische Begleitung des Philharmonischen Orchesters Isartal verschmolzen zu einem Genuss für Augen und Ohren.

Erklärendes Podiumsgespräch mit Experten
Das von Dr. Sybille Krafft und Dr. Markus Legner moderierte Podiumsgespräch lieferte vorab interessante Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte des 1920 gedrehten und 1921 veröffentlichten Stummfilms „Im Kampf mit dem Berge“. So erklärte die mittlerweile 83-jährige Bergsport-Legende Günter Sturm die Anwendung von Pickel, Hanfseilen und Steigeisen. Die damaligen Ausrüstungsgegenstände wirkte verglichen mit den heutigen hochmodernen Polyamidseilen und Schuhen wie skurrile Exponate aus dem Museum. „Viele Bergsteiger hatten bei ihren Touren damals trotz eisiger Temperaturen nicht mal Handschuhe an – und die Hanfseile waren eine Katastrophe, weil sie oft gefroren oder gerissen sind“, berichtete Sturm.

Stefanie Latzin, Enkelin der Bergpionierin und Stummfilm-Hauptdarstellerin Ilse Rohde, kann diese Eindrücke bestätigen. „Meine Oma stand sogar im Rock und Bluse auf den Skiern“, erinnerte sich die Zeitzeugin. Vom Dokumentarfilmer Arnold Fanck ließ sich die damals 25-jährige Rohde zu einer Hauptrolle überreden. Gemeinsam mit ihm, dem männlichen Hauptdarsteller Hannes Schneider und Kameramann Sepp Allgeier, erlebte sie im Oktober 1920 anstrengende Dreharbeiten. „Weil die Maultiere streikten, mussten sie die schwere Filmausrüstung und weitere Gegenstände selbst hochschleppen“, erklärte der Alpenjournalist Michael Pause („Bergauf-Bergab“).

Klangvolle Untermalung zum Bergsteiger-Spektakel

Die Musik zur gefährlichen Besteigung des 4533 Meter hohen Liskamm im Walliser Gletschergebiet um Matterhorn und Monte Rosa verfasste der deutsche Komponist Paul Hindemith. Die lange Zeit verschollene Partitur wurde erst 1963 in seinem Nachlass aufgefunden und am Sonntagabend von Dirigent Henry Bonamy und dem Philharmonischen Orchester Isartal parallel zum auf zwei Großleinwänden zu sehenden Stummfilm kongenial aufgeführt. Der Anblick von waghalsigen Sprüngen über Gletscherspalten und die Bilder zu lebensgefährlichen Kletteraktionen an Eiswänden raubten so manchem Besucher auf der vollbesetzten Bühne unter dem Opera Tent den Atem. Nach dem fast dreistündigen Spektakel gab's stehnde Ovationen für das gut aufglegte Orchester.

Das Gesamtprogramm finden Sie im Anhang und weitere Infos auch auf www.flussfestival.de

Fotos: Peter Herrmann, Andy Ilmberger


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