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Erinnerungsort Badehaus

Schulaula wird zur klangvollen Synagoge

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen-Waldram, 3.8. 2021 – Zum ersten Mal gelang es den Bürgern fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald, das international renommierte Jewish Chamber Orchestra Munich für ein Konzert in der Aula der St.-Matthias-Schulen zu verpflichten. Viele der Besucher folgten anschließend der Einladung zu einem Empfang und Führungen durch den Erinnerungsort am Kolpingplatz.

Kooperation mit dem „Kulturerbe Bayern“

Der Auftrittsort in der Aula der St.-Matthias-Schule war bewusst gewählt. Denn am heutigen Seminarplatz stand einst eine Synagoge, die von jüdischen Holocaust-Überlebenden im einstigen DP-Lager Föhrenwald besucht wurde. Krafft dankte der Initiative „Kulturerbe Bayern“ für die erstmalige Kooperation mit dem Badehaus-Verein und bedauerte, dass aufgrund der immer noch bestehenden Corona-Hygienevorgaben nur 111 Karten verkauft werden durften. Denn die Nachfrage für das Konzert des weltweit anerkannten Kammermusik-Ensembles überstieg das Kontingent bei weitem.

Jewish Chamber Orchestra Munich begeistert mit Stilmix

Dirigent Daniel Grossmann ließ es sich nicht nehmen, die Entstehungsgeschichte der beiden dargebotenen Kompositionen ausführlich zu erklären. So ist die von Erwin Schulhoff (1894 – 1942) verfasste „Suite für Kammerorchester“ von den musikalischen Einflüssen der 1920er-Jahre geprägt. Das Waldramer Publikum bekam hier einen erfrischenden Stilmix aus Jazz, Ragtime, Tango und Step zu hören. Wesentlich beklemmender wirkte das anschließende Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Viktor Ullmann schrieb es einst im Konzentrationslager Theresienstadt. Es war seine letzte Komposition, die der österreichisch-ungarische Komponist vor seiner Ermordung 1944 fertigstellen konnte.

Der 24-jährige Valentin Mirow rezitierte dazu Textausschnitte aus einer Erzählung von Rainer Maria Rilke, die sich um die Erlebnisse eines jungen Fahnenträgers während des Türkenkriegs im 17. Jahrhundert drehen. „Sie reiten über einen erschlagenen Bauern, später heulen Hunde“, hieß es an einer Stelle. Trotz der hervorragenden musikalischen Darbietung des Orchesters war das ein zweifellos schwer verdauliches Hörerlebnis. Deshalb luden Dr. Sybille Krafft und die rührigen Vereinsmitglieder des Badehaus-Vereins die Konzertbesucher im Anschluss zu einem Empfang und Führungen durch den Erinnerungsort am Kolpingplatz ein. Für das Jewish Chamber Orchestra Munich gab es als Dankeschön Mahnblumen.

Info: www.erinnerungsort-badehaus.de

Foto: Peter Herrmann


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