Krämmel-Forum Wolfratshausen
Krämmel-Forum Wolfratshausen
Wettkampf der Wortakrobaten
Von Peter Herrmann
Wolfratshausen, 18.11.2026 – Zum zweiten Mal in diesem Jahr lud die Stadt am Samstagabend zu einem Poetry Slam ein. Diesmal traten zehn Teilnehmer*innen im Krämmel-Forum gegeneinander an.
Titelverteidigerin scheidet in der Vorrunde aus
Wie schon in den Vorjahren übernahm Kulturmanager Andreas Kutter die Moderation und erklärte nach der musikalischen Einleitung des Gitarristen Alexander Oberrader im Schnelldurchlauf die Spielregeln. So durften die Slammer nur selbst verfasste Werke in einem siebenminütigen Zeitlimit vortragen. Requisiten, Kostüme, Musikinstrumente oder Hilfsmittel waren untersagt. Dieser Herausforderung stellte sich zunächst Thomas Eiwen, der über die Vorzüge und Abgründe des Baggerfahrens philosophierte. Damit verpasste er ebenso den Einzug ins Finale wie Titelverteidigerin Sarah Fischer, die sich auf vielen Wegen im „Labyrinth" des Lebens" verirrte. So erging es auch dem in der Ukraine geborenen Einwanderer Artem Zolotarov, der Newcomerin Kerstin Arndt, dem schwermütigen Christian Mühldorfer, dem Otterfinger Journalisten Volker Camehn und der selbstkritischen Johanna Büntig. Ausschlaggebend für den Finaleinzug war die Gunst des Publikums, das kleine Schwungscheiben aus Metall in die Abstimmungsboxen der einzelnen Autor*innen warf.
Anton Betz gewinnt Finale
Mehr Glück hatte der junge Tübinger Anton Betz, dessen irrwitziger Text über benachteiligte Regenwürmer das Publikum zum Lachen brachte. Mit einem Plädoyer für analoge Kunst, Live-Konzerte und Lesungen punktete Lotta Emilia. „Für die KI ist Kunst ohne Bedeutung", behauptete die zierliche Slammerin. Als dritter Finalist setzte sich Richard König durch. Der in der Bausparermetropole Schwäbisch Hall aufgewachsene Schwabe fühlte sich sichtlich wohl im Forum des Bauunternehmers Krämmel. Für den Sieg reichte es für ihn dennoch nicht, obwohl sein Märchen über ein Buch-Mängelexemplar viel Beifall erntete. Am Ende erhielt Anton Betz den meisten Applaus für seinen zweiten Text, der die Stille einer winterlichen Schneelandschaft mit lauten Ärgernissen wie Elon Musk oder dem Grinch konfrontierte. „Ich freu mich ganz dreckig, dass ich diese Flasche Wein bekommen habe", bedankte sich Betz beim Publikum. Der nächste Poetry Slam der Stadt Wolfratshausen wird am 19. Juni 2026 im Garten der Stadtbücherei am Hammerschmiedweg stattfinden.
Fotos: Andrea Weber
