Das Magazin für das Bayerische Oberland

Ickinger Theatersommer 2023

Wortspielereien und Highspeed-Blues im Minutentakt

Von Andrea Weber

Icking, 9.8.2023 – Großer Andrang, wie bei fast allen Veranstaltungen auf dem Ickinger Theatersommer in diesem Jahr, so auch bei dem Münchner Musikkabarettist Martin Schmitt. Er ist ein Schnellredner, Dialektkünstler, ein begnadeter Pianist. Schmitt präsentierte sein neues Programm „Jetzt is blues mit lustig“ der "Gesellschaft unterm Apfelbaum". Fazit des Abends: Ein Mundart-Künstler auf James-Bond-Niveau.

Martin Schmitt ist so ein Typ Daniel Craig am Klavier. Immer gut gekleidet, mit eindringlichem Blick ins Publikum, ein eiskalter Draufgänger in Witz und Wortgewalt. Dann gibt er am Klavier so richtig Gas und seine Musik nimmt an Fahrt auf. Ihm kitzelt der Boogie Woogie in den Fingerspitzen und jeden Moment kann der Abzug losgehen, wenn er mit ernster Miene und hochgezogener Augenbraue sein Publikum bedrohlich ins Visier nimmt. Dabei entgeht ihm nichts. Auch nicht, wer in der ersten Reihe welche Schuhe trägt oder wer ihm ein Gegenspieler auf Augenhöhe sein könnte, beim Wort-Ratespiel mal eben zwischendurch.

Seine "eigene Musik sei von ihm selbst gemacht", wie er behauptete, oder er spielt die alten Blues-Klassiker von ihm auf sächsisch-fränkisch-bayrisch umarrangiert. Seit 37 Jahren steht der 55-jährige Musikkabarettist auf der Bühne. Sein Spezialauftrag lautet „Dialekt-Bericht“. Um sozusagen in die Tiefen der Sprachvarianten zu gründeln müsse man nur „im Zug zuhören“ auf der Fahrt von Sachsen nach Salzburg, von Reit im Winkel nach Berlin und über Franken in die Schweiz. Je mehr Dialekt, desto höher wurde die Geschwindigkeit in der Musik, sprich Alltagsgeschichten und Highspeed-Blues wechselten im Minutentakt.

Eine "Sächs-Bomb" am Klavier

Martin Schmitt verpackt das ganz normale Leben vom „Altenheim zur Schultüte“ im Rückwärtsgang und weiß wie sich der Mann in der Midlife-Crisis fühlt: „Ich lege mir ein Tattoo zu und gehe nach jungen Frauen schauen, die ich dann im Porsche erforsche.“ Er verkünstelt sich in verwegene Wortspielereien über die Unzulänglichkeiten der Menschheit: „I bin da Neid, wenn mi was g’freid ist des des Leid von de Leit.“ Und er mahnt das Publikum auf achtsam zu sein „Du muast aufbassn!“, wenn auf dem Display Deiner Waage steht „bitte nur eine Person“. Martin Schmitt ist halt ein echter Charmeur, aber auf jeden Fall ein genialer Unterhalter, der sein Publikum beim Lachen zum Weinen bringt, einer aus der Generation „Musikcassette-mit-dem-Bleistift-Zurückspuler“ – oder kurz gesagt eine „Sächs-Bomb“ am Piano. 

Fotos: Andrea Weber


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