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Radtouren-Tipp - Pupplinger Au

Genusstour durch den Auenwald im Isartal

Von Andrea Weber

Testfazit: Die Pupplinger Au, zwischen München und Wolfratshausen, ist bekannt und beliebt bei Rennradlern und Inline-Skatern gleichermaßen. Während an den Wochenenden auf den asphaltierten Wegen durch den schattigen Auenwald viel los ist, ist man unter der Woche auf einer Abendtour beinahe allein unterwegs. Wer sich für diesen besonderen Naturabschnitt im Isartal etwas Zeit nimmt, wird viel mehr entdecken, als 23 km Pedaldrücken zum Feierabendsport.

Ausgangspunkt

Ausgangspunkt ist das Gasthaus Aujäger, von Wolfratshausen kommend gleich nach der Isarbrücke linker Hand. Dort befindet sich ein großer Parkplatz. Fahrrad ausladen und ab geht’s auf der asphaltierten Straße am Gasthaus Aujäger vorbei und am ersten Wegekreuz dem Schild „Richtung Aumühle“ vier Kilometer folgen. Es geht genüsslich im herrlichen Schatten des einzigartigen Mischwaldes dahin. Hohe Kiefern, Weißerlen, Fichten und Weiden zäumen das schmale sich schlängelnde Sträßchen (Achtung es darf auch von Autos befahren werden!).

Dauer

Die 23 Kilomenter lange Tour, von Wolfratshausen bis ins Mühltal bei Straßlach, lässt sich als sportliche Abendrunde ohne Zwischenstopps in rund zwei Stunden gut bewältigen. Wer aber daraus eine Genusstour mit allen Annehmlichkeiten am Wegesrand, wie im Folgenden beschrieben, machen möchte, kann diese Radrunde als Ganztagsausflug ausbauen. 

Tourbeschreibung

Die Pupplinger Au gehört, trotz des Eingriffs der Menschen und die dadurch eingeschränkte Flussdynamik, zu den eindrucksvollsten Flusslandschaften Mitteleuropas. Seit dem man die Bewirtschaftung dieser Aue in den 1960ger Jahren weitgehend eingestellt hat, nehmen Arten wie das Rohrpfeifengras überhand, bedecken den gesamten Waldboden und ersticken so die jungen Kieferntriebe und Blumenarten, wie die Orchideen oder den stängellosen Enzian. 

Um das natürliche Gleichgewicht und die Artenvielfalt in dieser besonderen Ökolandschaft nachhaltig zu bewahren, wurde 2000 ein einzigartiges Weideprojekt gestartet. Mit Glück kann man Kuhglocken läuten hören, obwohl gar keine Weiden da sind.  

Rinderherde als Landschaftspfleger 

Murnau-Werdenfelser-Rinder sind genügsam, robust und können hart arbeiten. Sie wurden früher als Zugtiere eingesetzt. Mit der Einführung der Landmaschinen wurden sie jedoch für die Landwirte wertlos. Im Rahmen dieses Naturprojekts wurden sechs Mutterkühe mit ihren Kälbern zum Weidebeißen in der Pupplinger Au eingesetzt. Landwirtschaftliche Maschinen sind für das unwegsamen Gelände nicht tauglich. Deshalb wird mit diesem Weideprojekt einerseits für den Erhalt der Natur gesorgt, andererseits diese extrem gefährdete, einheimischen Rinderrasse vor dem Aussterben bewahrt. Projektträger ist der Isartalverein München. 

Bei dieser Tour durch die Pupplinger Au geht es weniger um den sportlichen Aspekt, vielmehr steht der Genuss im Vordergrund. Einkehrmöglichkeit gibt es schon nach den ersten vier Kilometern. Gasthaus Aumühle winkt mit einem Aufenthalt im gemütlichen Gastgarten und gleich nebenan liegt die Forellenzucht Aumühle. Erbaut wurde die Fischzucht im Jahre 1923. Die Quellbäche für die 42 Naturteiche entspringen in der Pupplinger Au. Im Dorfladen der Zucht gibt’s küchenfertige Saiblinge und Forellen zum Mitnehmen. 

Kraftwerk und Klosterstüberl

Ein andermal vielleicht, denn wir haben noch eine Wegstrecke vor uns. Wir bleiben auf der gleichen Straße, die nun durch das Örtchen Aumühle, vorbei an dem großen Sägewerk mit dem Duft von frisch geschnittenem Holz, Richtung Dürnstein führt. Der Isarkanal ist hinter dem grünen Damm kurzzeitig nur zu erahnen. Es dauert aber nicht lange und man fährt unmittelbar an dem gemächlich dahinfließenden Wasser entlang. Normalerweise sind an den Wochenenden die Ausflugsflöße mit zünftiger Blasmusik unterwegs. Jetzt in Coronazeiten ist es ungewohnt ruhig und die Natur an dem Isarlauf kommt so urtümlich wieder zur Geltung, wie lange nicht mehr. Ein Blick in Richtung Süden mit der hölzernen Brücke im Gegenlicht, macht deutlich, wie unbeschreiblich schön das Isartal ist. Eine Weile später mündet unser Sträßchen an die Klosterstraße nach Dingharting. Wir biegen links ab und bald darauf kurz vor der Kanalbrücke wieder auf den Radweg ab, Richtung München Mühltal. Es geht nun immer am Ufer des Kanals entlang mit seiner fast meditativen Stille und samtweichen Wasseroberfläche, die das Isarhochufer widerspiegelt, bis wir nach 6,5 km das Gasthaus Mühle und die Wehrbrücke mit der 345 Meter langen Floßrutsche erreichen. Sie ist der Höhepunkt aller Floßfahrten, denn die standesgemäß in Tracht gekleideten Passagiere juchzen jedesmal auf, wenn das Gefährt aus Baumstämmen mit Geschwindigkeit hinunter saust. Für uns ist Zeit für eine kleine Rast bei Kaffee und Kuchen im kühlen Garten des Gasthauses Mühle. 

Auf dem Rückweg nehmen wir den Schotterpfad oben am Kanaldamm entlang. Um ihn zu erreichen, muss man vom Gasthaus Mühle linkerhand über die Brücke und durch die Durchfahrt des Kraftwerks Mühltal fahren. Imposant wirken die beiden Glas-Sterne auf Säulen neben der Durchfahrt. Dass es hier ein architektonisches Kleinod gibt, ist vielen vermutlich gar nicht bewusst. Das Kraftwerksgebäude wurde 1924 im Stil des Klassizismus erbaut und steht unter Denkmalschutz. Die elektrische Leistung des sogenannten Laufwasserkraftwerks beträgt 11,2 MW. Wir folgen dem Hochufer auf dem schmalen Schotterpfad rund 2,7 km zurück bis zur Kanalbrücke. Hier können wir uns noch für einen 2 km Abstecher, vorbei am Gasthof Bruckenfischer, zum Kloster Schäftlarn entscheiden. Ein Spaziergang durch den Klostergarten, ein Mitbringsel aus dem Klosterladen und dann ab zur kühlen Maß in den Klosterbiergarten vom Klosterbräustüberl überzeugen uns. Das Kloster Schäftlarn gehört neben Weltenburg und Metten zu den bayerischen Urklöstern. Es wurde 762 als Benediktinerkloster gegründet. Die Aufgaben der Ordensbrüder waren „Land und Seelen zu kultivieren und den Menschen der Umgebung Bildung beizubringen“, so steht es auf einem Hinweisschild am Klosterparkplatz. Zurück geht es auf dem gleichen Weg zum Brückenfischer und oben an der Kanalbrücke wieder auf den Hochuferpfad Richtung Süden.  

Freikörperkultur am Ickinger Stausee

Der Magen ist voll, der Durst gestillt. Bei all dem Radfahren ohne merklichen Höhenmetern und ausgiebigen Pausen sind wir überzeugt: Wir brauchen Sport, um die eingespeisten Kalorien auf dieser Genusstour wieder los zu werden. Versteckt hinter Dickicht, rechter Hand unseres Weges, glitzert die Wasseroberfläche des Ickinger Stausees durch. An heißen Sommertagen ist das ein beliebter Schwimmweiher für die Einheimischen. Aber Achtung: Hier ist Freikörperkultur erlaubt. Kleine Kiesstrände laden zum Verweilen ein. Also raus aus der Radlhose und hinein – oder auch nicht – in die Badehose und ins kühle Nass. Ein paar Schwimmzüge später geht es weiter auf die letzten Kilometer unseres Rückwegs. Über das Ickinger Wehr biegen wir rechts auf den Isar-Radweg durch den Auenwald der Pupplinger Au ab. Mit ein wenig Glück hören wir noch einmal die Kuhglocken der Murnau-Werdenfelser-Rinder läuten, die hier in einem riesigen Gelände sich frei bewegen können. Mit ein bisschen Glück können wir sie sogar sehen. Ganz sicher aber wartet nach einer Wegstrecke von insgesamt 23 km und geschätzten 150 hm der kühle Biergarten am Gasthaus Aujäger auf uns Genuss-Sportler. 

Einkehrmöglichkeiten

Gasthaus Aujäger, Gasthaus Aumühle, Gasthaus Mühle, Gasthaus Bruckenfischer, Klosterbräustüberl Schäftlarn 

Fotos: Andrea Weber


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