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Wandertour

Entlang des Wassers auf dem Mühlenweg in Schwabsoien

von Christoph Ulrich

Testfazit: Nicht nur Freunde von martialisch anmutenden Werkzeugen, Industriedenkmälern und richtig alten Handwerksbetrieben kommen entlang des Mühlenwegs auf ihre Kosten. Auch Naturfreunde, Wassertrinker und heimatgeschichtlich Interessierte erfahren, wie die Bewohner dieser wunderschönen Gegend nahe des Auerbergs die Kraft des Wassers seit Jahrhunderten nutzen.

Ausgangspunkt

Auf dem Mühlenweg kann man theoretisch überall einsteigen, er ist das ganze Jahr über begehbar; ein Parkplatz befindet sich zum Beispiel vor dem Hammerschmiede-Museum. Der Weg ist gut ausgeschildert und kann auch mit einem Flyer, den es gratis bei der Gemeinde Schwabsoien gibt, nachgewandert werden.

Dauer

Je nachdem, wie viel Zeit Wanderer sich mit den einzelnen Stationen beschäftigen zwischen einer und eineinhalb Stunden.

Wegbeschreibung

Das Wasser ist eiskalt, aber es schmeckt köstlich. Es ist ist noch nicht mal ein besonders heißer Tag, aber das Wasser aus dem Quellgebiet der Schönach, das in einem kleinen Wäldchen an vielen verschiedenen Stellen aus dem Boden dringt, schmeckt so gut, dass wir es trinken, als hätten wir gerade die Mojave-Wüste durchquert. Dass dabei die wasserschöpfende Hand taub wird, ist anscheinend schon mehreren Wanderern aufgefallen – ein Pragmatiker hatte eine rustikale Lösung parat. An einen Nagel in der Borke eines uralten Baumes hängte er eine Emaille-Tasse.

Wo Wasser aus dem Boden tritt, ist es meist auch landschaftlich schön. Das gilt auch und vor allem für jenen Abschnitt des Mühlenwegs, der als „Station 5“ auf der Karte eingezeichnet ist. Das Quellgebiet der Schönach ist auf jeden Fall das reizvollste Wegstück für Liebhaber idyllischer Natur und irgendwie auch das wichtigste. Schließlich ist es das klare Bächlein selbst, das den weiteren Verlauf der Wanderung wesentlich mitgestaltet. Man möchte nicht glauben, dass dieses kleine, aber lebendige Rinnsal die Quelle der Kraft ist, die die Menschen in Schwabsoien seit uralten Zeiten nutzen.

Sie kanalisierten den kleinen Bach, der schon bald nach dem Zusammenfluss der einzelnen Quellen ensteht, und leiteten ihn zu Mahlmühlen, zu Hammerschmieden, zu Sägewerken, zu Sattlern oder zu Waffenschmieden. Ein Teil dieser uralten Bauwerke steht noch und kann – zumindest von außen – entlang des Bachlaufs besichtigt werden. Das spektakulärste Bauwerk ist selbst zu einem Museum geworden, zum Hammerschmiedemuseum. Der geduckte, aber trutzige Bau wurde 1451 erstmals erwähnt und war zur damaligen Zeit ein richtiger Großbetrieb. Die Mühle gehörte zum Kloster St. Mang in Füssen und verarbeitete beziehungsweise verhüttete in großem Stil Eisen. Ihr massives Hammerwerk mitsamt der drei schweren "Schwanzhämmer" ist vollständig wiederhergestellt worden. Zeit nehmen sollte sich der Wanderer auch, um das uralte Tuffstein-Aquädukt genau unter die Lupe zu nehmen, das die Schönach auf romantischen Bögen zum großen Mühlrad leitet. Unter seinen Stützen haben sich durch das stetig tropfende Wasser Stalagtiten gebildet und zeigen sehr deutlich, dass dieses von üppigem Grün umgebene Tuffstein-Bauwerk nicht erst seit gestern dort steht.

Das feuchtdumpfe Pflatschern des nächsten Mühlrads weist den Weg, vorbei an alten Häusern, deren liebevolle Bepflanzung allein den Besuch in Schwabsoien lohnt. Es ist das Sachsenrieder Pumpenhaus, das sich wunderbar für ein paar tolle Fotos eignet; überhaupt wimmelt es in dem schönen Dorf nur so vor tollen Foto-Motiven; manche Häuser sind richtig alt, viele von ihnen liebevoll bepflanzt und von einem gehegten Garten umgeben. Immer wieder in Richtung Süden zu sehen: die wunderschöne Alpenkette, die sich hinter grasigen Hügeln majestätisch aufbäumt.

Wem heiß geworden ist, kann auf kurzem Weg zurück zum Quellgebiet der Schönach gehen. Neugierige Kälber verfolgen die Wandersleut' und dringen auf ein Weidegebiet vor, das sie sonst eher meiden. Am Wiesenrand ist der Boden so feucht, dass die Tiere einsinken und sich mit kräftigen Hufschlägen aus dem Morast befreien müssen. Der würzige Geruch von Wiesenkräutern, der dabei aufsteigt, zeigt, wie fruchtbar die Gegend ist. Fruchtbarer Boden, sauberstes Wasser – irgendwie logisch, dass hier seit langer Zeit Menschen siedeln.
Der Schwabsoier Mühlenweg führt durch ein Dorf, das eigentlich eine Art Freilichtmuseum für alte, bayerische Handwerksbetriebe ist und das ein paar freie Stunden mit vielen schönen Aus- und Einblicken krönt.

Verpflegung


In Schwabsoien gibt es das Gasthaus Landgasthof zur Post an der Landsberger Straße 1 oder das Alte Zollhaus, das in der Zeit von 1438 bis 1460 entstanden ist. Im nicht weit entfernten Schongau wartet zum Beispiel das Schongauer Brauhaus mit drei eigenen, sehr feinen Biersorten auf.

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