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WANDERTOUR: Staffelseerundweg

Durchs blaue Land – der Staffelseerundweg

von Christoph Ulrich

Testfazit: Der Staffelseerundweg ist mit 20,5 Kilometer eine stattliche Strecke, aber trotzdem gut als Tagestour zu machen. Zum Glück ist er aber auch in mehreren Teilstücken peu à peu zu begehen, was gleichzeitig mehrere Genüsse am Wegesrand birgt. Denn es wäre doch schade, an so vielen schönen Plätzen, Gasthöfen und Biergärten einfach vorbeizuhetzen. Für Leute mit weniger Zeit empfiehlt sich die „kleine Staffelseeschleife“ mit 5,5 Kilometer.

Ausgangspunkt

Start und Ziel der Strecke ist der Parkplatz am Murnauer Staffelsee-Freibad. Die anderen beiden Teilstück-Ausgangspunkte des großen Staffelseerundwegs sind der (gebührenpflichtige) Parkplatz am Bootssteg in Seehausen und der Parkplatz am Seerestaurant „Alpenblick“ in Uffing – übrigens alles Anlegeplätze der „Seehausen“. Eine Staffelsee-Rundfahrt verbindet übrigens die Ausgangspunkte miteinander, so dass sich immer wieder neue Varianten kombinieren lassen. Dieser Text soll den „großen Rundweg“ behandeln – der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der „Schweigrohr-Rundweg“ (4 km), der „Drachenstich-Rundweg“ (4 km) und der Kalkofen-Rundweg (6 km) vom Weg abgabeln und zusätzliche Wander-Variationsmöglichkeiten darstellen.

Dauer


Bei fünf Stundenkilometern Gehgeschwindigkeit, was einem flotten Spaziergang entspricht, kommt man rein rechnerisch auf knapp über vier Stunden. Mit Pausen, und die sollte man unbedingt machen, ist die Marke „fünf bis fünfeinhalb Stunden“ gut zu schaffen.

Wegbeschreibung

Während die „Seehausen“ unten am Steg ihr sonores Schiffshorn beim Ablegen ertönen lässt, schnürt sich der Staffelsee-Wanderer die Stiefel am besten ein wenig lockerer als er es für eine Bergtour tun würde. Heute werden nicht viele Höhenmeter fällig, entsprechend darf das Schuhwerk ruhig ein bisschen bequemer gebunden sein. Heute steht die Umrundung des Staffelsees steht auf dem Plan, was uns einen guten Tag beschäftigen wird. Schließlich gibt’s entlang des Weges viel zu sehen, zu fotografieren und zu tun. Hier in Murnau zum Beispiel hätte eine wunderschöne Fußgängerzone mit vielen Cafés und Eisdielen schon vor Beginn der Wanderung gelockt – aber besser ist's, das Belohnungs-Eis hintenraus zu schieben. Entgegen dem Uhrzeigersinn geht’s von „fünf Uhr“ auf der imaginären Himmelsrichtungsuhr aus los, genau so, wie es das Schild vorschlägt.

Blickrichtung Westen heißt am Vormittag, dass das Licht für die Fotos von hinten kommt. Und es fällt schwer, ein angenehmes Geh-Tempo zu finden – schließlich bieten sich immer wieder spektakuläre Blicke auf die sieben Staffelseeinseln: die kleine „Mühlwörth“ taucht nur gelegentlich weit hinten auf, die „Buchau“ zeigt sich allenfalls bisweilen hinter der großen „Wörth“, die „große Birke“, die „kleine Birke“, das „Gradeneiland“ und die „Jakobsinsel“. Die „Wörth“ ist übrigens die einzige Insel, auf die der Besucher erlaubterweise Fuß setzen darf. Sie ist die größte und einzig bewohnte Insel im Staffelsee. Auf ihr steht ein Herrenhaus, ein Ökonomiegebäude sowie eine Kapelle. Die Insel wird vor allem landwirtschaftlich genutzt: Auf ihr werden „Heckrinder“ gehalten, die das Gras auf der Insel kurz halten. Früher, das erzählt ein ebenfalls fotografierender Wanderer aus Murnau, stand auf der Insel ein Kloster und eine Pfarrkirche für die Staffelseegemeinden. Mit einem Holzsteg gelangten die Gläubigen von Seehausen aus über St. Jakob bis zur „Wörth“, um dort den Gottesdienst feiern zu können. Später wurde die Kirche nach Seehausen gebracht – wo sie heute noch steht.

Kurz nach der kleinen Geschichtsstunde zur Fotosession wird klar, wieso der Staffelseerundweg nichts für den Hochsommer oder generell für heiße Tage ist. Die Strecke führt die meiste Zeit durch offenes Gelände – kein Baum, nichts, hält die Sonne vom Haupt des Wanderers ab. Zu allen Jahreszeiten sollte man sich also einen Hut aufsetzen, um keinen Sonnenbrand im Genick zu riskieren. Weiter geht der Weg durchs Verlandungsgebiet westlich des Staffelsees. Hier wachsen jede Menge seltener Pflanzen, unter anderem die sibirische Schwertlilie) und im Röhricht brüten seltene Vögel. Es ist deswegen unbedingt notwendig, dass sich der naturliebende Wanderer an den ausgewiesenen Weg hält und ihn auch für reizvolle Naturbilder nicht verlässt. Zum Schutz von Pflanzen und Tieren ist dieses Gebiet auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Ab einem kleinen Birkenwäldchen könnte man an eine erste Pause denken – es gibt dort einen schön gelegenen Rastplatz mit Bänken und Grillplätzen.

Der Weg entfernt sich jetzt ein bisschen vom See, führt kurz durch einen kleinen Wald und es fällt langsam auf, wie still es hier eigentlich ist. Weit und breit ist kein Verkehr und sämtliche Kurzwanderwege in der Gegend sind auch noch weit entfernt, so dass man dieses Wegstück meistens beinahe allein zurücklegen kann. Aus einer Landwirtschaftsstraße wird ein geteerter Weg und bei einer großen Eiche zweigt der Weg spitzwinklig ab. Zu verfehlen ist der Rundwegverlauf eigentlich nie – immer wieder sind Schilder oder Info-Tafeln aufgestellt.
Es geht zurück zum See: Schilfgras wächst durch kleine Stege, die ein bisschen an die Dünenschutzstege am Ozean erinnern. Vom Meerblick träumt hier aber niemand – viel zu schön sind die Wiesen und die Berge, die immer wieder ins Blickfeld gelangen. Wer merkt, dass er sich womöglich übernehmen wird mit den ganzen 20 Kilometern, der kann hier eine Abkürzung (über den Uffinger Sportplatz) nehmen. Wer den ganzen Weg gehen will, hält sich am Seeufer, von wo aus die „Wörth“, diesmal von der anderen Seite her zu sehen ist. Wer eine Abkühlung möchte, kann hier auch immer wieder baden oder im Herbst wenigstens die heißen Füße kurz ins kühle Nass halten – wer im Sommer mit Kindern unterwegs ist, kann sich auch an die Strandbäder Uffing, Seehausen oder Murnau halten, die angenehm wenig auf „Event“ machen, aber während der Saison durchaus Wasserrutschen oder Gummitiere zu bieten haben. Im Winter finden sich rund um den See immer wieder Stellen, an denen man aufs Eis gehen kann. Bitte unbedingt die Verbotsschilder beachten, wenn welche stehen, denn der Staffelsee hat tückische Strömungen, die Eis von unregelmäßiger Stärke entstehen lassen. Wie überall auf der Welt gilt auch hier: „Listen to the locals!“

Es geht weiter Richtung Uffing, wo das himmlisch gelegene Seerestaurant „Alpenblick“ nicht nur mit imposanten Blicken auf die Herzogstand, Heimgarten & Co. aufwartet, sondern auch mit dem besten Steckerlfisch im weiten Umkreis. Es gelten die bayerischen Biergartenrichtlinien: Allein sitzen ist fad, dazusetzen ist ausdrücklich erwünscht. Gemeinsam ist es schließlich viel gemütlicher. Und wem es zu gemütlich ist, als dass er das letzte Drittel zu Fuß auf sich nehmen will, kann noch ein, zwei Bier mehr trinken und die „Seehausen“ zurück nach Murnau nehmen - und von dort aus den Zug nach Hause.

Wer sich losreissen kann von Brathahn, Bier und Riesenbreze, auf den wartet eine tolle Etappe. Auf geteerten und gekiesten Wegen führt die Strecke vom See weg und nur ein paar Höhenmeter oberhalb des nördlichen Seeufers entlang. Hoch genug für tolle Bergfotos, die allenfalls im Herbst von der bereits tiefer stehenden Sonne mit warmem Gegenlicht gestört werden. Dieser Abschnitt des Weges ist vielbegangen, entlang von Marterln und Weidezäunen trifft man immer wieder auf Einheimische, die für jeden ein freundliches „Grüß Gott!“ übrig haben. Die Bahnstrecke entlang des Seeufers führt Richtung Süden – bis nach Murnau. Hier warten eine großartige Fußgängerzone mit viele kleinen Läden und besagten Eisdielen. Wem ein Eis nach dieser Tour zu simpel ist, sei wärmstens dem „Griesbräu zu Murnau“ mitten in der Fußgängerzone anempfohlen. In der Privatbrauerei gibt’s schmackiges Bier, eine amtliche Brotzeit oder ein traditionell bayerisches Gericht. Auch, wer sich spontan für eine Nacht in Murnau entscheidet (die man nutzen könnte für einen Besuch in der Weißbierbrauerei „Karg“, für einen Museumsbesuch im Schlossmuseum oder in einer der vielen Galerien in der historischen Innenstadt), bringt die Wirtsleute vom „Griesbräu“ nicht in Verlegenheit: Das Drei-Sterne-Haus hat auch kurzfristig immer wieder Zimmer frei.

Verpflegung


An ausreichend Verpflegung für eine Fünfstundentour sollte selbstverständlich gedacht werden. Allerdings besteht auch unterwegs immer wieder die Möglichkeit, sich mit Snacks oder Getränken einzudecken – in Murnau, Uffing und Seehausen. Die ersten zehn, zwölf Kilometer ist man aber auf sich selbst gestellt. Mindestens zwei Liter Wasser pro Person gehören ebenso in den Rucksack wie eine Wanderkarte, ein paar Brote, Schokolade und ein Apfel, denn Wandern soll ja ein Genuss sein.

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