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Die neue Lässigkeit des Autofahrens

Warum das Model Y von Tesla auch überzeugte Verbrennerfans begeistern kann. Ein Praxistest.

Oberguter Praxistest Tesla Model Y

Von Torben Lauridsen

Eurasburg, 08.10.2022 - Zugegeben, „Old School Petrolhead”, das ist noch immer eine Ehrbezeichnung ohne Scham, die nicht nur andere über den Autoren dieser Zeilen fällen. Einerseits, weil eben dieser schon seit 1970 für sein Leben gerne Auto fährt und im Laufe der Jahre mit vielen unterschiedlichen Automarken und -modellen seine Erfahrungen machen konnte. Andererseits aber auch, so ehrlich muss man sein, weil ihn traditionelle Sportwagen faszinieren und er gerne mit sportlichen Autos auf Rundstrecken im Kreis oder auf abgesperrten Fahrdynamikflächen im Slalom oder quer fährt. Dennoch ist er von E-Autos begeistert. Denn das eine ist das engagierte Zusammenspiel von Ross und Reiter, das andere ist eine entspannte, komfortable und nachhaltige Mobilität von A nach B. Eine Erkenntnis, die während mehrere Praxistests gereift ist – und spätestens bei einer ausführlichen Erprobung des neuen Tesla Models Y zur Überzeugung wurde. Warum, das legt dieser Bericht dar.

Das E-Auto ist angekommen

Für viele, die ein vollelektrisches Auto (Electric Vehicle = EV) eine Zeit lang selbst erfahren (!) haben, fühlt sich die Nutzung eines herkömmlichen Verbrenners fast schon umständlich an, denn ein E-Auto fährt sich viel einfacher und entspannter. Kurz gesagt, man setzt sich rein, wählt am Lenkrad „D“ für vorwärts oder „R“ für rückwärts und tritt auf das Fahrpedal, wie das Gaspedal beim E-Auto genannt wird. Kein Anlasser, keine Kupplung, kein Gangschalter in der Mittelkonsole, keine Handbremse, das E-Auto fährt einfach sanft und leise an. Es gibt kein Motorengeräusch, keinen Geruch, keinen Rauch, keine Abgase, nur ein leichtes Surren und das beruhigende Abrollgeräusch der Räder auf dem Weg zum Ziel.

Die Zulassungszahlen von E-Autos steigen Jahr für Jahr in Deutschland trotz des relativ höheren Anschaffungspreises. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erreichten vollelektrische E-Autos in den ersten sieben Monaten von 2022 einen Neuzulassungsanteil von 13,6 Prozent und damit ein Plus von 27,1 Prozent.

E-Autos, die wir gefahren sind

Seit März 2015 habe ich viermal auf Oberland.de über meine Erfahrungen mit E-Autos berichtet. Zuerst mit dem 2013 vorgestellten BMW i3, der mit seinem gewagten Karosseriedesign und futuristisch anmutender Gestaltung des Interieurs für viel Aufsehen sorgte. Denn der i3 war für einen BMW radikal anders und zugleich technologisch innovativ mit einer Karosseriestruktur aus Karbon und ökologisch nachhaltigen Materialien im Interieur. Er fuhr sich trotzdem wie ein BMW, also agil, sportlich und spursicher. Doch die Zulassungszahlen in Deutschland blieben in den ersten vier Jahren jeweils unter 3.000 Stück. War der i3 zu früh, zu radikal, zu teuer, oder war es die anfangs relativ geringe Reichweite einer Batterieladung von 200 bis 270 Kilometern (Quelle: ADAC) im Vergleich zu einem Verbrenner? Die meisten der circa 250.000 produzierten BMW i3 wurden außerhalb von Deutschland verkauft, und erst in den Jahren 2019 bis 2021, bevor die Produktion im Juni 2022 eingestellt wurde, erlangte der i3 in Deutschland große Popularität. 2021 wurde sein bisher erfolgreichstes Verkaufsjahr mit mehr als 12.000 Neuzulassungen in Deutschland. Inzwischen hat er fast schon Kultstatus.

Tesla

Es sollte aber ein bis etwa 2010 völlig unbekannter US-amerikanischer Entwickler vollelektrischer Fahrzeuge werden, der den Weg erfolgreich bahnen würde als Vorreiter der Elektromobilität, und zwar mit seinen von Grund auf neu konzipierten E-Autos: Tesla.
Mittlerweile ist Tesla der weltweit führende Hersteller von E-Autos, gefolgt vom chinesischen Hersteller BYD. Anfangs kaum wahr- oder ernst genommen, ist Tesla an den konventionellen Autobauern in der CO2-Krise und nach dem Dieseldebakel mit seinem durchdachten Ökosystem aus innovativen Fahrzeugen und Software, Supercharger-Ladeinfrastruktur, Wallboxen, Powerwalls und Solardächern vorbeigefahren. Stand Juli 2022 hat Tesla weltweit knapp 2 Millionen E-Autos produziert und verkauft.

Die große Aufholjagd der traditionellen Automobilhersteller ist zwar längst in vollem Gange, und es gibt inzwischen ein breites Angebot sowohl an vollelektrischen Autos (EV) als auch an Plug-In Hybrid-PKWs (PHEV). Doch meist ähneln diese noch stark herkömmlichen Verbrennern mit einem E-Motor statt einem Otto- oder Dieselmotor unter der Haube. Oder den wenigen von Grund auf neuentwickelten E-Autos fehlen noch die Effizienz des Antriebs, die Softwarequalität und nicht zuletzt das umfassende Ökosystem für den Betrieb und die Wartung der Fahrzeuge. Hier ist Tesla weiterhin deutlich voraus.

Man kann die markt- und produkttechnische Entwicklung von Tesla mit der von Apple seit der Einführung des iPhones im Jahr 2007 vergleichen. Die Innovation eines vorhandenen Produkts – das Aussehen, die Hardware, die Software, das Bedienkonzept, das Ökosystem, die gesamte Benutzererfahrung (neudeutsch: User Experience) – ist komplett anders. Für viele ist das anfangs gewöhnungsbedürftig, und manche bleiben beim Blackberry-, Siemens- oder Nokia-Handy. Aber die Hersteller, die es dem erfolgreichen Innovator nachmachen, wie beispielsweise Samsung, Xiaomi, Vivo, holen auf und sind mit ihren vergleichbaren Geräten irgendwann ebenso erfolgreich am Markt.

Tesla Roadster, 1. Generation

Der ursprüngliche Tesla Roadster wurde 2008 bis 2012 vermarktet und basierte auf dem britischen Roadster Lotus Elise. Er begeisterte Sportwagenfreunde mit Leistung, Handling und Reichweite von bis zu 400 Kilometern, und es war nicht zuletzt die ungewöhnlich schnelle Beschleunigung des kleinen Sportwagens, die Autofans überraschte und Aufmerksamkeit auf den Hersteller Tesla lenkte. Weltweit wurden etwa 2.500 des Roadsters verkauft, der während seiner Produktionszeit etwa 100.000 US-Dollar kostete. Wer heute einen dieser raren Tesla kaufen möchte, muss mindesten 200.000 Euro auf den Tisch legen.

Model S

Das erste Großserienmodel von Tesla, welches Mitte 2012 nach Deutschland kam, war das Model S, eine Limousine in der Größenordnung eines Audi A8, BMW 7’er-Serie oder Mercedes S-Klasse. Bei unserem Oberland.de Praxistest im Jahr 2015 mit einem Model S P85D konnten wir uns davon überzeugen, dass man mit diesem E-Auto komfortabel und problemlos lange Strecken zurücklegen konnte: Wir fuhren damit an einem Tag von München nach Kopenhagen und fanden schon damals unterwegs genug Lademöglichkeiten an sogenannten Superchargern, ebenfalls von der Firma Tesla. Unser Fazit nach 3.800 Kilometern mit dem Model S lautete damals: „Tesla Model S zu fahren ist wie fliegen, nur schöner. Als luxuriöse Reiselimousine geht dieses Elektroauto allemal durch, denn vier Erwachsene reisen darin mehr als kommod, und aufgrund der zwei Kofferräume – vorne und hinten – und der großen Heckklappe bietet sie auch noch deutlich mehr Platz für Gepäck als ein entsprechendes Auto mit voluminösem Verbrennungsmotor und aufwendiger Kraftübertragung.“

Model X

Im Jahr 2016 erschien das Tesla Model X mit den auffälligen hinteren Flügeltüren, den sogenannten "Falcon Wing Doors", wie sie auf Englisch heißen. Es ist ein allradgetriebenes „Crossover“ der Oberklasse, oder wie wir es damals nannten: „Großraum Grand Turismo”. Denn das Model X hat das Raumangebot eines Minivans und den Komfort einer Grand Turismo Reiselimousine, weil es auf der gleichen Plattform basiert wie das Model S, aber höher gebaut ist. Auch mit einem Model X P100D konnten wir 2017 einen Langstrecken-Praxistest über gut 2.500 Kilometer unternehmen. Wir konkludierten anschließend, dass „Langstreckenfahrten mit dem Model X eine neue Qualität des Reisens bieten. Man gewöhnt sich eine entspannte, flüssige, vorausschauende Fahrweise an, weil man mit dem Einpedalfahren und der damit verbundenen Nutzung des regenerativen Bremseffekts nur selten stark beschleunigt und fast nie auf die Bremse tritt. […] Das Ergebnis: weniger Stress.”

Model 3

Im Frühjahr 2019 wurde die lang erwartete Mittelklasse-Limousine Tesla Model 3 erstmals in Deutschland ausgeliefert. Es ist eine viertürige, fünfsitzige Limousine von der Größe eines Audi A4, BMW 3er oder Mercedes C-Klasse, die schon seit 2017 produziert wird; aber wegen der weltweit großen Nachfrage (Juni 2018 mehr als 400.000 Vorbestellungen) kamen die ersten Fahrzeuge offiziell erst zwei Jahre später nach Europa. Inzwischen wurden über 1 Million Model 3 gebaut und es wurde 2021 das meistverkaufte E-Auto in Europa. Wir fuhren im Sommer 2020 eine Woche lang das Model 3 in der Long Range-Version und kamen zu dem Ergebnis, dass das Model 3 ein faszinierendes und zukunftsweisendes Premium-Elektroauto ist, das sehr viel Fahrfreude garantiert. Es ist komfortabel, schnell, wendig und absolut alltagstauglich für alle Fahrten im Nahverkehr, wie auch für Langstrecken und Urlaubsreisen.

Model Y

Herkunft und Profil: Kürzlich hatten wir nun die Gelegenheit, eines der ersten Tesla Model Y Performance „Made in Germany” zehn Tage lang zu fahren. Es ist das erste Tesla-Modell aus der neuen Gigafactory Berlin-Brandenburg, wo seit Ende des ersten Quartals 2022 das Model Y Performance für deutsche Kunden produziert wird. Früher in Deutschland ausgelieferte Model Y sind fast alle in der Gigafactory Shanghai gebaut, wo ebenfalls ein hochmodernes Produktionsverfahren genutzt wird. Die Erwartungen an die im Autoland Deutschland gebauten Tesla sind dabei noch einmal höher, denn die Gigafactory Berlin ist Teslas fünftes und bisher fortschrittlichstes und effizientestes Werk überhaupt.

Eine Autokarosserie wird herkömmlich aus vielen gestanzten Metallteilen zusammengebaut, indem sie gefaltet und dann zusammengeklebt oder verschweißt werden. Mit einer neuen, gigantischen Druckgießmaschine hat Tesla in seiner Gigafactory Berlin die Anzahl von Metallteilen, die für eine Model Y-Karosserie zusammengesetzt werden müssen, erheblich reduziert. Aktuell wird der hintere Unterboden aus einem Guss gefertigt, zukünftig soll dies auch mit dem vorderen Unterboden geschehen. Diese vereinfachte Fertigungstechnik ermöglich eine nochmal höhere Steifigkeit und Fertigungsqualität der Karosserie.

Tesla beschreibt das Model Y als „mittelgroßer SUV, der auf maximale Vielseitigkeit und Sicherheit ausgelegt ist”, während zuweilen auch von einem „Crossover” gesprochen wird, denn die Definitionen sind nicht eindeutig. Das Auto hat eine hochsteife, selbsttragende Karosserie und eine Bodenfreiheit wie ein sportlicher PKW – es ist damit nicht für Ausfahrten ins Gelände abseits normaler Straßen ausgelegt. Es basiert grundsätzlich auf der Mittelklasse-Limousine Model 3, mit dem das Fahrwerk, der Radstand und der Antrieb praktisch identisch sind, sowie auch die Sitze, das Armaturenbrett, das Touch-Display und das Lenkrad. Dennoch ist das Model Y merkbar größer: knapp 6 Zentimeter länger, gut 7 Zentimeter breiter und vor allem 18 Zentimeter höher als das Model 3. Es ist also eine geräumige Reiselimousine mit einer angenehm hohen Sitzposition, viel Bein- und Kopffreiheit für Passagiere im Fond und viel Platz für Gepäck im hinteren Kofferraum mit der großen, automatisch öffnenden und schließenden Heckklappe. Das Panorama-Glasdach trägt ebenso zum Gefühl von Geräumigkeit bei.

Was bei einem Tesla zunächst auffällt im Vergleich zu E-Autos traditioneller Autohersteller, ist die Konsequenz, mit der das Auto neu gedacht ist.
Die Karosserie hat runde und glatte Formen ohne unnötigen Öffnungen, Falten oder Verzierungen, und selbst der Unterboden ist komplett glatt und geschlossen. So erreicht das Auto einen sehr geringen Luftwiderstandbeiwert (cw-Wert) von 0,23. Unter der Fronthaube findet man lediglich einen regulären und sauberen 80 Liter Stauraum statt einen Maschinenraum voller Kabel, Schläuche, Riemen, Flüssigkeitsbehälter und ähnliches.

Wie das Model 3 benötigt das Model Y keinen Schlüssel, sondern man koppelt es ein für alle Male mit der Tesla-App auf dem Smartphone, dann erfolgt das Auf- oder Zusperren automatisch, wenn man sich dem Auto nähert, respektive sich von ihm entfernt. Die App bietet zahlreiche weitere Funktionen zur Fernbedienung, wie zum Beispiel die Einstellung der Klimaanlage, das Abrufen des Ladezustands, die Feststellung des Standorts, das Herbeirufen oder Einparken des Fahrzeugs und einiges mehr.

Alle Bedienelemente im Inneren des Autos sind über einen mittig am Armaturenbrett im Querformat angebrachten 15-Zoll-Touchscreen erreichbar, und alles ist intuitiv und übersichtlich unterteilt. So entfallen fast alle mechanischen Schalter und Regler, die man in anderen Autos in unterschiedlicher Anordnung, Form und Größe verteilt über das Armaturenbrett und der Mittelkonsole findet. Zusätzlich funktioniert die Tesla Sprachbedienung ausgezeichnet.

Wie bei allen Tesla werden die Eigenschaften und Funktionen des Model Y mit der Zeit durch häufige Over-the-Air-Software-Updates kostenfrei erweitert und verbessert. Der Leitgedanke für die Ausgestaltung des Autos scheint ein Spruch von Leonardo da Vinci gewesen zu sein: „Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung.“

Wie fährt sich das Model Y?

Bei dem gefahrenen Model Y handelte es sich um das Topmodell „Performance“ mit Allradantrieb, 21-Zoll Rädern mit sehr breiten Sportreifen und einer Leistung von 534 PS. Das verspricht auf dem Papier ein sportliches Fahrgefühl, und in der Tat: Trotz einer Fahrzeughöhe von 162,4 Zentimetern liegt der Schwerpunkt des Model Y wegen der Batterien im Boden sehr tief, dazu ist das Fahrwerk sportlich straff abgestimmt und die Lenkung sehr direkt. Das ergibt eine sehr gute Straßenlage und eine hohe aktive Fahrsicherheit. Die Kehrseite ist ein leicht eingeschränkter Komfort auf holprigen Straßen und auf Kopfsteinpflaster, was bei einem so leistungsstarken Auto aber in Kauf genommen werden kann.

Der ADAC urteilte wie folgt beim Test des Model Y: „In Sachen Fahrsicherheit lässt er nichts anbrennen und fährt stabil durch den Ausweich-Parcours. Auch unter fahrdynamischen Gesichtspunkten überzeugt der Stromer, die erreichbaren Geschwindigkeiten sind hoch, bevor er im Grenzbereich gut kontrollierbar über die Vorderachse schiebt. Selbst unter Lastwechseln bleibt der Tesla seiner Kurvenlinie weitgehend treu.

Die sensible ESP-Regelung sorgt in Verbindung mit der blitzschnellen Kraftverteilung für ein sehr sicheres Kurvenverhalten, auch und gerade bei viel Einsatz des Fahrpedals. Die Traktion ist aufgrund der beiden angetriebenen Achsen und der sehr sensiblen Antriebsschlupfregelung trotz der hohen Antriebsleistung tadellos.“

Die Bremsen des Model Y sind großzügig dimensioniert und schaffen einen niedrigen Bremsweg aus 100 Stundenkilometern von knapp 35 Metern. Das ist ein sehr guter Wert.
Im Menü „Fahrzeug“ des Touchscreens lassen sich unter dem Punkt „Pedale & Lenkung“ verschiedene Ansprechverhalten des Autos einstellen. Zum Beispiel kann die Beschleunigung in zwei Stufen eingestellt werden, „Lässig“ und „Sport“. Hier erwies sich die Einstellung „Lässig“ für uns als sehr leicht am Fahrpedal dosierbar und keineswegs schlaff oder ungenau, sondern eher sinngemäß dem neudeutschen „cool“. Denn eine kraftvolle und vehemente Beschleunigung steht auch in dieser Einstellung ohne Verzögerung zur Verfügung. Die Einstellung „Sport“ dagegen bedarf eines sanften Umgangs mit dem Fahrpedal, weil sie spontan die enorme Kraft der 534 PS zur Verfügung stellt und eine Beschleunigung von null auf 100 Stundenkilometer in nur 3,7 Sekunden ermöglicht.
Das Lenkgefühl lässt sich in drei Stufen je nach Straßenbedingung, Geschwindigkeit und persönlicher Präferenz einstellen: von „Komfort“ (leichtgängig) über „Normal“ bis „Sport“ (fest, sehr exakt). Das Lenkgefühl ist in allen drei Einstellungen jedoch direkt, so dass man ein gutes Gefühl von Kontrolle hat.

Außerdem kann man das Verhalten des Fahrzeugs beim Anhalten bis zum Stillstand, beispielsweise an einer Ampel, Kreuzung oder Ausfahrt, in drei verschiedene Modi einstellen: „Rollen“ (wie ausgekuppelt, ohne zu bremsen), „Kriechen“ (wie ein herkömmliches Automatikgetriebe in „D“) oder „Halten“ (wie aktivierte Handbremse). Wir haben uns für die „Halten“-Einstellung entschieden, weil das Auto so bei jedem Anhalten bei jeder Neigung der Straße stehen bleibt; und die Bremse löst sich sofort unmerkbar beim Anfahren.

Verbrauch und Reichweite

Unser Praxistest von insgesamt knapp 1.800 Kilometern umfasste eine Fahrt vom Supercharger in Sindelsdorf nach Berlin Potsdamer Platz (hin und zurück 1.300 km), einen Ausflug von dort über Landstraßen zur Gigafactory in Berlin-Brandenburg (hin und zurück 100 km), sowie diverse Stadt- und Überlandfahrten mit je 30 bis 80 Kilometern. Dabei kamen wir auf einen Gesamtverbrauch von 17,8 kWh pro 100 Kilometer. Bei einer effektiv nutzbaren Batteriekapazität von gut 70 kWh ergibt das eine Reichweite von etwa 400 Kilometern.

Bei der Autobahnfahrt von Sindelsdorf nach Berlin sind wir mit einer Aufladung am Supercharger Münchberg an der A9 ausgekommen und hatten bei Ankunft in Berlin noch eine Restkapazität von 12 Prozent. Auf dieser Fahrt sind wir dabei grundsätzlich Tempolimit und Richtgeschwindigkeit 130 Stundenkilometer gefahren, gelegentlich auch etwas schneller bis zu 160 Stundenkilometer. Die Außentemperatur lag an dem Tag bei über 30 Grad Celsius, und die Klimaanlage war auf der ganzen Fahrt auf 20 bis 22 Grad Celsius eingestellt.

Auf der Rückfahrt sind wir ab dem Supercharger Hiltpoltstein an der A9 die letzten 170 Kilometer auch mal Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometer gefahren (Durchschnittsgeschwindigkeit circa 115 Stundenkilometer) und kamen dabei auf einen Verbrauch von 23,1 kWh pro 100 Kilometer, was eine Reichweite von etwa 300 Kilometer ergeben hätte.

Das Aufladen der Batterie

Wer ein E-Auto anschafft, hat idealerweise die Möglichkeit, eine eigene sogenannte Wallbox zu Hause an seinem Stellplatz oder in der Garage zu installieren. Denn so lässt sich das Auto einfach über Nacht mit 11 kW bis zum eingestellten Ladelimit aufladen, und man kann dann jeden Morgen mit einem voll aufgeladenen Fahrzeug losfahren. Außerdem ist der Strompreis zu Hause meist deutlich geringer als an öffentlichen Ladepunkten, von denen es Anfang 2022 in Deutschland laut Bundesnetzagentur 52.203 gab, davon 44.486 Normalladepunkte (Ladeleistung typisch 22 kW) und 7.717 Schnelllader (Ladeleistung typisch 50 bis 240 kW).

Mit insgesamt rund 1.900 Schnellladeplätzen an 144 Standorten (Stand Oktober 2022) verfügt Deutschland über das größte Tesla Supercharger Ladenetzwerk in Europa, gefolgt von Frankreich (1.500+) und Norwegen (1.400+). Schnellladeplätze haben typisch acht bis 20 Ladesäulen mit einer Spitzenleistung von je 150 kW (Supercharger Generation V2) oder 250 kW (V3). Letztgenannte können das Model Y in 15 Minuten mit 241 Kilometer Reichweite laden. Bei unserem Praxistest haben wir typisch 25 bis 35 Minuten Ladezeit bis zum eingestellten Ladelimit von 85 Prozent benötigt.
Übrigens (Spoiler-Alarm!): Um die gefühlte Wartezeit beim Laden zu verkürzen, bieten alle Tesla-Modelle umfangreiches Entertainment auf dem 15-Zoll-Display an. Hier gibt es lustige und unterhaltsame Programme wie Boom Box, Lichtspiele, Karaoke, Spotify, Malprogramm, Netflix, Marsoberfläche, Emmisionsgeräusche(!) und einiges mehr – es wird einem an der Ladesäule nicht langweilig.

Fazit

Wenn man privat oder geschäftlich auf ein Auto angewiesen ist und nicht mit gelegentlichem Carsharing oder Mietauto auskommt, dann gibt es jetzt viele weitgehend bekannte Gründe, ein E-Auto anzuschaffen. Es gibt aber auch viele individuelle und subjektive Gründe, warum man bei einem herkömmlichen Benziner oder Diesel bleiben will. Das können etwa wirtschaftliche oder praktische Gründe sein, aber auch einfach aus Überzeugung.

Der Autor dieses Beitrags ist aus eigener Erfahrung zu dem Ergebnis gekommen, dass E-Autos in wenigen Jahren unsere Straßen – Stadt, Land und Autobahnen – dominieren werden. Nicht, weil wir dazu gezwungen werden, sondern weil wir es selbst wollen. Weil ein E-Auto das angenehmere und einfachere Fahrzeug für den allergrößten Teil unseres Individualverkehrs werden wird.

Die Auswahl an E-Autos ist heute schon sehr groß, und es kommen immer neue Marken und Modelle hinzu. Welches E-Auto man wählt, wird so individuell sein, wie es heute auch bei einem Verbrenner ist. Aber eines ist aus meiner subjektiven Erfahrung sicher: Mit einem Tesla (S-3-X-Y) ist man allzeit lässig unterwegs!


Der obergute Praxistest


Tesla im Münchner Triebwerk

Auf über 2000 Quadratmetern können sich Interessenten und Kunden in Münchens Westen umfassend im Tesla Showroom über die Modelle S, 3, X und Y informieren und eine Probefahrt vereinbaren. Lesen Sie hier alles zum Tesla-Standort im Triebwerk München


Fotos: Torben Lauridsen und Tesla Deutschland

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