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Tesla Model 3 – der obergute Praxistest – Teil 1

Mit dem faszinierenden Elektroauto „Tesla Model 3“ auf Tour: Entlang der Deutschen Alpenstraße von Bad Tölz nach Berchtesgaden, hinauf in den Bayerischen Wald und zurück ins Oberland. >>> Lesen Sie hier alle Fahrberichte mit dem "Tesla Model 3".


1000 km in vier Tagen auf den schönsten Straßen Bayerns

von Torben Lauridsen

22.06.2020 - Mit dem Thema Elektromobilität hat sich das Team von Oberland.de das erste Mal im März 2015 befasst, und zwar im Rahmen eines Praxistests mit dem BMW i3.
Im Juni 2015 haben wir dann mit dem Tesla Model S bei einem Langstreckentest von München nach Kopenhagen, einmal quer durch Dänemark und zurück fast 2500 Kilometer zurückgelegt, und im Juni 2017 sind wir mit dem Tesla Model X die Republik rauf und runter gefahren, um ganz praktisch zu testen, wie sich das Model X als „Großraum Grand Tourismo” bewährt. Trotz der zu dem Zeitpunkt deutlich wenigeren Tesla-Ladepunkte als heute hat die Langstreckentauglichkeit der beiden Topmodelle schon damals überzeugt.

Die Zeit ist reif für Elektromobilität

Die Idee eines rein batterieelektrisch betriebenen Autos ist alt, denn Ferdinand Porsche hat bereits auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 den Lohner-Porsche mit einem reinen Elektroantrieb vorgestellt. Doch die Verfügbarkeit und die Speichermöglichkeiten von ausreichend elektrischer Energie waren Anfang des 20. Jahrhunderts einfach noch nicht gegeben. Stattdessen wurde es das Jahrhundert der Erdölgewinnung und -verbrennung, und die Erfindungen des Otto- und des Dieselmotors änderten die Entwicklungsrichtung der Antriebstechnologie für PKW grundlegend.
Gut 100 Jahre später sieht das ganz anders aus: Strom ist immer und überall vorhanden, kann in hoher Dichte gespeichert und in modernen E-Motoren hoch effizient in Bewegungsenergie umgesetzt werden. Zudem wird Strom in immer größeren Umfängen aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind und Wasser erzeugt, und der zukünftigen Verfügbarkeit von umweltfreundlichem Strom sind praktisch keine Grenzen gesetzt.

Der Antreiber und die Verfolger

Vorreiter der neuen Elektromobilität ist die Firma Tesla Motors, die 2003 in Silicon Valley von einem Elektroingenieur und einem Informatiker gegründet wurde, und kurz darauf aufgrund eines Prototyps und durch den visionären Antrieb des kanadisch-US-amerikanischen Unternehmers Elon Musk zu dem aufgebaut wurde, was sie heute ist: weltweit führender Hersteller von Elektroautos. Anfangs kaum wahr- oder ernst genommen, hat Tesla die konventionellen Autobauer genau in der CO2-Krise und der Dieselproblematik kalt erwischt und den Paradigmenwechsel zur Elektromobilität vorangetrieben.

Mittlerweile ziehen fast alle Hersteller nach und intensivieren die Aufholjagd gegenüber dem deutlichen Vorsprung Teslas von derzeit sicherlich zwei bis drei Jahren. Stand April 2020 sind weltweit insgesamt über eine Million Tesla-Fahrzeuge unterwegs, davon über 525.000 vom Typ Model 3. Damit hat das Model 3 Mitte 2019 den Nissan Leaf als das weltweit meistverkaufte E-Auto überholt. Auch in Deutschland steigen die Zulassungszahlen deutlich an, Stand Mai 2020 sind hierzulande fast 25.000 Tesla-Autos zugelassen, davon mehr als die Hälfte Model 3, welches erst vor einem Jahr in Deutschland eingeführt wurde. Grund genug, diesen Typ genauer anzuschauen, um herauszufinden, warum sich dieses rein elektrisch angetriebene Auto so erfolgreich verkauft.

Oberland.de wieder auf Tour

Aus diesem Grund ist die Redaktion von Oberland.de mit dem Model 3 auf Tour gegangen, und zwar diesmal entlang der Deutschen Alpenstraße von Bad Tölz nach Berchtesgaden, hinauf in den Bayerischen Wald und zurück ins Oberland. Vier Tage und insgesamt 1000 Kilometer war das Team unterwegs auf einigen der schönsten Straßen Bayerns, aber auch auf schnellen Autobahnstrecken wie der A 92 von Deggendorf nach München und der A 95 von München ins Oberland. Die Frage dabei stets: Wie fährt sich dieses spektakuläre und technologisch fortschrittliche Auto, und wie verhält es sich mit dem Aufladen und der Reichweite im Alltag?
Der detaillierte Reisebericht zur Strecke, zu den Sehenswürdigkeiten und den ausgesuchten Zwischenstationen folgt demnächst hier auf Oberland.de.

Das Fahrzeug

Das Model 3 von Tesla ist eine viertürige, fünfsitzige Limousine von der Größe eines Audi A4, BMW 3er oder Mercedes C-Klasse. Vier Erwachsene finden darin sehr bequem Platz, eine fünfte Person sitzt hinten mittig noch angenehm für kürzere Strecken, und wegen des großen, durchgehenden Panoramaglasdachs (mit UV-Schutz) ist die Kopffreiheit vorne wie hinten sehr gut. Überhaupt ist das Platzangebot und das Stauvolumen ungewöhnlich gut, weil bei einem E-Auto im Vergleich zum Verbrenner eine Vielzahl an Komponenten wegfallen: im hinteren Teil z.B. der Tank und im vorderen Bereich voluminöse Aggregate wie der Verbrennermotor mit Kupplung, Getriebe und Kühlerradiator. Außerdem läuft kein Mitteltunnel längs durch den Innenraum, weil kein Auspuffsystem mit Schalldämpfer und keine Kardanwelle benötigt werden. Stattdessen hat man vorne wie hinten einen Kofferraum und viel Beinfreiheit für den mittleren Platz der Rücksitzbank. Die vorderen Einzelsitze sind sehr bequem, bieten guten Halt und sind elektrisch in alle Richtungen einstellbar, inklusive der Lendenstütze.
Das von Tesla Deutschland für die Redaktion zur Verfügung gestellte Fahrzeug war die Version „Dual Motor Long Range”(https://www.tesla.com/de_DE/model3). Diese Version ist mit je einem Elektromotor an der Vorderachse und der Hinterachse für Vierradantrieb mit einer Gesamtleistung von 340 kW (462 PS) sowie einer großen 75kWh-Batterie ausgestattet, für eine maximale Reichweite von 560 Kilometern nach dem 2017 in der EU eingeführten WLTP-Testverfahren.

Fahrweise und Verbrauch hängen eng zusammen

In der Praxis werden WLTP-Testwerte kaum erreicht. Doch bei entspannter und flüssiger Fahrweise waren zwischen 375 Kilometer und 425 Kilometer im Alltagstest durchaus erreichbar, das entspricht einem Verbrauch von 17 bis 20 kWh pro 100 Kilometer. Entscheidend für die Reichweite ist vor allem eine vorausschauende Fahrweise, bei der man zur Geschwindigkeitsreduzierung die Energierückgewinnung (Rekuperation) der Elektromotoren statt der Fußbremse optimal nutzt. Es gibt außer Parken (P) und Neutral (N) nur den Vorwärtsgang (D) und den Rückwärtsgang (R). Sobald man „D“ gewählt hat, kann man losfahren; und tatsächlich kann man sehr einfach und angenehm vom Anfahren bis zum Anhalten die Geschwindigkeit des Fahrzeugs komplett mit dem Gaspedal regulieren. Die Rekuperation agiert dabei spürbar variabel: Je nach Bewegung des Gaspedals beschleunigt oder bremst der Wagen, und nimmt man den Fuß ganz weg vom Pedal, ist die Bremsung genau passend für ein komfortables, ruhiges Anhalten. Beim Anhalten wird das Fahrzeug automatisch gehalten, so dass es auf einer Neigung weder vorwärts oder rückwärts rollt.
Für einen niedrigen Verbrauch ist neben einem vorausschauenden Fahrstil und der optimalen Ausnutzung der Rekuperation auch ein geringer Windwiderstand entscheidend. In diesem Punkt schneidet das Model 3 mit seiner schnörkellosen, glatten Karosserie extrem gut ab. Sein Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) liegt mit 0,23 deutlich unter dem vergleichbarer Limousinen und Sportwagen, deren cw-Wert typischerweise über 0,30 liegt.
Letztlich aber befindet sich die entscheidende Intelligenz, die für einen niedrigen Verbrauch sorgt, auf dem Fahrersitz.

Das Aufladen

Tesla betreibt in Deutschland entlang des Autobahnnetzes 72 eigene Schnellladestationen, sogenannte Supercharger, mit insgesamt 666 Ladeplätzen. Hier kann man mit dem Model 3 in 15 Minuten eine fast leere Batterie auf 270 Kilometer Reichweite aufladen. Möchte man voll aufladen, muss mit knapp einer Stunde gerechnet werden. Jedoch beträgt die optimale Aufladung etwa 80% der Batteriekapazität, und die ist bei fast leerer Batterie in 30 bis 45 Minuten erreicht, je nach Leistung des Superchargers.

Weitere Tesla Ladeplätze findet man an sogenannte Destination Charger an Hotels, Restaurants, Supermärkten und Einkaufszentren, die von deren Kunden genutzt werden können. Destination Charger gibt es in Deutschland aktuell an etwa 500 Standorten, die typisch jeweils zwei Ladeplätze anbieten. In unseren Nachbarländern Österreich und der Schweiz ist die Dichte der Tesla Ladestationen nochmal deutlich dichter als in Deutschland, also kann man dort beruhigt mit seinem Tesla in Urlaub fahren.

Zusätzlich gibt es in Deutschland aktuell circa 19 500 Ladestationen anderer Betreiber mit knapp 64.000 Anschlüssen, an denen auch ein Model 3 mittels Standard TYP 2- oder CCS-Anschluss aufgeladen werden kann – etwa 4000 mehr als noch vor einem Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es aktuell 14.400 Tankstellen für Benzin und Diesel (Stand April 2020).

Allerdings ist eine eigene Wandladestation („Wall Box“) zuhause die ideale Lösung: Die meisten Privathäuser in Deutschland ermöglichen eine maximale Laderate von 11 kW, was bis zu 65 Kilometer Reichweite pro Ladestunde entspricht. Dies ist für das Laden über Nacht mehr als ausreichend. So fährt man in der Regel mit voller Batterie von zuhause los und muss nur dann unterwegs aufladen, wenn man mehr als 400 Kilometer pro Tag fährt oder länger als einen Tag unterwegs ist.

Fahren oder gefahren werden, das ist die Frage

Das Model 3 ist mit umfassenden Fahrassistenzsystemen ausgestattet, zum Beispiel Abstandsregeltempomat, Spurhalteassistent, Spurwechselassistent, Lichtassistent, Notbremsassistent, Parkassistent und mehr. Die Hardware für das voll autonome Fahren (SAE Stufe 5) ist bereits im Model 3 verbaut, so dass die Funktionalität zukünftig per Software-Update nachgerüstet werden kann. Dazu gehören ein Radarsensor in der Frontstoßstange und acht Kameras rundum. Aktuell ist etwa die Stufe 3 des autonomen Fahrens realisiert, und wer es mag, vom Auto gefahren zu werden statt selbst zu fahren, der kann sich auf das zukünftige Software-Upgrade freuen. In jedem Fall tragen die gegenwärtig aktiven Assistenzsysteme zu einer erhöhten Verkehrssicherheit bei.

Wer (noch) am liebsten selbst fährt und Spaß daran hat, der kann sich über die ausgezeichneten sportlichen Fahreigenschaften und die erstaunliche Dynamik und Leistung des Model 3 freuen. Der ADAC bewertete in seinem Test vom November 2019 das Model 3 als „Elektroantrieb mit Prädikat herausragend”, und die Testingenieure bescheinigten dem Model 3 herausragende Fahrleistungen, Laufkultur und Kraftentfaltung. Zitat ADAC: „Höchsten Ansprüchen genügt auch das Fahrverhalten des Model 3. Vorteil der Allradversion: Je nachdem, wo gerade mehr Antriebskraft gebraucht wird, können die Elektromotoren an der Vorder- oder Hinterachse variabel und blitzschnell reagieren. Den Ausweichtest meistern beide Versionen leicht untersteuernd, aber gut kontrollierbar über die Vorderachse schiebend. Die Federung ist hier wie da sportlich-straff. Kleine Defizite beim Federungskomfort verzeiht man gern. Die Lenkung überzeugt mit einem harmonischen Lenkgefühl, guter Präzision und klarer Zentrierung. Antriebseinflüsse sind trotz des enormen Drehmoments kein Thema. Auch beim Bremsen leistet sich das Model 3 keine Schwäche. 34,1 bzw. 34,4 Meter Bremsweg reichen aus, um von 100 km/h bis zum Stillstand zu verzögern.”
Dieser Bewertung des ADAC können wir absolut zustimmen. Das Model 3 beschleunigt aus dem Stand wie ein Pfeil aus einem gespannten Bogen heraus – bis weit über die Autobahnrichtgeschwindigkeit hinaus. Es lässt sich präzise bewegen und liegt mit seiner breiten Spur und seinen breiten Sportreifen, dem niedrigen Schwerpunkt sowie der ausgewogenen Gewichtsverteilung satt in der Kurve. Geradeaus fährt es stabil wie auf einer Magnetschwebebahn.

Das Bedienkonzept

Für viele wird anfangs die „Fahrerschnittstelle” des Model 3 gewöhnungsbedürftig sein, weil kein konventionelles Armaturenbrett vorhanden ist. Stattdessen werden so gut wie alle Anzeigen und Funktionen über ein einziges, zentral verbautes, iPad-ähnliches 15 Zoll Display bereitgestellt. Selbst das Handschuhfach wird über das Display geöffnet. Am Lenkstock befinden sich lediglich zwei Hebel – einer auf der linken Seite für Blinker und Scheibenwischer, einer rechts für die Gangschaltung (R, N, D und P) und den Abstandsregeltempomaten. Auf dem Lenkrad selbst befindet sich links und rechts neben der Hupe jeweils ein kugelförmiges Scrollrad. Das linke Scrollrad dient zur Lautstärkenregelung und zur Einstellung der Seitenspiegel. Mit dem rechten Scrollrad kann man die Soll-Geschwindigkeit des Abstandstempomats oder bei Stillstand die Höhe und die Neigung des Lenkrads einstellen. Das große Display ist sehr einfach zu bedienen, weil die Menüs logisch strukturiert und die Symbole intuitiv verständlich sind. Wichtige und häufig benutze Funktionen lernt man schnell zu erreichen, lediglich die Vielfalt der Funktionen und Einstellmöglichkeiten wirken auf den ersten Blick überwältigend. Letztendlich vereinfacht die klare visuelle Darstellung der Funktionen auf dem Display die Bedienung gegenüber der Vielzahl an verstreut gruppierten, mechanischen Dreh-, Druck- und Kippschaltern, wie sie meist in modernen Autos zu finden sind.
Ein Head-Up-Display, das die wichtigsten Fahrinformationen wie etwa Geschwindigkeit und Restreichweite auf die Windschutzscheibe ins Sichtfeld des Fahrers projiziert, wäre allerdings ein wünschenswertes Feature.
Eine interessante Funktion, die durch die rundum verbauten Kameras ermöglicht wird, ist der sogenannte Wächtermodus. Wenn dieser eingeschaltet ist, überwachen die Kameras sowie Sensoren die Fahrzeugumgebung, während das Fahrzeug geparkt und verriegelt ist. Wenn eine Bedrohung erkannt wird, löst der Wächtermodus je nach Art der Bedrohung eine Warnung oder einen Alarm aus, und die Kameras zeichnen Videos der Fahrzeugumgebung auf.

Unser Fazit

Der Tesla Model 3 ist ein faszinierendes und zukunftsweisendes Premium-Elektroauto, das sehr viel Fahrfreude garantiert. Als viertürige Limousine der Mittelklasse ist es sehr komfortabel, praktisch und als einziges Fahrzeug absolut alltagstauglich für alle Fahrten, kurze wie lange, einschließlich Urlaubsfahrten und Tagesfahrten auf der Autobahn. Oft kritisierte Mängel bei der Verarbeitungsqualität des Model 3 konnten wir bei dem zur Verfügung gestellten Fahrzeug nicht nachvollziehen. Der Lack und die Spaltmaße waren makellos, es klapperte nichts, und auch der Innenraum war einwandfrei verarbeitet.



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