Ein Tag zum Gammeln gibt ihm Kraft
von Andrea Weber
Wolfratshausen 15.10.2012 – Kommt Uli Hoeneß nach Wolfratshausen in die Loisachhalle, dann gibt es im Umkreis der Innenstadt keinen freien Parkplatz mehr. Die Halle war am Montagabend bis auf den letzten Platz besetzt. Auf Einladung der Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen, kurz UWW genannt, und der Stadt Wolfratshausen war der bekannte Fußballmanager gekommen und sprach mit dem Sportjournalisten Rainer Holzschuh (Herausgeber des Kicker-Sportmagazins) über Motivation, Führungsstil und natürlich besonders viel über Fußball und den FC Bayern.
Rund 700 Gäste wollten den Präsidenten vom FC Bayern live erleben, und das einmal außerhalb seines sportlichen Umfelds – als Unternehmer, als Vorgesetzten und als Mensch wie er denkt, wie er handelt und vielleicht ein bisschen auch, wie er lebt. Natürlich war der Einladung auch Edmund Stoiber gefolgt, den Uli Hoeneß sehr gut kennt, weil er im Aufsichtsrat des FC Bayern ist. „Edmund Stoiber ist seit 30 Jahren ein richtiger Fan, der diesen Sport liebt und für ihn kämpft“, begrüßte ihn Hoeneß. Die Abgeordneten des Bayerischen Landtages Martin Bachhuber (CSU) und Florian Streibl (Freie Wähler), die Bürgermeister aus Wolfratshausen Helmut Forster und Peter Plößl, sowie Rathaus-Chefin Cornelia Irmer aus Geretsried, viele Unternehmer und Kommunalpolitiker waren zum Podium-Interview gekommen.
„Mit viel Engagement und viel Leidenschaft kannst Du alles erreichen.“
Natürlich ging es in erster Linie um Fußball, um was sonst? Schließlich lebt Uli Hoeneß für diesen Sport. Er habe ganz klein angefangen und damit die große Karriere gemacht, erzählte er. „Ich kam als Abiturient mit 50 Mark in der Tasche nach München“. Seine Lebensdevise lautet: „Learning By Doing“ – mit viel Engagement und viel Leidenschaft kannst Du alles erreichen.“ Er hat alles erreicht: War Top-Sportler und ist heute Top-Manager. Er spielt nicht mehr auf dem grünen Rasen sondern in der Liga der deutschen Wirtschaftsbosse mit. Im Aufsichtsrat von Bayern München sitzen die Spitzenmanager von Audi, adidas, Deutsche Telekom und UniCredit Group und andere. „Glauben Sie mir, ich freue mich jedesmal auf diese Sitzungen, denn von diesen Menschen kann ich so vieles lernen.“ Zum Beispiel wie gutes Marketing funktioniert. („Zuerst muss die Qualität eines Produktes stimmen, dann kann Marketing erst greifen.“) Hoeneß erklärte, wie er seine Mitarbeiter führt. („Du darfst nicht nach oben buckeln und nach unten treten“) und Hoeneß erlaubt Fehler, wenn man daraus lernt. Bei ihm darf man sagen, „ich habe Mist gebaut“, das beweist für ihn Stärke.
Der Nachbar vom Tegernsee
Uli Hoeneß ist ein Mann der Öffentlichkeit, der sicherlich weiß wie man sich verkauft und seine Bekanntheit geschickt in Szene setzt. Genau das tat er an diesem Abend nicht. Uli Hoeneß ist schlicht und einfach der Nachbar vom Tegernsee, der ehemalige Fußballer, der gebürtige Baden-Württemberg, der auch privat mit seiner Wurstfirma erfolgreich ist – und das weltweit. Ein Bodenständler, der sagt wie es ist. Am Ende verriet er – auf die Frage eines Publikumsgastes – wie er für sich wieder Kraft schöpft nach dem anstrengenden Fußballpräsidenten-Alltag. „Ich brauche meine Familie. Und ich brauche meine Gammeltage, dann will ich nur: lange Frühstücken, in Ruhe Zeitung lesen, eine Runde Golf spielen und abends gut essen gehen.“