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Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen

„Ich brauche keine Brücke als Denkmal“

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen, 21.5.2015 – Vor etwas mehr als einem Jahr übernahm Klaus Heilinglechner das Amt des Bürgermeisters. Grund genug für die Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW), den Rathauschef zu einer offenen Diskussionsrunde in die ehemalige Landwirtschaftsschule einzuladen.

S-Bahn-Verlängerung darf nicht gefährdet werden
Rund 30 Unternehmer aus Wolfratshausen und Geretsried folgten am Mittwochabend der UWW-Einladung zu einem von Carl-Christian Eick moderierten Informationsgespräch mit Bürgermeister Klaus Heilinglechner, der zunächst um eine Einschätzung zum Planungsstand der S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried gebeten wurde. „Wir sind nach fast 40-jähriger Diskussion endlich so weit, dass es eine für Wolfratshausen verträgliche Lösung gibt“, zeigte sich Heilinglechner erleichtert. Wie berichtet soll es an der Sauerlacher Straße statt einer Schrankenlösung eine Tieferlegung der Bahngleise mit einem Tunnel und einem Trog-Bauwerk geben. An den dafür nötigen Mehrkosten wird sich Wolfratshausen mit rund 2,6 Millionen Euro beteiligen. Die Entscheidung über den Investitionszuschuss müsse nun „nur“ noch vom Stadtrat am 28. Juli abgesegnet werden. „Ich rechne damit, dass die Mehrheit dieser Lösung zustimmt. Versprechen kann ich aber nichts“, so Heilinglechner.

Rechtsanwalt Winfrid Borcherdt ärgert sich indes darüber, dass dem Bürger „die wahren Kosten des S-Bahn-Projekts“ verschwiegen werden. Eine Deckelung der Kosten hält Heilinglechner indes für gefährlich. Stelle sich nach vier bis fünf Jahren heraus, dass mehr Geld in die Hand genommen werden müsse, wären vielleicht weder der Kreis noch die beiden Städte Geretsried und Wolfratshausen bereit, weiter zu investieren. „Dann könnte das Projekt für immer scheitern“, fürchtet der Bürgermeister. Er hofft, dass sich die angespannte Verkehrssituation in Wolfratshausen nach der S-Bahn-Verlängerung entspannt, da weniger Geretsrieder zum Wolfratshauser Bahnhof fahren müssten. Außerdem werde dann das Einwohnerwachstum mehr auf die Nachbarstadt verlagert.

Umgehungsstraße und neue Parkplätze
Noch nicht ganz aufgeben will Heilinglechner die Idee einer möglichen Umgehungsstraße. „Die Stadträte werden sich in einer Klausur noch einmal mit dem Thema befassen“, verspricht der Ratshauschef. Zudem stehe die Ausarbeitung eines Parkkonzeptes kurz vor dem Abschluss. Mit dem Bau eines Parkdecks am Hatzplatz stünden hundert zusätzliche Stellplätze in der Innenstadt zur Verfügung. Auch am Sparkassenparkplatz hinter der Loisachhalle gäbe es noch Erweiterungsmöglichkeiten.  Bewährt hat sich laut Heilinglechner die Verlegung des Grünen Markts vom Loisachhallenparkplatz in die Markstraße. „Ich habe das trotz einiger Widerstände von Einzelhändlern durchgezogen. Inzwischen hat sich die Maßnahme etabliert“, erklärte Heilinglechner.

UWW fordert Wirtschaftsförderer
Damit sich Unternehmen und Firmen weiterhin in Wolfratshausen wohl fühlen, wurde aus den Reihen der UWW der Wunsch nach einem in Vollzeit beschäftigten Wirtschaftsförderer beziehungsweise einem Stadtmanager laut. Heilinglechner verriet, dass derzeit zwei Finanzierungsvarianten geprüft werden. Das Jahresgehalt des Wirtschaftsförderers, das wohl im unteren sechsstelligen Bereich liegt, könnte entweder von verschiedenen Vereinen wie zum Beispiel der Lebendigen Altstadt Wolfratshausen oder dem Werbekreis Wolfratshausen oder von der Stadtverwaltung übernommen werden. Unbedingt weiterverfolgen will Klaus Heilinglechner den Aufbau eines Bürgerladens. Dass das Projekt vor kurzem durch eine Kostenexplosion bei der Sanierung des Gebäudes am Untermarkt kurzfristig ins Stocken geriet, ärgert nicht nur UWW-Mitglied Winfrid Borcherdt.

„Gibt es einen neuen Zeitplan?“, wollte Borcherdt wissen. Heilinglechner kündigte eine Sondersitzung des Stadtrats am 7. Juli an. Dann soll erneut über Einsparmöglichkeiten diskutiert werden und ein Beschluss folgen.  Und wie stellt sich Klaus Heilinglechner Wolfratshausen im Jahre 2035 vor? „Ich brauche keine eigene Brücke als Denkmal. Ich wünsche mir eine lebendige Innenstadt mit normalem Verkehr und lauter glücklichen Wirtschaftsbetrieben, die bei Erhöhungen der Gewerbesteuer wohlwollend zustimmen“, scherzte Heilinglechner.

Fotos: Peter Herrmann

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