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Wirtschaftsforum Oberland

Wirtschaftsforum Oberland verleiht 4. Nachhaltigkeitspreis

Von Thekla Kraußeneck

Benediktbeuern, 22.11.2014 -Das Wirtschaftsforum Oberland hat am Donnerstag zum vierten Mal regionale Unternehmen mit dem Nachhaltigkeitspreis Münchner Oberland ausgezeichnet. Anders als im Vorjahr, als allein der Geretsrieder Gaslieferant Tyczka Totalgaz gewürdigt wurde (wir berichteten…), entschied sich der Aufsichtsrat des Wirtschaftsforums heuer für gleich zwei Preisträger: die Waldbesitzervereinigungen Wolfratshausen und Holzkirchen sowie die Moltke Unternehmensgruppe GmbH, der das Parkhotel Egener Höfe gehört.

„Der Nachhaltigkeitspreis, das ist etwas, das wir der Region geben“, sagte Reinhold Krämmel, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Wirtschaftsforums, in seinem Grußwort. Dass sich das Wirtschaftsforum selbst auch auf nachhaltiges Handeln versteht, bewies es unter anderem in den kulinarischen Phasen der fünfstündigen Veranstaltung: Der Kuchen kam wie auch das Abendessen aus der Region, serviert vom Geretsrieder Bäcker Ludwid Schmid. Die Veranstaltung selbst war durch den Kauf von fünf UN-Zertifikaten klimaneutral gestaltet worden. Im Barocksaal des Klosters Benediktbeuern versammelten sich zur Preisverleihung rund 200 Menschen aus der regionalen Wirtschaft und Politik. Im Vorfeld hörten sie eine Reihe spannender Vorträge zu Themen der Energiewende und der sozialen Unternehmensführung.



300 Jahre nachhaltiges Forstwirtschaften

In seiner Laudatio für die Waldbesitzervereinigungen Wolfratshausen und Holzkirchen brachte Hans Baur, ehemaliger Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Bayern, auf den Punkt, warum das Wirtschaftsforum auch diesmal die richtige Wahl getroffen hatte. Beide Vereinigungen setzen sich seit 300 Jahren für nachhaltiges Forstwirtschaften ein, außerdem sind es die zwei ältesten Vereinigungen privater Waldbesitzer in Bayern. Fast die Hälfte der Fläche Bad Tölz-Wolfratshausens besteht aus Wald, bayernweit sind es nur 35 Prozent, damit liegt die Region deutlich über dem landesweiten Schnitt. Zwei Drittel dieser Fläche gehören privaten Besitzern, der bayerische Durchschnitt liegt bei 53 Prozent. Auch hinsichtlich der Größe der jeweils bewirtschafteten Flächen weicht der Landkreis stark vom bayerischen Wert ab, denn in Bad Tölz-Wolfratshausen sind die privaten Wälder jeweils deutlich größer als im Rest des Freistaats. „Die Leistungen, die die Forstwirtschaft bringt, sind herausragend“, lobte Baur. „Und zwar im ökonomischen Bereich ebenso wie im ökologischen und sozialen.“

Die Dietramszeller Bürgermeisterin Leni Gröbmair hatte die Waldbesitzervereinigungen vorgeschlagen, und schloss sich der Laudatio des ehemaligen Geschäftsführers an. Sie setzte nachhaltige Forstwirtschaft nicht nur mit gesunden, fruchtbaren Böden und einer bedachten Entnahme von Baumbestand mit Blick auf das nachwachsende Gut in Verbindung, sondern auch mit dem Grundwasserschutz und gesunder Luft. „Was der eine nicht schafft, kann man in der Gemeinschaft besser machen“, so Gröbmair. Michael Lechner nahm den Preis, der eine Urkunde und eine spiralförmige Plastik umfasste, als Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Holzkirchen entgegen. Das sei eine große Wertschätzung für die Forstwirtschaft, sagte Lechner stolz. Für die Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen war der Vorsitzende Johann Killer gekommen.

Beisspielloser Vorreiter: die Moltke Unternehmensgruppe

Die Moltke Unternehmensgruppe setzt in der Hotel- und Gastronomiebranche Maßstäbe über die Region hinaus. Im Jahr 2008 verbrauchte das Unternehmen noch 1,45 Millionen Kilowattstunden im Jahr an Energie, innerhalb von fünf Jahren reduzierte es diesen Verbrauch um ganze 26 Prozent. Auch in den kommenden drei Jahren soll der Verbrauch weiter sinken, auf 900 000 Kilowattstunden. In acht Jahren wären das dann 40 Prozent und 300 Tonnen CO² weniger – und das bei gleichbleibendem Komfort für die steigende Gästezahl. Auch der CO²-Fußabdruck des Bayerischen Umweltministeriums hat gezeigt, dass sich das Unternehmen den Preis redlich verdient hat: Innerhalb von sechs Jahren konnte Moltke seinen Fußabdruck um 50 Prozent reduzieren, die restlichen Emissionen in Höhe von 1500 Tonnen CO² wurden durch den Kauf von UN-Emissionszertifikaten kompensiert. Damit können die Egener Höfe mit Stolz von sich behaupten, ein klimaneutrales Unternehmen zu sein. Zu spüren bekommen Gäste diesen feinen Sinn für nachhaltiges Wirtschaften beim Frühstücksbuffet, das zu 90 Prozent mit Tegernseer Produkten bestückt ist. Weil Küche, Einkauf und Lieferanten vorbildlich zusammenarbeiten, konnte die Menge der weggeworfenen Lebensmittel stark reduziert werden.

„Wenn ich der Region ein Stück Boden nehme, muss ich ihr mit der Art und dem Stil der Bebauung wieder ein Stück Heimat zurückgeben.“

Weil sich Moltke ständig weiterentwickelt, baut und expandiert – derzeit entsteht in Reit im Winkl zum Beispiel ein neues Ressort, „ein Leuchtturmprojekt“, wie Gründer Klaus-Dieter Graf von Moltke sagt –, liegt es nahe, dass es auch im Bereich Bauen und Planen auf Nachhaltigkeit achtet. Den Leitsatz des Unternehmens formulierte Graf von Moltke so: „Wenn ich der Region ein Stück Boden nehme, muss ich ihr mit der Art und dem Stil der Bebauung wieder ein Stück Heimat zurückgeben.“ Umgesetzt wird dieser Leitsatz in Form der Verwendung wertbeständiger, nachwachsender Baustoffe und regenerativer Energiequellen. Es werden nur Fachfirmen beauftragt, die den Standort innerhalb von 50 Kilometern erreichen können. Dadurch sichert Moltke nicht nur die regionale Wirtschaft und lokale Arbeitsplätze, das schafft kurze Anfahrtswege und spart CO2-Emissionen.

Besondere Wertschätzung des Personals

Kein Unternehmen kann ohne seine Mitarbeiter bestehen. Moltke ist das bewusst, und so setzt es auch in diesem Bereich Maßstäbe. „Teamarbeit ist viel mehr, als die Summe aller Einzelleistungen“, lautet der Leitsatz in diesem Bereich, dessen Basis ein kameradschaftlicher, respektvoller Umgang ist. Vertrauen, gemeinsame Werte und Kontinuität bilden die Säulen dieses stabilen Unternehmensgebäudes, das Graf von Moltke im Oberland errichtet hat. In seinen Worten: „Wir haben Verantwortung für den Menschen. Er ist für uns nicht nur ein Produktionsfaktor.“

Die Laudatio für die Moltke Unternehmensgruppe hielt der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan. „Wir kennen uns jetzt schon seit 23 Jahren“, sagte Radwan über Graf von Moltke. „Ich finde es sehr spannend, dass Sie heute den Nachhaltigkeitspreis bekommen, und sehr schön.“ Als 1992 die Egener Höfe eröffnet wurden, war Radwan frisch gewählter Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Bayern. Als diese Räumlichkeiten für eine Klausurtagung suchte, kam ihnen Moltke zu Hilfe – er kannte die Situation, war schließlich selbst Mitglied der Jungen Union in Hessen gewesen. Was Graf von Moltke auszeichne, sei, „dass er hingeht und macht“, sagte Radwan. Und das sei es, was ihn von der Menge abhebe.

Eine wohlbedachte Entscheidung

Der Nachhaltigkeitspreis Münchner Oberland ist eine besondere Auszeichnung. Das Wirtschaftsforum prüft die Kandidaten sehr genau, die Richtlinien sind streng definiert. Nur in sehr besonderen Ausnahmefällen verleiht das Forum die Urkunde an zwei Preisträger gleichzeitig. Die sollten sich, um überhaupt infrage zukommen, vielseitig um nachhaltiges Handeln verdient gemacht haben, etwa im sozialen Bereich, indem sie sich der Ausbildung schwieriger Jugendlicher widmen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren und eine besondere soziale Verantwortung für alle Beschäftigten übernehmen. Auch ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Handeln spielt eine große Rolle bei der Qualifikation für den Nachhaltigkeitspreis: Unternehmen, die sich den Preis verdienen, schaffen es, Ökologie und Wirtschaft in Einklang zu bringen, ihren Ressourcenbedarf in der Produktion und der Verwaltung unter dem Branchenschnitt zu halten, umwelt- und ressourcenschonende Produkte herzustellen und ihren Energiebedarf aus erneuerbaren Energiequellen zu decken.

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